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Börsen: gute Stimmung zum Jahresanfang

Vor genau zwölf Monaten hätte die Stimmung an den Aktienmärkten schlechter kaum sein können: enttäuschende Aussichten für die chinesische Wirtschaft führten zu Turbulenzen an den weltweiten Börsen – Kurse brachen in den ersten Tagen des Jahres 2016 teilweise im zweistelligen Prozentbereich ein. Zum Jahresanfang 2017 präsentieren sich die Märkte komplett anders. Ulrich Stephan von der Deutschen Bank analysiert.

BÖRSE am Sonntag

Vor genau zwölf Monaten hätte die Stimmung an den Aktienmärkten schlechter kaum sein können: enttäuschende Aussichten für die chinesische Wirtschaft führten zu Turbulenzen an den weltweiten Börsen – Kurse brachen in den ersten Tagen des Jahres 2016 teilweise im zweistelligen Prozentbereich ein. Zum Jahresanfang 2017 präsentieren sich die Märkte komplett anders.

Von Ulrich Stephan

Zum Jahresanfang 2017 präsentieren sich die Märkte stabil und freundlich. Statt Hiobsbotschaften aus China bestimmen mittlerweile die hohen Erwartungen an die neue US-Regierung die Stimmung der Marktteilnehmer. Und die ist seit der Wahl von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten im November 2016 fast durchgängig positiv.

Donald Trumps Pläne beflügeln die Aktienmärkte

Hauptgrund hierfür ist neben der insgesamt bereits verbesserten weltwirtschaftlichen Lage vor allen Dingen die Wachstumspolitik, die Donald Trump in seinem Wahlprogramm versprochen und seit seinem Wahlsieg immer wieder bekräftigt hat – insbesondere Steuererleichterungen und umfangreiche Investitionsprogramme. Sollten diese auch nur annähernd die Umfänge erreichen, die in Aussicht gestellt wurden, könnten sie nicht nur in den USA zu einem wirtschaftlichen Wachstumsimpuls und weiter steigenden Aktienkursen führen, sondern auch weltweit.

Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft

Entsprechend positiv sind derzeit die Aussichten der Unternehmen: Während in den USA beispielsweise der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Dezember 2016 ein Zweijahreshoch erreichte, verzeichnete sein Pendant in der Eurozone sogar seinen höchsten Stand seit April 2011. Und auch in Japan zog der entsprechende Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität deutlich an. Unterstützung erhielt die positive Stimmung an den Märkten vonseiten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). Denn tatsächlich hat die OPEC ihre angekündigte Drosselung der Förderquoten bereits teilweise umgesetzt, wodurch der Ölpreis seinen moderaten Aufwärtstrend bisher fortsetzen konnte.

Insgesamt stehen die Zeichen damit weiter auf wirtschaftliche Erholung und einen moderaten Anstieg der Inflation – zwei Aspekte, die sich auch in den Gewinnschätzungen der Analysten niederschlagen: Für den Weltleitindex MSCI World wird in den kommenden zwölf Monaten derzeit ein Plus bei den Unternehmensgewinnen von 12,9 Prozent erwartet.

Aktien: USA, Europa und Japan interessant

Besonders von den angekündigten Steuer- und Investitionsmaßnahmen Donald Trumps profitieren dürften aus naheliegenden Gründen US-Unternehmen. Das könnte US-Aktien für Anleger interessant machen. Zumal die Deutsche Bank mit weiter steigenden USKapitalmarktzinsen rechnet. Dies würde zu entsprechenden Kapitalflüssen in die USA und einer weiteren Stärkung des US-Dollar führen. Entsprechend risikobereiten Anlegern aus dem Euroraum könnte sich durch ein US-Investment die Möglichkeit bieten, an diesen Währungsentwicklungen teilzuhaben. Ebenfalls von Vorteil könnte ein starker US-Dollar für europäische und japanische Exportunternehmen sein, die dadurch ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern und verstärkt in den Anlegerfokus rücken könnten. Zumal beide Aktienmärkte im Vergleich etwa zum US-Markt noch einiges an Aufholpotenzial zu bieten scheinen.

Trotz guter Vorgaben: Risiken bleiben bestehen

Trotz positiver Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte bleibt abzuwarten, wie sich die politische Entwicklung in den USA in den kommenden Monaten tatsächlich gestalten wird. Denn noch basiert die gute Stimmung der Marktteilnehmer zum großen Teil allein auf Erwartungen an die neue US-Regierung. Hinzu kommt das Risiko eines zu starken Zinsanstiegs in den USA. Aktuell wird ein Zinssatz von 10-jährigen US-Treasuries von 3,6 Prozent zur Jahresmitte und von 3,1 Prozent zum Jahresende erwartet. Dahinter steckt die Überlegung, dass Trump die Wachstumsmaßnahmen nicht so rasch wird umsetzen können, wie es die Märkte heute erwarten.

Abgesehen davon dürfte die Inflation aufgrund von Basiseffekten im 1.Halbjahr höher liegen. Beides – enttäuschte Erwartungen und zu hohe Zinsen – könnten den US-Wirtschaftsausblick und die Aktienmärkte weltweit belasten. Für die europäischen Aktienmärkte bleibt darüber hinaus das politische Klima in der Eurozone mit den anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Italien und Deutschland herausfordernd.

Aktives Management gefragt

Insgesamt scheint das Umfeld für Aktienanleger derzeit viele interessante Möglichkeiten zu bieten. Aufgrund der Vielzahl von Eventualitäten könnte dabei ein aktives Anlagemanagement ratsam sein, um schnell auf etwaige politische Entwicklungen reagieren zu können.