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Deutsche Bank: Strafe deutlich reduziert

Hat die Aktie des größten deutschen Bankhauses wieder Potential nach oben? Es wäre eine kleine Trendwende, denn in der vergangenen Woche gab es einen Moment mit Symbolkraft: Die Aktie der Deutschen Bank erstmals überhaupt unter zehn Euro, ein neues Allzeit-Tief; Doch die aktuelle Strafforderung aus den USA soll drastisch reduziert werden. Die Wende, wenn sie denn eine ist, leitete sich spektakulär ein. Zunächst stürzte die Aktie der größten deutschen Bank zuerst um zehn Prozent, am Ende ein und desselben Tages stand sie sechseinhalb Prozent im Plus. Ihre Marktkapitalisierung schwankte um rund zwei Milliarden Euro – Achterbahn im Börsensaal! Falls nun die Bergfahrt kommt, folgt hoffentlich kein Looping.

BÖRSE am Sonntag

Hat die Aktie des größten deutschen Bankhauses wieder Potential nach oben? Es wäre eine kleine Trendwende, denn in der vergangenen Woche gab es einen Moment mit Symbolkraft: Die Aktie der Deutschen Bank erstmals überhaupt unter zehn Euro, ein neues Allzeit-Tief; Doch die aktuelle Strafforderung aus den USA soll drastisch reduziert werden. Die Wende, wenn sie denn eine ist, leitete sich spektakulär ein. Zunächst stürzte die Aktie der größten deutschen Bank zuerst um zehn Prozent, am Ende ein und desselben Tages stand sie sechseinhalb Prozent im Plus. Ihre Marktkapitalisierung schwankte um rund zwei Milliarden Euro – Achterbahn im Börsensaal! Falls nun die Bergfahrt kommt, folgt hoffentlich kein Looping.

Zum Wochenschluss machte die Meldung der Nachrichtenagentur AFP die Runde, wonach die Strafe wegen „Irreführung der Kunden“ im vorfeld der Finanzkrise von 2008 deutlich reduziert werden könnte. Demnach soll die Strafe nun „nur“ 5,4 Milliarden Dollar betragen, wie die Agentur aus mit dem Dossier vertrauten Kreisen erfahren haben will. Die Strafe würde damit im Rahmen des bisher gekannten Strafzumessungen für amerikanische Banken liegen. Die Aktie des deutschen Kreditinstituts legte um satte sieben Prozentpunkte zu. Diese Meldung bestätigt indes nur den Eindruck, dass sich der Spekulationswirbel um die Deutsche Bank noch für eine Weile weiterdrehen wird – und der Aktienkurs mit ihm.

Die Liquiditätsreserven der Deutschen Bank betragen 223 Milliarden Euro, das sind 20 Prozent der Gesamtbilanz. Damit sind nach Angaben des Handelsblattes die Cash-Reserven drei Mal so hoch wie zu Zeiten der Finanzkrise im Jahr 2007. Zudem betrage die Mindestliquiditätsquote 124 Prozent. Dieser Wert ist eine im Zuge von Basel III etablierte Kennzahl zur Bewertung des kurzfristigen Liquiditätsrisikos von Kreditinstituten. Dabei muss diese Quote mindestens 100 Prozent oder mehr betragen, um den Mindeststandard zu erfüllen. Tatsächlich ist diese bei der Deutschen Bank höher als bei den Konkurrenten Citigroup mit 121 Prozent und BNP Paribas mit 112 Prozent.

Auch die Schweizer Großbank Credit Suisse glaubt, dass die Investoren das Risiko überschätzen, dass Strafforderungen für dubiose Hypothekendeals in den USA die Bank finanziell überfordern könnten. „Die Höhe der Strafzahlungen wird am Ende kleiner erwartet ausfallen, als derzeit erwartet, wenn wir die Vergleiche direkter Wettbewerber als Grundlage nehmen“, schreiben die Analysten der Bank im Handelsblatt.

Die Regierung treibt vor allem die Sorge um, dass die Deutsche Bank an den Forderungen des US-Justizministeriums zugrunde geht (wir berichteten). Die Behörde hatte in der vergangenen Woche eine Strafe von bis zu 14 Milliarden US-Dollar angedroht, was in etwa so viel wäre wie die derzeitige Marktkapitalisierung der Bank.

Cryan dreht den Aktienkurs höchstpersönlich

Jede Aussage über die Zukunft der Deutschen Bank bleibt damit höchst spekulativ. Wenn der Staat rettend eingreift, könnten Teile des Geschäfts an andere Institute veräußert werden, um die Deutsche Bank zu entlasten. Entsprechende Transaktionen könnten durch staatliche Garantien abgesichert werden. Bleibt die Hilfe der Regierung aus, ist da aber immer noch John Cryan. Der Co-Chef des größten deutschen Geldhauses sorgte am Mittwoch nämlich für einen Turnaround bei der Aktie seines Konzerns. 

In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung erklärte Cryan, dass die Deutsche Bank weder auf Staatshilfen angewiesen sei noch um diese gebeten habe. Auch eine Kapitalerhöhung sei derzeit nicht notwendig, denn seine Bank habe „weitaus weniger Risiken in den Büchern als früher“ und sei „komfortabel mit freier Liquidität ausgestattet“. Über den laufenden Reformprozess sagte der CEO zudem: „Wir haben in den vergangenen Monaten viele Fortschritte dabei erzielt, eine einfachere und bessere Bank zu schaffen.“ Dazu gehört auch der geplante Abbau von 9.000 Stellen, die Verhandlungen mit den Betriebsräten bezeichnet Cryan als „weitgehend abgeschlossen“.

Analysten abwartend und mit vagen Spekulationen

Alles nur halb so wild, will der Chefsanierer der Deutschen Bank also signalisieren. Und die Anleger an der Börse springen darauf an: Am Mittwoch dreht der Aktienkurs ins Plus und legt um knapp drei Prozent zu. Die Deutsche Bank lässt damit ihr historisches Tief hinter sich, wenn auch nur um wenige Cent je Aktie. Aktuell steht der Kurs bei 10,86 Euro, ist noch immer bedenklich niedrig. Die jüngsten Aktienanalysen klingen ebenfalls sehr nach „erstmal abwarten“.

Sowohl die Citigroup als auch Goldman Sachs beließen das Papier bei der Einstufung „neutral“ mit einem Kursziel von 13 beziehungsweise 14,20 Euro. Letzteres begründet Analyst Jernej Omahen mit der Erwartung, dass die Strafe in den USA im Bereich zwischen 2,8 und 8,1 Milliarden Dollar liegen könnte.

Marius Mestermann