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Drei, zwei, eins… Seins! eBay spaltet PayPal ab

Schon lange wurde darüber spekuliert. Von einigen Aktionären, wie dem Großinvestor und Unruhestifter Carl Icahn, wurde es vehement gefordert. Nun ist es soweit: Der E-Commerce-Riese eBay gliedert das Bezahlsystem PayPal aus. Er will es an die Börse bringen.

BÖRSE am Sonntag

Schon lange wurde darüber spekuliert. Von einigen Aktionären, wie dem Großinvestor und Unruhestifter Carl Icahn, wurde es vehement gefordert. Nun ist es soweit: Der E-Commerce-Riese eBay gliedert das Bezahlsystem PayPal aus. Er will es an die Börse bringen.

Die Gründe für diesen erneuten Börsengang im Internet-Segment sind mannigfaltig – und sie scheinen sinnvoll. Ein erstes Argument bringt PayPal Mitbegründer Elon Musk, der inzwischen auch Gründer und CEO von Tesla Motors ist, auf den Punkt: „Es hat keinen Sinn, dass ein weltweites Bezahlsystem eine Tochterfirma einer Auktionswebsite ist.“ Dass er sich dabei despektierlich gegenüber eBay äußert, das viel mehr als nur eine Auktionswebsite sein will, ist eine mögliche Interpretation dieser Aussage. Schwerer wiegt aber die Tatsache, dass PayPal auch eigenständig ein globaler Spieler sein könnte, wenn es das dürfte.

Nach Angaben aus dem Unternehmen sind derzeit 230 Millionen PayPal-Nutzer registriert. In der Vergangenheit litt das Image und die Innovationskraft von PayPal im Schatten des stagnierenden Giganten Ebay – das soll sich offensichtlich ändern. Und PayPal steht gut da: Auf dem Gebiet der Online-Bezahlsysteme kann im Moment eigentlich nur Alipay vom chinesischen Online-Konzern Alibaba mithalten. Schon 2010 meldete onlinemarktplatz.de, dass das Payment-Konzept aus Fernost PayPal in Sachen Nutzerzahl und Überweisungs-Volumen überstiegen habe. Bisher sind die beiden Konkurrenten aber noch stark geographisch voneinander abgegrenzt. Alipay gehört der asiatische Markt, PayPal der westliche, auf dem aber zunehmend andere Unternehmen mitspielen wollen.

In der regionalen Stärke liegt auch schon der zweite gute Grund für die Abspaltung von PayPal. Denn noch hat der kalifornische Bezahldienst zwar fast eine Monopolstellung in der westlichen E-Payment-Welt. Doch diese Pole-Position werden viele Wettbewerber wie das jüngst vorgestellte Apple Pay im Rennen um Marktanteile in einer aufstrebenden Branche angreifen. Viele neue kleinere und größere Wettbewerber könnten aber auch eine Chance für PayPal darstellen. Denn damit gibt es auch mehr Fusions- und Übernahmeoptionen. Investor Icahn kommentierte bereits kurz nach dem Bekanntwerden der Abspaltung in einem Statement: „Besser spät als nie“. Überdies kündigte an mit eBay-CEO John Donahoe zu besprechen wie man mit PayPal am meisten für Investoren herausholen könne. Fusionen nannte er dabei als eine gute Möglichkeit für PayPal, um das Internetunternehmen zu konsolidieren. In der Tat könnte Alibaba als Übernahmekandidat schon lauern. Aber wohl weniger auf PayPal als auf die scheidende Mutter eBay. Denn mit einer Mega-Übernahmen durch Jack Ma, könnte sich die Alibaba Group auf einen Schlag feste Standbeine in den USA und Europa sichern. Doch das sind nur Spekulationen. Die Realität sieht für eBay auch recht angenehm aus.

Der Aktienkurs reagierte sehr positiv auf die Trennung von PayPal und kam sogar auf ein Allzeithoch von 45,70 Euro. Gegen Ende der Woche pendelte sich der Kurs jedoch wieder zwischen 43 und 44 Euro ein. In den letzten drei Monaten hat der Wert des Papiers um über 15 Prozent zugelegt. Auch daran lässt sich das steigende Interesse von Investoren an E-Commerce-Unternehmen ablesen. Kein Wunder, denn die Wachstumsprognosen werden von vielen Institutionen sehr aussichtsreich skizziert. So erwartet der Handelsverband Deutschland für dieses Jahr einen E-Commerce-Umsatz von 38,7 Milliarden Euro. 2012 bezifferte der Verband die Zahl nur auf 29,5 Milliarden, noch zwei Jahre früher waren es nur 23,7 Milliarden Euro.

Die Wachstumskurven sind also steil und lassen gleichermaßen die Augen von altbewährten und neu dazugekommenen Marktteilnehmern strahlen. Ob auch Dan Schulman bald reüssieren wird und sich ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert, bleibt abzuwarten. Er hat es jedenfalls in der Hand aus dem sicheren Hafen von eBay heraus in Zukunft in eigenen Gewässern zu fischen. Der 56-jährige US-Manager gilt als erfahrener Branchenkenner und wird nach Abschluss des Deals Chef von PayPal. Bis dahin bleibt Donahoe an der Spitze des gemeinsamen Unternehmens. Danach wird Devin Wenig, Spartenchef von Marketplaces, an die eBay-Spitze vorrücken. Der Börsengang von PayPal wird für das zweite Halbjahr 2015 erwartet.

Fazit

EBay gliedert die Online-Bezahlsystem-Tochter PayPal aus und will sie damit für den Kampf gegen Apple Pay und Co. stärken. Noch im nächsten Jahr ist der Börsengang geplant. Bis dahin werden einige Führungspositionen neu besetzt und die beiden Unternehmen umstrukturiert. Durch die Abspaltung erwartet PayPal sich mehr Handlungsfreiheit, eine steigende Innovationskraft und mögliche Fusionspartner, um starke Allianzen auf dem E-Payment-Markt zu schaffen.