Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Unternehmen >

Allianz steigt bei „ESG Book“ ein

Deutschlands grünes Vorzeige-Fintech gewinnt große globale Investoren und könnte nun zu einem europäischen Moodys für nachhaltige Geldanlagen heranwachsen

(Bild: Shutterstock)

Deutschlands grünes Vorzeige-Fintech gewinnt große globale Investoren und könnte nun zu einem europäischen Moodys für nachhaltige Geldanlagen heranwachsen
 
Dem Frankfurter Fintech Arabesque ist ein strategischer Durchbruch gelungen. Gleich drei internationale Großinvestoren steigen beim neuen „ESG Book“ von Arabesque ein. Deutschlands größter Versicherungskonzern Allianz investiert mit seiner „Allianz X“ ebenso wie der französische Impact-Finanzkonzern „Meridiam“ und der amerikanischen Investmentgesellschaft „Energy Impact Partners“. Arabesque schließt damit die zweite Finanzierungsrunde (Serie B) mit 35 Millionen Dollar ab. Selbst erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, die weltweit führende ESG-Datenplattform aufzubauen.

Carsten Middendorf, Head of Platforms & Acquisitions bei Allianz X, begründet seinen Einstieg so: „Als Investor wissen wir, wie wichtig Daten für die Entscheidungsfindung sind. Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Modeerscheinung oder eine Phase. Sie ist unsere notwendige Gegenwart, wenn wir eine Zukunft haben wollen. Deshalb ist es so wichtig, Transparenz, Qualität und Vergleichbarkeit von ESG-Daten zu gewährleisten. Wir bei Allianz X investieren in die Zukunft, deshalb unterstützen wir ESG Book."
 
Die cloudbasierte Plattform des Unternehmens macht ESG-Daten zugänglich, konsistent und transparent und ermöglicht es den Finanzmärkten, Kapital in nachhaltigere und umweltfreundlichere Anlagen zu investieren. ESG Book deckt weltweit mehr als 25.000 Unternehmen ab und ermöglicht es Unternehmen, ihre eigenen Daten zu verwalten, stellt rahmenneutrale Nachhaltigkeitsinformationen in Echtzeit bereit und fördert die Transparenz. Es wird erwartet, dass der Markt für ESG-Daten und -Dienstleistungen bis zum Jahr 2025 weltweit auf 5 Milliarden US-Dollar anwachsen wird.
 
Arabesque ist eine Mischung aus Datenbank, Ratingagentur und KI-Investmentfonds. Wie ein bilanzieller Ökotest der Finanzindustrie liefert das Fintech die Instrumente der grünen Revolution an den Börsen. Die größten und besten Anlegeradressen holen sich inzwischen die Daten und Instrumente von Arabesque. Von der Commerzbank über die Swiss Life, von der Allianz und der DWS bis zu den Finanzbehörden Singapurs reicht der rasch wachsende Kundenkreis. Hessens grüner Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir will, dass Frankfurt beim Thema Green Finance „vorne mitspielt“. Das wollen offenbar die neuen Investoren auch. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet: „ESG Book wurde im Dezember mit dem Ziel ins Leben gerufen, Nachhaltigkeits-Daten kostenlos als öffentliche Ressource zur Verfügung zu stellen, und hat bereits die Unterstützung von Konzernen wie HSBC und der International Finance Corporation der Weltbank erhalten.“
 
Fragt man Analysten, warum das Fintech mitten im TechCrunch der Börse so beliebt ist bei Investoren, bekommt man eine klare Antwort: „ESG Book ist auf dem Weg zum europäischen Moodys für grüne Geldanlagen zu werden.“ Für die Europäische Union und die neue Ampelregierung in Berlin wäre das Gelingen eine politische Herzensangelegenheit. Für Millionen von Anlegern auch. Sie wollen ihr Geld nicht nur gut anlegen, sondern auch mit gutem Gewissen. In der Finanzwelt hat sich dafür das Kürzel „ESG“ eingebürgert, das für die englischen Begriffe „Environment, Social, Governance“ steht. Nachhaltige Kapitalanlage wird zum Topthema des Jahrzehnts.
 
Das Problem dabei ist allerdings: Wie findet man seriöse Anbieter nachhaltiger Anlagen? Wer definiert nachprüfbare Kriterien? Wer liefert belastbare Daten dazu? Und vor allem - wie verknüpft man nachhaltige Kapitalanlagen mit guten Renditen? Und kann man das über künstliche Intelligenz automatisieren? Genau auf die Lösung dieser Probleme hat sich „Arabesque“ spezialisiert, das nun also in London und Frankfurt die großen Kapitalsammelstellen beeindruckt. Die Süddeutsche Zeitung beschreibt das lebhafte Interesse der Investoren so: „Wenn doch einmal etwas vermeintlich Vielversprechendes entsteht, wollen alle mit dabei sein. „Fomo", heißt dieses Phänomen in der Internetsprache, fear of missing out, die Angst, etwas zu verpassen.“ Zugleich weist die SZ auch darauf hin, dass es bei den Investoren auch Wechsel gebe. Dass manche Erstinvestoren, etwa die Commerzbank, mit guten Renditen Kasse machen, ist allerdings nicht ungewöhnlich.
 
Was macht nun ESG Book mit dem frischen Geld? „Die neue Finanzierung wird die Technologie der nächsten Generation von ESG Book vorantreiben, die es Kunden ermöglicht, immer komplexere Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen“, heißt es bei Arabesque. Daniel Klier, CEO von ESG Book, erklärt, dass man nun auch den US-Markt erobern wolle: „Investoren, Unternehmen und alle Marktteilnehmer verlangen heute nach besseren, technologiegestützten Lösungen, um Kapital in nachhaltigere und wirkungsvollere Anlagen zu lenken. ESG Book revolutioniert die Art und Weise, wie Nachhaltigkeit auf globaler Ebene integriert und gemessen wird, indem es eine Technologie der nächsten Generation einsetzt, die ESG-Daten zugänglich, vergleichbar und transparent macht. Durch die Partnerschaft mit drei der weltweit führenden nachhaltigkeitsbewussten Investoren, EIP, Meridiam und Allianz X, freuen wir uns auf das nächste Kapitel unseres Unternehmenswachstums, während wir die Plattform und die Dienstleistungen von ESG Book weltweit ausbauen."
 
BAS
 
Lesen Sie auch: Gorillas und Co.: Startups stecken in der Todesspirale