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„Wir wollen eine neue Bank bauen“

Commerzbank und comdirect gehen zusammen. „Auf der jeweils anderen Seite gibt es viel Kompetenz“, sagt Matthias Hach.

„Das Corona-Jahr gehört zu den erfolgreichsten in der Geschichte von comdirect“: Matthias Hach, Bereichsvorstand comdirect, Marketing & Digital Solutions bei der Commerzbank. (Foto: comdirect)

Commerzbank und comdirect gehen zusammen. „Auf der jeweils anderen Seite gibt es viel Kompetenz“, sagt Matthias Hach.

WirtschaftsKurier: Herr Hach, sind sie eigentlich Borussia Dortmund-Fan?  

Matthias Hach:Nein – eigentlich Bayern. Aber Dortmund ist mir sehr sympathisch. Ich würde es mal so zusammenfassen: Vom Verein her mag ich Dortmund. Und vom Fußballerischen her sind die Bayern einfach unschlagbar.

Aber eine Kooperation hat comdirect mit der Borussia angefangen.     

Ja, seit letztem Jahr und zwar, weil wir mit Borussia eine Partnerschaft eingehen konnten, die nicht bloß eine reine Kampagne zur Steigerung der Markenbekanntheit ist. Dafür stehen wir nicht. Wenn wir so etwas machen, wollen wir einen Mehrwert bieten.

Was haben Sie gemacht?  

Wir haben das BVB-Fan-Konto auf den Weg gebracht. Auf dem Smartphone mit einer schön designten BVB-Oberfläche in schwarz gelb, mit einer Kreditkarte in diesen Farben und einem Armband, mit dem man überall bargeldlos bezahlen kann. So haben die Fans ihren Verein immer in der Tasche.

Wird so etwas künftig noch so einfach gehen, wo comdirect seit November mit der Commerzbank verschmolzen ist?

Wir sind mit comdirect sehr erfolgreich und wollen dies als Marke der Commerzbank AG weiter ausbauen. Wir wollen den Beweis antreten, dass wir den Spirit von comdirect in die Commerzbank tragen können, um am Ende das Beste aus beiden Welten zu vereinen: die persönliche Beratung und die digitalen Angebote. Stärken gibt es auf beiden Seiten. Es geht aber immer darum, die beste Lösung für den Kunden zu finden.      

Als Beobachter habe ich manchmal das Gefühl, da überfährt der Tanker das Schnellboot. comdirect ist in dem, was sie tut, die aktuell erfolgreichere Bank.     

Wir sind vor mehr als 25 Jahren als Tochtergesellschaft der Commerzbank gegründet worden. Das Thema Online-Banking und -Brokerage war damals neu. Durch die Digitalisierung haben sich die Geschäftsmodelle in den letzten Jahren aber immer weiter angeglichen. Jetzt bündeln wir die Kräfte, um einen stärkeren Hebel bei der Weiterentwicklung unserer digitalen und mobilen Angebote zu bekommen. Auch der sehr großen Kundenbasis der Commerzbank möchten wir Leistungen von comdirect anbieten und so Skaleneffekte noch besser nutzen. Am Ende aber werden Markt, Wettbewerb und Kunden entscheiden, wie die neue Bank aussieht.

Wie lief denn bisher die Zusammenarbeit im Integrationsprozess?
   

Uns eint, dass wir alle gemeinsam eine neue Bank bauen wollen, die für alle noch mehr Möglichkeiten bietet. Und das Vertrauen zueinander ist im Laufe der vergangenen Monate gewachsen. Am Anfang waren wir zugegebenermaßen nicht gerade begeistert.  Aber wir sind da mit einem positiven Pragmatismus herangegangen und beide Seiten haben festgestellt, dass es auf der jeweils anderen Seite wirklich kompetente Menschen gibt. Wir haben jetzt gemeinsam eine große Chance, die ganze Wertschöpfungskette zu bedienen, vom Privatkunden bis zum Dax-Konzern.    

Gibt es eine IT-Migration und wie verläuft die?

Ganz sicher werden wir mittelfristig auch Systeme zusammenführen, um Synergieeffekte zu nutzen. Das tun wir aber jetzt auch teilweise schon längst, wie beispielsweise beim Wertpapiergeschäft oder beim Zahlungsverkehr. Wie das am Ende aber aussehen wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht konkret sagen.  

Sie vollziehen die Integration, während der Aufsichtsratsvorsitzende und der Vorstandschef die Commerzbank schon verlassen haben oder noch verlassen werden. Kann das funktionieren?  

Das ist keine optimale Situation, niemand hat sie sich gewünscht. Aber wir sind pragmatisch und machen das Beste draus. Im täglichen Geschäft warten genügend Aufgaben und Ideen für unsere Kunden, an denen wir konsequent weiterarbeiten. Das funktioniert auch gut. Und zum Januar ist auch der neue CEO der Commerzbank an Bord.

Wie läuft das Geschäft während der Corona-Krise?

Das Jahr 2020 gehört zu den erfolgreichsten in der Geschichte von comdirect. Wir haben mitten in der Corona-Krise die Kooperation mit dem Telekommunikationsdienstleister o2 gestartet und gemeinsam ein vollumfängliches Mobile Banking Angebot mit echten Mehrwerten geschaffen, das es in dieser Kombination am Markt noch nicht gibt. Corona hat zwei Dinge dauerhaft verändert: Erstens hat sich die Digitalisierung beschleunigt. Kunden nutzen unsere Angebote stärker denn je – die Tradingaktivität unserer Kunden ist auf Rekordniveau und auch die Neukundengewinnung läuft hervorragend. Und zweitens: Wir können ohne Probleme mobil arbeiten. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind schon früh ins Homeoffice gegangen. Das war für uns gar kein großer Aderlass. Ganz egoistisch betrachtet, ist es ein sensationelles Jahr für comdirect.

Das Gespräch führte Oliver Stock.