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Dialog Semiconductor: Kommt jetzt die Übernahme?

Dialog Semiconductor, der deutsch-britische Chip-Hersteller, bangt um Apples Aufträge. Die Kalifornier wollen in Zukunft wohl mehr Wertschöpfung in den eigenen Reihen sehen. Anleger flüchteten in Scharen, der Aktienkurs des Zulieferers brach um fast 35 Prozent ein. Ist Dialog längst zum Übernahmeziel geworden?

BÖRSE am Sonntag

Dialog Semiconductor, der deutsch-britische Chip-Hersteller, bangt um Apples Aufträge. Die Kalifornier wollen in Zukunft wohl mehr Wertschöpfung in den eigenen Reihen sehen. Anleger flüchteten in Scharen, der Aktienkurs des Zulieferers brach um fast 35 Prozent ein. Ist Dialog längst zum Übernahmeziel geworden?

Der Tech-Gigant Apple rennt von einem Erlös- und Ergebnisrekord zum nächsten. Das Weihnachtsquartal soll für den Silicon-Valley-Konzern zum umsatzstärksten aller Zeiten werden. Und kaum einer zweifelt daran, denn die Verkäufe des neuen und über 1.000 Euro teuren Edel-Smartphones iPhone X laufen Analystenmeinungen zufolge blendend; der Absatz des neuen iPhone 8 war mit 46,7 Millionen bereits im vergangenen vierten Geschäftsquartal eine Ansage an die Konkurrenz. Damit einhergehend stieg zwischenzeitlich auch der Aktienkurs des Technologie-Champions auf ein neues Rekordhoch von 176,24 US-Dollar.

Für ein Zulieferer-Unternehmen wie Dialog Semiconductor sollten dies eigentlich mehr als positive Nachrichten sein. Immerhin macht das deutsch-britische Unternehmen laut Experten zirka 70 Prozent seines Gesamtumsatzes durch Aufträge des Konzerns mit dem angebissenen Apfel. Doch anstatt mit in die Höhe zu klettern, verlor die Aktie des Chipherstellers nach ihrem Hoch aus dem März 2017 bei 51,10 Euro mehr als 50 Prozent an Wert. 35 Prozent waren es zusammengenommen allein am Freitag der Vorwoche und dem vergangenen Montag. Während sich Apple also wohl auf eine mehr als schöne Bescherung freuen darf, dürfte den Dialog-Verantwortlichen die Lust aufs Weihnachtsfest erst einmal gründlich vergangen sein. Und Schuld daran ist ausgerechnet – Sie ahnen es bereits – Apple.

Der wertvollste Konzern der Welt nämlich denkt laut darüber nach, die Chips von Dialog zukünftig durch Eigenentwicklungen zu ersetzen. Apple könnte so Software und Hardware besser aufeinander abstimmen, sowie Künstliche Intelligenz besser und schneller integrieren. Zunächst hatte die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“ darüber berichtet und Insider-Infos als Quelle angegeben, kurze Zeit später bestätigte Dialog die Meldungen teilweise. CEO Jalal Bagherli wies zwar daraufhin, dass es im kommenden Jahr keine Beeinträchtigungen der Geschäftsbeziehungen geben werde, konnte für 2019 dann aber schon keine Prognose mehr abgeben.

Ist Dialog nun unterbewertet?

Trotz der dunklen Wolken am Himmel glaubt Analyst Achal Sultania von der Schweizer Bank Credit Suisse aber weiter an den Halbleiter-Spezialisten. Er wolle nicht ausschließen, dass Apple in Zukunft andere Wege einschlage als bislang, schreibt Sultania. Doch Dialog habe eine starke Beziehung zu den Amerikanern aufgebaut, die nicht zuletzt auch darin mündete, dass das iPhone, was seinen Stromverbrauch und seine Akku-Laufzeit betreffe, die Android-Konkurrenz habe abhängen können. Hier drehten sich die Planungen sogar schon um das 2019er Modell. Sein Kursziel setzt Sultania daher bei 43 Euro, womit es gut 70 Prozent über dem aktuellen Kurs von 25,19 Euro liegt.

Eine mehr als deutliche Kaufempfehlung, für die Dialog bisher eigentlich auch genügend gute Gründe geliefert hat. Im vergangenen dritten Quartal sprangen die Erlöse des Konzerns mit Sitz in London im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf einen Rekordumsatz von 363 Millionen US-Dollar. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg um vier Prozent auf 76,6 Millionen Dollar. Zudem rechnet Dialog auch für das letzte Quartal des Jahres mit steigenden Umsatzerlösen, 415 bis 455 Millionen Dollar peilt man an. „Wir haben einen soliden Auftragsbestand und erwarten weiterhin eine starke Nachfrage nach unseren neuen Produkten“, hieß es. Für das Gesamtjahr 2017 stünden so Erlöse von 1,32 Milliarden Dollar in den Büchern, elf Prozent mehr als 2016. Ihn habe der Ausblick auf das letzte Jahresviertel zwar dennoch etwas enttäuscht, insgesamt aber habe ihn Dialog positiv überrascht, schrieb dazu Analyst Thomas Becker und wies daraufhin, dass die Aktie im Branchenvergleich klar unterdurchschnittlich bewertet sei.

Senkt Apple für ein Übernahmeangebot künstlich den Kurs?

Nach dem gigantischen Kurssturz ist sie das allemal. Es könnte sich bei Dialog also durchaus um eine günstige Einstiegschance handeln. Vor allem auch im Hinblick darauf, dass sich durch den Wertverlust Übernahmegerüchte breit machen könnten. Vielleicht nämlich steckt hinter Apples Ankündigungen, die Dialog-Chips bald selbst produzieren zu wollen, Kalkül. Innerhalb kürzester Zeit hat sich so der Aktienkurs eines für Apple derzeit noch wertvollen Unternehmens, indem nicht zuletzt viel technisches Know-How steckt, halbiert. Schnell taucht da die Frage auf: Wieso soll sich Apple selbst die Mühe machen Chips zur Stromsteuerung zu entwickeln, wenn man den bereits vorhandenen Spezialisten auf dem Markt auch einfach aufkaufen und integrieren kann? Am nötigen Kleingeld dürfte es dem Silicon-Valley-Konzern schließlich nicht mangeln. Wer darauf nicht wetten will, muss sich beim Kauf der Aktie den Risiken bewusst sein. Sollte Apple tatsächlich die Verträge aufkündigen, dürfte Dialog zu spüren bekommen, was es heißt von einem einzigen Konzern derart abhängig zu sein. Oliver Götz