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Analystenmeinung der Woche: CTS Eventim

Seit Beginn des Jahres ist der Kurs der Eventim-Aktie schon wieder um knapp 20 Prozent gestiegen. Über den Zeitraum von fünf Jahren steht ein Kursplus von 202 Prozent zu Buche. Und der im MDax gelistete Ticketer und Veranstalter wächst weiter und ist auf Expansionskurs. Ein Geheimtipp? Berenberg-Analyst Gunnar Cohrs sieht mit einem Kursziel in Höhe von 49 Euro jedenfalls noch ein deutliches Potenzial. Derzeit kostet eine Aktie der Münchner 36,25 Euro. In seiner aktuellen Studie wirft er einen Blick auf das abgelaufene zweite Quartal und blickt nach vorn.

BÖRSE am Sonntag

Seit Beginn des Jahres ist der Kurs der Eventim-Aktie schon wieder um knapp 20 Prozent gestiegen. Über den Zeitraum von fünf Jahren steht ein Kursplus von 202 Prozent zu Buche. Und der im MDax gelistete Ticketer und Veranstalter wächst weiter und ist auf Expansionskurs. Ein Geheimtipp? Berenberg-Analyst Gunnar Cohrs sieht mit einem Kursziel in Höhe von 49 Euro jedenfalls noch ein deutliches Potenzial. Derzeit kostet eine Aktie der Münchner 36,25 Euro. In seiner aktuellen Studie wirft er einen Blick auf das abgelaufene zweite Quartal und blickt nach vorn.

Wie von uns erwartet war das zweite Quartal ein durchwachsenes mit einer ordentlichen Performance im Ticket-Verkauf und einer vorübergehend schlechteren im Veranstaltungsmanagement. Zunächst lohnt ein Blick auf den Ticketverkauf. Neben dem dritten, ist das zweite Quartal diesbezüglich das schwächste im Jahresverlauf. Wir glauben zwar, dass unter anderem die Ticketverkäufe für Bruno Mars, Pink und die Rolling Stones die durchschnittlichen Ticketpreise und damit die Online-Ticket-Gebühren angehoben haben. Das Ticket-Volumen wuchs mit einem Plus von elf Prozent allerdings langsamer als in den ersten drei Monaten des Jahres (+14,9 Prozent).

Im zweiten Quartal des Jahres konnte CTS Eventim außerdem auf die ersten Ticketbestände aus den Joint Ventures mit Sony in Brasilien und Egmont in Skandinavien zurückgreifen. Das Ebitda stieg dank deutlich niedriger Kosten im Zusammenhang mit den genannten Joint Ventures überproportional. Wir rechnen damit, dass jene in Halbjahr eins noch Verlust gemacht haben, in der zweiten Jahreshälfte aber in die Gewinnzone vorstoßen. In Bezug auf das Geschäft mit Festivals und OpenAir-Veranstaltungen ist das zweite Quartal dagegen das mit Abstand wichtigste. Eventim profitierte hier auch durch den Zukauf von FKP Scorpio, bringt das Unternehmen schließlich – bei noch niedrigeren Margen – einen jährlichen Umsatz von zirka 100 Millionen Euro mit.

Im vergangenen Jahr wurde die Festival-Saison durch schlechtes Wetter negativ beeinflusst, welches auch in diesem Jahr Auswirkungen auf das Hurrikan-Festival hatte, allerdings in geringerem Maße. Darüber hinaus führte ein falscher Terroranschlag-Alarm zu einer vorübergehenden Schließung des größten deutschen Festivals, Rock am Ring. Dies, gepaart mit Start-up-Kosten für neue Formate wie das EDM-Festival New Horizons, resultierte in einem Rückgang des Ebitda (Gewinn vor Steuern). Die beiden Veranstaltungsorte in Berlin und Köln, sprich die „Waldbühne“ und die „Lanxess Arena“ laufen derweil gut, glaubt man den Aussagen des Managements.

Bedrohung durch Amazon

Es gibt weiterhin Spekulationen, dass Amazon – zunächst auf dem US-Markt – ins Ticket-Geschäft einsteigen will. Wir allerdings sind der Meinung, dass Amazon kein echter „Ticketer“ ist, sondern eher eine von vielen Plattformen, die Tickets zum Verkauf anbietet. Für Eventim ist Amazon ein Partner wie Google, Facebook, Spotify oder Tickethall. Amazon hat kein gewerbliches Ticket-System und ist kein Promoter. Die Handelsplattform ist schlussendlich ein Marktplatz für viele Dinge, einschließlich Tickets. Zudem ist der globale Ticket-Markt nur in etwa zwei Milliarden Dollar schwer. Und damit, so glauben wir, definitiv zu klein, als dass Amazon gewillt sein könnte hier zu investieren. Allein in Deutschland gibt es zudem 500 Veranstalter, mit denen ein neuer Ticketer erst einmal eine Geschäftsbeziehung aufbauen müsste. Und Amazons Wettbewerbsvorteil in der Logistik ist im Ticket-Geschäft nicht relevant.

Der Schweizer Markt

Im August hat Live Nation bekannt gegeben in den Schweizer Ticket-Markt einzutreten. Und zwar mithilfe einer strategischen Partnerschaft zwischen Ticketmaster und dem lokalen Unternehmen, Tixtec. Der Schweizer Markt steht stellvertretend für ein Ticketvolumen in Höhe von 25-30 Millionen Tickets. Gemeinsam mit Ticketcorner ist CTS Eventim derzeit mit einem Marktanteil von 60-65 Prozent die Nummer eins in der Schweiz. Abgeschlagen folgt auf Rang zwei Starticket mit einem Marktanteil zwischen 20 und 25 Prozent. Die geplante Fusion von Ticketcorner und Starticket wurde erst kürzlich von den Kartellbehörden untersagt.

Eventim verzeichnet in der Schweiz ein organisches Wachstum und gewinnt immer mehr Marktanteile von Konkurrent Starticket. Das stützt unsere These, dass sich der  Marktanteil im Ticket-Geschäft auf lokaler Ebene immer zur Nummer eins hin verschiebt, da diese mehr in digitale Plattformen investieren kann und nicht zuletzt von Größen- und Skalenvorteilen profitieren kann. Die Strategie von Ticketmaster in der Schweiz erscheint für uns angesichts der Marktgegebenheiten unklar. Um jenen Markt erfolgreich zu erschließen, ist es eigentlich erforderlich zur Nummer eins oder zumindest Nummer zwei zu werden.

Einschätzung

Unserer Ansicht nach ist das zweite Quartal im Ticket-Geschäft ein eher unbedeutendes. Am Ende werden die letzten drei Monate des Jahres darüber entscheiden, ob es ein gutes oder schlechtes Jahr wird. Live-Entertainment ist ein volatiles Geschäft mit niedrigen Margen. Derweil bekräftigte Eventim seine Jahresziele für 2017. Der Konzern rechnet im Vergleich zum Vorjahr sowohl insgesamt mit einem Umsatz und Ergebniswachstum als auch im Bereich der Live-Unterhaltung. Hier sogar mit einem in zweistelliger Höhe. CTS ist ein qualitativ hochwertiges Unternehmen mit einem starken Cashflow, was sich in unserer Bewertung widerspiegelt. Wir bewerten den Konzern mithilfe der Discounted Cash Flow-Methode, die das langfristige Potenzial besser widerspiegelt, und setzen unser Kursziel somit bei 49 Euro pro Aktie.