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Groupon-Aktien zum Schnäppchenpreis

Stolz trägt Groupon-CEO Eric Lefkofsky vergangene Woche die Zahlen für das zweite Jahresviertel vor. Er spricht von „einem weiteren Rekord-Quartal“. Der Umsatz stieg um satte 24 Prozent auf knapp 752 Millionen US-Dollar. Bei solch rosigen Zahlen müssen doch alle Stake- und Shareholder entzückt sein.

BÖRSE am Sonntag

Stolz trägt Groupon-CEO Eric Lefkofsky vergangene Woche die Zahlen für das zweite Jahresviertel vor. Er spricht von „einem weiteren Rekord-Quartal“. Der Umsatz stieg um satte 24 Prozent auf knapp 752 Millionen US-Dollar. Bei solch rosigen Zahlen müssen doch alle Stake- und Shareholder entzückt sein.

Weit gefehlt. Denn so positiv Lefkofsky die Q2-Zahlen zunächst den Analysten und der Presse im „Earnings Conference Call“ verkaufen will, so schwach sind sie in ihrer Substanz. Und dabei muss man nicht einmal einen allzu tiefen Einblick in die Quartalszahlen nehmen. Denn der Verlust verdreifachte sich auf fast 23 Millionen US-Dollar. Darauf reagiert das Online-Unternehmen mit einer Nachbesserung bei den Erwartungen für das nächste Quartal und die Jahresziele. Für das dritte Quartal möchte Groupon seinen Umsatz auf 720 bis 770 Millionen US-Dollar steigern. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erwartet Groupon nun ein Jahresergebnis von 270 Millionen US-Dollar. Zuvor plante das Unternehmen mit 300 Millionen.

Das Geschäftsmodell von Groupon ist denkbar einfach. Üblicherweise zahlen Kunden nur die Hälfte des Preises in Restaurants oder für Events durch Groupon-Rabattgutscheine. Wiederum die Hälfte des gezahlten Preises fließt in die Kassen des US-amerikanischen Unternehmens mit Hauptsitz in Chicago. Für den eigentlichen Dienstleister ergibt dieses Geschäft deshalb Sinn, weil er damit freie Kapazitäten zumindest vergünstigt verkaufen und im besten Fall neue Kundschaft gewinnen kann. „Couponing“ nennen Branchenexperten dieses Geschäftsprinzip. Größter deutscher Groupon-Konkurrent ist Dailydeal, eine Google-Tochter.

Gerade in Europa war Groupon im letzten Quartal schwach. Das möchte das Online-Unternehmen nun ändern. Ein Weg dazu führt über die Umstrukturierung und neue Marktausrichtung. Denn während Groupon bisher lediglich Rabattgutscheine für Restaurants, Händler und Dienstleister verkaufte, möchten die Amerikaner nun im klassischen Retail-Geschäft einsteigen. Dazu wurde kürzlich im Zuge eines Website-Relaunches der Online-Auftritt angepasst. Zwar ist Amazon im E-Commerce-Bereich unantastbar stark, doch die Sparte Groupon Goods mausert sich immer mehr zu einer ernstzunehmenden Verkaufsplattform. Der Umsatz mit physischen Gütern wuchs um erstaunliche 66,5 Prozent auf über 400 Millionen US-Dollar und trug damit zu mehr als der Hälfte des Gesamtumsatzes der Firma bei. „Unser Marktplatz nimmt weiter Fahrt auf“, analysiert Lefkofsky, der Groupon-Mitbegründer und seit 2013 CEO ist, die Situation.

Das Prinzip SoLoMo galt in den letzten Jahren als die Wachstumsformel schlechthin für Internetfirmen. Auch Groupon verfolgt diesen Dreisatz par excellence. Das Wort klingt wie der Hipster-Stadtteil einer amerikanischen Großstadt, ist aber nur eine Zusammensetzung der drei Wörter Social, Local und Mobile. Selbstverständlich läuft bei Groupon vieles über Social Media. Allein auf Facebook gefällt über elf Millionen Leuten die deutsche Groupon-Seite. Das sind mehr als doppelt so viele „Freunde“ wie McDonald’s Deutschland und Amazon.de zusammen generieren können. Auf den Lokal-Aspekt der SoLoMo-Strategie konzentriert sich Groupon ebenfalls notwendiger Weise. Denn was bringt einem Hamburger ein Restaurant-Gutschein in einem Münchener Braukeller, wenn er nicht gerade zufällig dort im Urlaub verweilt. Die Angebote müssen also an die lokalen Ansprüche der Kunden gekoppelt sein. Und das sind sie auch. Schließlich versucht Groupon zunehmend den Mobile-Aspekt in ihrer Marketing-Strategie zu besetzen. Inzwischen werden mehr als 50 Prozent der weltweiten Groupon-Transaktionen über mobile Endgeräte getätigt. Das Schnäppchenportal sagt daher selbst über sich, hauptsächlich ein „Mobil-Business“ zu sein. Fast 92 Millionen Menschen haben die Groupon-App bereits heruntergeladen.

SoLoMo hin oder her. Ein Unternehmen muss Geld verdienen. Ein Verlust von 23 Millionen US-Dollar oder 3 Cent pro Aktie ist inakzeptabel und wurde dementsprechend von den Aktionären bestraft. Nach der Präsentation der Quartalszahlen fiel der Aktienkurs um fast 15 Prozent auf 4,45 Euro. Inzwischen hat sich der Aktienkurs nur leicht stabilisiert. Analysten sind ebenfalls wenig begeistert von der aktuellen Lage des Chicagoer Internetunternehmens. Paul Bieber von Merrill Lynch schreibt in seiner Analyse vom Mittwoch, dass die Q2-Quartalszahlen schwach ausgesehen hätten und der EBITDA-Ausblick für das gesamte Jahr 2014 eine Enttäuschung sei. Es gebe nur wenige Glanzpunkte. Etwa Groupon Goods konnte wenigstens sequenziell zu Verbesserungen der Bruttomarge in Nordamerika beitragen. Die operative Profitabilität habe rund um den Globus zugenommen. Als neues Kursziel gaben die Merrill Lynch Analysten 7,50 US-Dollar an.

Eine Dividende schüttete das Unternehmen, das seit 2012 an der Börse notiert ist, bisher noch nie aus. Damals startete Groupon mit einem Aktienkurs von 20 Euro auf dem Börsenparkett. Heute kann man eine Groupon-Aktie zum Schnäppchenpreis von rund 4,50 Euro kaufen. 2011 nannte es das Forbes-Magazin noch „das am schnellsten wachsende Online-Unternehmen aller Zeiten“. Heute hat Groupon massive Probleme, auch weil sich die Firmenspitze in globaler Expansion einwenig verrannt hat.

Fazit

Groupon gehörte vor wenigen Jahren noch zur globalen Online-Elite mit viel Potential. Die ersten Couponing-Probleme deuteten sich 2012 schon an. Im abgelaufenen Quartal verbucht Groupon heftige Verluste. Deswegen will sich der Konzern neuerdings mehr der E-Commerce zuwenden und selbst zum Händler werden. In diesem Bereich konnte Groupon bereits erste Erfolge feiern. Groupon-Aktien sind aktuell sehr günstig zu kriegen. Trotzdem bleiben Anleger und Analysten zunächst kritisch abwartend.