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Welche Aktien bringen 2016 Gewinn?

Die amerikanische Notenbank Fed hat das Ende ihrer Nullzinspolitik bestätigt. Im Gegensatz dazu ernüchterte die europäische Zentralbank EZB trotz weiterhin lockerer Geldpolitik die Anleger. Diese Divergenz wird zahlreiche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks haben. Igor de Maack, DNCA, gibt Richtlinien für 2016: welche Aktien können Anleger guten Gewissens kaufen?

BÖRSE am Sonntag

Die amerikanische Notenbank Fed hat nun das Ende ihrer Nullzinspolitik bestätigt, indem sie auf der Sitzung am 16. Dezember die erste Zinserhöhung und für 2016 weitere schrittweise Erhöhungen ankündigte. Im Gegensatz dazu bestätigte die europäische Zentralbank EZB in ihrer letzten Verlautbarung zwar ihre lockere Geldpolitik, ernüchterte aber auch die Anleger. Diese Divergenz, die sich zum Teil bereits in den Wechselkursen niederschlägt, wird zahlreiche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks haben.

Mehr noch als die bereits allgemein bekannten Aussagen und Maßnahmen der beiden Notenbanken wird in den kommenden Wochen die Auslegung ihrer Verlautbarungen das Verhalten der Anleger bestimmen. In Europa sorgte die Entscheidung der EZB, ihre quantitative Lockerung um sechs Monate zu verlängern, die monatlichen Anleihekäufe dagegen nicht zu erhöhen, für eine heftige Reaktion an den Aktien- und Rentenmärkten. Die Geldpolitik kann zwar nicht alle Probleme lösen, doch zumindest muss man ihr zugute halten, dass sie insbesondere in der Eurozone die Angst vor dem systemischen Risiko noch auf viele Monate hinausschiebt. So können sich die Bewertungen zwar weiter steigen, jedoch ohne Gewähr, dass sie noch der jeweiligen fundamentalen mikroökonomischen Entwicklung entsprechen.

In den Vereinigten Staaten müssen die Anleger wahrscheinlich das Paradies verlassen und sich hinab ins Fegefeuer begeben: Zunächst im Anleihebereich, denn es ist nie leicht, mit einer Zinserhöhung zurechtzukommen, die im Konjunkturzyklus spät kommt. Für die amerikanischen Aktien bedeutet die Straffung der Geldpolitik in Kombination mit dem starken Dollar nicht gerade eine Stützung ihrer Bewertungen.

In Europa stehen die Zeichen weiter auf Wachstum, während das Leiden in weiten Teilen der übrigen Welt weitergeht. Die Schwellenländer stecken in einem wirtschaftlichen und politischen Engpass, der zwar schwierig, aber vielleicht auch heilsam ist. Die Vereinigten Staaten müssen nun eine weniger euphorische zweite Hälfte des Konjunkturzyklus bewältigen.

Die aktuellen Wirtschaftsindikatoren für November (Kfz-Anmeldungen, Kreditvergabe, PMI / ISM-Einkaufsmanager-Index) zeugen von der konjunkturellen Wiederbelebung in der Eurozone. Doch aufgrund der geografischen Verteilung ihrer Aktivitäten profitieren davon nicht alle europäischen Unternehmen. Da sich einige Schwellenländer (Brasilien, Argentinien, Venezuela) in einem politischen und institutionellen Umbruch befinden, ist ihre wirtschaftliche Lage derzeit alarmierend. Indes haben die Aktienkurse der Schwellenländer (insbesondere in China, Russland und Brasilien) bereits kräftig korrigiert. Da sich die Beruhigung des Ölpreisverfalls auf die Förderländer (Russland) auswirkt und in China der Konsum wieder anzieht, könnten diese Wirtschaftszonen für langfristige Anleger wieder interessant werden.

Die amerikanischen Aktien haben bereits sechs Jahre ununterbrochen positive Performance hinter sich. Die Verschuldung der amerikanischen Unternehmen ist gestiegen und stellt nun eine Gefahr für risikobehaftete Anlagen dar, falls die Fed die Zinskurve schlecht managt. Die weltweite Preiskonkurrenz durch die allgemeine Abwertung der großen Währungen behindert die Gewinnentwicklung der amerikanischen Unternehmen.

Schutz vor künftigen Risiken

Die Vorherzusage von Risiken ist eine Fähigkeit, die Anleger davor zu warnen eine Pflicht. Sich aber gegen Risiken zu schützen erweist sich insbesondere dank der heute verfügbaren Instrumente als viel komplexer. Fallende Leitzinsen und Zinsspannen können im Gegensatz zu früher nicht mehr als treibende Kraft der Performance fungieren. Erst wenn die Zinsen und/oder die Spreads wirklich wieder steigen, sollte man wieder in großem Umfang Anleihen kaufen. In der jetzigen Situation muss man beim Anleihekauf sehr selektiv vorgehen. Wir kaufen vorzugsweise Kurzläufer, südeuropäische Staatsanleihen, inflationsindexierte Anleihen und Wandelanleihen sowie aus dem allgemeinen Segment Anleihen mit gutem Rendite-Risiko-Verhältnis.

Bei den Wechselkursen ist keine klare Tendenz abzusehen und es könnten zahlreiche unvorhersehbare widrige Ereignisse eintreten (wie zum Beispiel die überraschende Abwertung des Renminbi oder die kürzlich aufgetretene Dollarschwäche). Daher könnte es sein, dass die Stärkung des Dollar gegenüber dem Euro zum Teil bereits stattgefunden hat. Der wachsende Handelsüberschuss Europas und sein Wirtschaftswachstum sprechen zwar dafür, dass die Gemeinschaftswährung mittelfristig zulegt. Aber die politischen Risiken in Europa bleiben bestehen, vor allem weil zahlreiche Wahlen anstehen.

Was Investments in Aktien betrifft, machen wir anhand strenger Bewertungskriterien drei Themen aus, die sich schwerpunktmäßig auf die Eurozone und das restliche Europa beziehen: im Inland aktive Unternehmen, die von dem anziehenden Konsum in Europa profitieren; Unternehmen, die sich umstrukturieren oder an Fusionen/Übernahmen beteiligt sind; Unternehmen, deren Wachstum nicht von der Weltkonjunktur abhängt.