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Besser als erwartet

Eons Geschäftszahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Sie waren aber nicht ganz so mies wie gedacht. Für viele Aktienhändler war das ein Kaufsignal – der Eon-Titel machte anschließend ein Plus von fünf Prozent.

BÖRSE am Sonntag

Eons Geschäftszahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Sie waren aber nicht ganz so mies wie gedacht. Für viele Aktienhändler war das ein Kaufsignal – der Eon-Titel machte anschließend ein Plus von fünf Prozent.

Alles ist relativ – vor allem an der Börse. In den ersten sechs Monaten des Vorjahres setzte Eon 64,6 Milliarden Euro um. Dieses Jahr sind es „nur“ 56,1 Milliarden Euro – also 13 Prozent weniger. Deutschlands größter Energiekonzern hat zudem mit fünf Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) deutlich weniger verdient als noch im Vorjahr (5,7 Milliarden). Für das Gesamtjahr zeigte sich der Versorger diese Woche unverändert pessimistisch. Und was machen die Aktienhändler? Sie kaufen Eon. Nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen lag der Titel zeitweise um fünf Prozent im Plus.

Was war da los? Börsianer bezeichneten die neuen Zahlen als überraschend gut. Und angesichts der Spekulationen über eine Gewinnwarnung seien die Daten sogar „sehr gut“ gewesen. Wie so oft an den Märkten können schlechter werdende Geschäftszahlen trotzdem für eine hohe Aktiennachfrage sorgen. Letztlich geht es immer um die Erwartung der Investoren, die am Tage der Pressekonferenz entweder bestätigt, enttäuscht oder übertroffen werden. Und letzteres sind schließlich an der Börse gute Nachrichten.

Im Zuge der Krise der staatlichen Förderung der Erneuerbaren Energie rentieren sich die früheren „Cashcows“, Kohle- und Gaskraftwerke, immer weniger. Der kräftezehrende Umbau macht auch vor Eon nicht halt. Der DAX-Konzern mit seinen rund 60.000 Mitarbeitern will sich von zahlreichen Beteiligungen in Deutschland und Europa trennen. Geschäfte sollen dabei im Wert von 15 Milliarden Euro versilbert werden. Den Erlös wollen die Düsseldorfer in Schwellenländer wie die Türkei, Brasilien und Indien investieren.

Das um Sondereffekte bereinigte sogenannte nachhaltige Nettoergebnis schrumpfte im ersten Halbjahr von 1,91 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,53 Milliarden Euro. Aber auch hier fiel der Gewinnrückgang geringer aus als erwartet. Branchenexperten hatten nach Angeben des Finanznachrichtendienstes Dow Jones im Schnitt ein Minus von 1,45 Milliarden Euro befürchtet. Allerdings konnte Eon im vergangenen Jahr so gut abschneiden, weil zu der Zeit hohe Buchgewinne unter anderem wegen des Verkaufs von Wasserwerken in Bayern erzielt worden waren.

Eon geht es erstaunlich gut

Betrachtet man die Dinge nüchtern, erkennt man, dass es Eon doch gar nicht so schlecht geht. Der Konzern peilt für das Gesamtjahr 2014 ein Ebitda zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro und einen Konzernüberschuss zwischen 1,5 und 1,9 Milliarden Euro an. Das bestätigten Konzernchef Johannes Teyssen und Finanzvorstand Klaus Schäfer in der Pressekonferenz diese Woche. Der Rückgang im bisherigen Jahresverlauf geht laut Eon fast vollständig auf Veränderungen im Eon-Portfolio und negative Währungseffekte in vielen Märkten Europas und in Russland zurück. „Das Ergebnis nach sechs Monaten liegt im Rahmen der angekündigten Erwartungen. Eon hat sich in einem schwierigen Umfeld insgesamt recht ordentlich behauptet“, sagte Teyssen.

