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First Data: Der Börsengang des Jahres

Seit gut einer Woche ist der Dienstleister für Zahlungsvorgänge, First Data, wieder auf dem Börsenparkett. Für die New Yorker Börse ist es der größte IPO des gesamten Jahres. Das hochverschuldete Unternehmen erwartet sich viel vom Börsengang. Die Finanzwelt blickt gespannt auf die jüngsten Entwicklungen.

BÖRSE am Sonntag

Seit gut einer Woche ist der Dienstleister für Zahlungsvorgänge, First Data, wieder auf dem Börsenparkett. Für die New Yorker Börse ist es der größte IPO des gesamten Jahres. Das hochverschuldete Unternehmen erwartet sich viel vom Börsengang. Die Finanzwelt blickt gespannt auf die jüngsten Entwicklungen.  

Alteingesessene erinnern sich womöglich noch an den Aktienwert First Data. Bis zum Jahr 2007 konnte man das E-Commerce Unternehmen noch an der New Yorker Börse handeln, seit jeher war das Papier verschwunden. Denn die Private Equity Gesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR & Co) hatte First Data 2007 übernommen und somit dem öffentlichen Handel entzogen. In der Zwischenzeit wurden kaum Schulden abgebaut, Strategien überdacht und Mitarbeiter entlassen. Vor allem aber viele Fehler begangen und einige CEOs verbraucht. Die Umsätze stagnierten, es wurden Verluste gemacht.

IPO als frischer Impuls

Nun braucht das Kauftechnologie-Unternehmen wieder frische Impulse und frisches Kapital für Investitionen aller Art. Gleichzeitig soll aber auch der Schuldenberg von 21 Milliarden US-Dollar abgebaut werden. Das nötige Geld dafür möchte die Firma mit Sitz in Atlanta gerne durch den Aktienverkauf einnehmen. Der Börsengang in der letzten Woche verlief erfolgreich. Das Unternehmen konnte 2,6 Milliarden US-Dollar einnehmen und ist damit an der New York Stock Exchange (NYSE) der größte IPO des gesamten Jahres. Die NYSE präsentierte sich wieder fast wie zu alten Vor-Internet-Handelszeiten. Ein volles Parkett, laute Rufe und hektische Gesten. Nach relativ kurzer Zeit war der Trubel allerdings schon wieder vorbei und First Data konnte mit vollgestopften Taschen zurück nach Atlanta fliegen und sich an die Arbeit machen. 

Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: „Aktienwert hat große Substanz“

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Bereits vor der offiziellen Roadshow für den Börsengang konnte der CEO Frank Bisignano 3,5 Milliarden US-Dollar von namhaften Investoren einnehmen. Das Unternehmen wird aktuell mit einem Gesamtwert von 14 Milliarden US-Dollar bewertet. Jetzt leuchtet der Name First Data also wieder auf den News-Screens und Börsentickern. Nach einer Woche Handel lässt sich allerdings kaum ein Trend feststellen. Bei 16 US-Dollar gestartet, ging es in den Folgetagen zunächst bergab auf 15 US-Dollar. Zum Ende der Woche erholte sich die First Data Aktie wieder deutlich und notiert im Moment wieder ungefähr beim Einstiegspreis. „Der Aktienwert hat große Substanz“, sagte ein Governor der NYSE, Peter Costa, der Börse am Sonntag am Tag des Börsengangs in New York. 

2000 Transaktionen pro Sekunde

Das Unternehmen weist in der Tat beeindruckende Zahlen vor: Mit 2000 Finanztransaktionen pro Sekunde laufen nach eigenen Angaben 28 Prozent des weltweiten E-Commerce Volumens über First Data Systeme. Mit innovativen und vielseitig kompatiblen Zahlungslösungen spielt der Konzern mit über 22.000 Mitarbeitern in der Liga der ganz großen E-Commerce Akteure mit. Das Unternehmen von CEO Bisignano ist Kooperationspartner von Apple durch Apple Pay und von Google durch Android Pay. First Data verdient Geld mit Big Data und agiert damit auf einem hochgradig lukrativen Zukunftsmarkt. Wettbewerber wie PayPal oder Heartland besitzen ebenfalls große Marktanteile. Die E-Commerce-Industrie ist hart umkämpft.

Verbesserte Ratings

Mit dem Börsengang wird sich nun aber zumindest die finanzielle Ausgangslage für First Data verbessern. Das realisierten auch einige Rating-Agenturen und revidierten prompt ihre Bewertungen. Fitch veränderte das Rating von „Stabil“ zu „Positiv“ und vergab ein „B“. Moody’s ist ähnlich überzeugt von der aktuellen Unternehmensentwicklung und vergab kürzlich ein „B2“, das auf der Rating-Skala in etwa dem „B“ von Fitch entspricht. Damit ist zwar ein positiver Trend ersichtlich, eine Anlage wird von diesen beiden Bewertungs-Agenturen aber immer noch als spekulative Anlage betitelt. Eine gewisse Risikobereitschaft sollten Anleger bei diesem Wert also mitbringen.

Die nächsten Monate können daher entscheidend sein für den weiteren Weg des Payment-Providers. Anfang 2016 werden 10 Milliarden US-Dollar Schulden mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 10,2 Prozent fällig. Viele der Kredite datieren aus den Jahren 2010 und 2011 als Bargeld nicht so zinsgünstig zu bekommen war wie heute. Diese Mission des Schuldenabbaus ist für First Data wohl die wichtigste Finanzmission der nächsten Jahre. Und der Ausgang dessen hat entsprechend eine große Auswirkung auf den Aktienkurs. 

Fazit

Bisignano hat seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren zwei Drittel der Top 100 Mitarbeiter ausgetauscht, neue Ziele formuliert und First Data nun wieder erfolgreich an die Börse gebracht. Der eingeschlagene Weg macht einen positiven Eindruck, doch es liegen noch viele Herausforderungen vor dem Zahlungsdaten-Konzern. WCW