Das Handelsblatt verwies zwar auf die Probleme, mit denen Eon am Strommarkt zu kämpfen habe. Ein Bereich, der Eon derzeit jedoch „Freude machen dürfte“, sei die Exploration von Gas, da der Konzern die Förderung aus den Nordseefeldern steigern konnte. Und auch bei den Erneuerbaren Energien sehe es ordentlich aus. Sie trugen rund 0,9 Milliarden Euro zum Konzern-Ebitda bei und seien damit eine wichtige Säule des Konzernergebnisses, wie das Unternehmen mitteilte.

Russland-Sanktionen als mögliches Risiko

Ein Risiko dürfte allerdings die geopolitische Lage in der Ostukraine sein. Die jüngsten Sanktionen zwischen Deutschland und Russland könnten das künftige Geschäft der Düsseldorfer durchaus beeinträchtigen. So hat Eon seit 2007 rund sechs Millionen Euro in den russischen Strommarkt investiert. Die Deutschen halten rund 84 Prozent an dem Kraftwerksbetreiber Eon Rossiya OAO. Der Anteil des russischen Stromgeschäfts am Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 1,5 Prozent und am operativen Gewinn bei rund sieben Prozent. Eon beschäftigt rund 5.000 Mitarbeiter im Reich Putins und bezieht 30 bis 40 Prozent seines Erdgases von dort. Außerdem sind die Düsseldorfer mit 25 Prozent an dem sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje und mit 15,5 Prozent an der Ostsee-Pipeline, die von Russland nach Deutschland führt, beteiligt.

Finanzchef Schäfer geht jedoch nicht davon aus, dass die politischen Spannungen zu Russland das Eon-Geschäft nennenswert beeinträchtigen werden: Der Konzern rechne in Folge der Sanktionen des Westens gegen Russland nicht mit einseitigen Preiserhöhungen bei seinen Gasbezugsverträgen. Sie seien extrem klar geregelt, sagte er. „Diese richten sich ausschließlich nach dem Preisumfeld im Land des Kunden, das heißt, in dem Fall in Deutschland.“ Sanktionen hätten darauf keinen Einfluss. Auch Eon-Boss Teyssen sagte, er schließe fast aus, dass die Russen das anders sähen. „Ich glaube, die vertraglich gebundenen Preise werden sich nicht ändern.“

Hauptsache: Besser als RWE

Fakt ist, dass Eon derzeit um einiges besser da steht als Konkurrent RWE. Der zweitgrößte Energieversorger Deutschlands hat mit deutlich größeren Problemen zu kämpfen als Eon. Anders formuliert: Die Essener bekommen die schwieriger gewordene Marktlage nicht so gut in den Griff wie die Düsseldorfer. Und RWE-Chef Peter Terium scheint keinen Ausweg zu kennen. Anstatt Ideen und Innovationen zu nennen, die auf ein Licht am Ende des Tunnels deuten, sprach Terium von „der Misere in der konventionellen Stromerzeugung“ als er die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr präsentierte. Bei RWE fiel übrigens die Bilanz – im Gegensatz zu Eon – wesentlich schlechter aus als erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte nachhaltige Nettoergebnis sank um 62 Prozent auf 749 Millionen Euro. Der RWE-Cehf strebt für dieses Jahr einen Nettogewinn zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro an.

Dadurch, dass Eon die Erwartungen für das erste Halbjahr übertraft, konnte der jüngste Abwärtstrend der Aktie (WKN: ENAG99) vorerst gestoppt werden. Von Anfang Julis bis Anfang August verlor der Titel mehr als zehn Prozent und fiel von 15,30 Euro auf 13,15 Euro. Diese Woche machte die Aktie jedoch ein Plus von drei Prozent. Die US-Bank JPMorgan stuft das Papier mit „neutral“ ein. Die Führung des Versorgers habe sich bei der Zahlenvorlage weiter vorsichtig zu den weiteren Aussichten für die Strompreise und die Märkte für das Vorhalten von Kapazität geäußert. Der Konzern gehe beim Sichern zukünftiger Preise weiter aggressiv vor. Dies stehe im Gegensatz zu den Äußerungen einiger Konkurrenten, die bei den Strompreisen den Tiefpunkt der Entwicklung erreicht sehen.