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Linde: Weltmarktführer, aber Juniorpartner?

Der Anruf kam aus den USA. Ein Zusammenschluss von Linde mit dem US-Unternehmen Praxair scheint wieder greifbar: Der Linde-Vorstand bekam ein neues Angebot von den Amerikanern. Die Gespräche über die Megafusion auf vdem Markt für Industriegase waren im September überraschend geplatzt. Nun aber sind die Vorzeichen geändert, Linde droht unter die Räder zu kommen.

BÖRSE am Sonntag

Der Anruf kam aus den USA. Ein Zusammenschluss von Linde mit dem US-Unternehmen Praxair scheint wieder greifbar: Der Linde-Vorstand bekam ein neues Angebot von den Amerikanern. Die Gespräche über die Megafusion auf vdem Markt für Industriegase waren im September überraschend geplatzt. Nun aber sind die Vorzeichen geändert, Linde droht unter die Räder zu kommen.

Der Aufsichtsrat von Linde wird sich Kreisen zufolge in der kommenden Woche treffen. Das Kontrollgremium werde am 7. Dezember zusammenkommen, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Dieser Termin sei aber schon seit längerem geplant. Auf der Agenda dürfte neben drei neu zu besetzenden Vorstandsposten auch der überarbeitete Fusionsvorschlag von Praxair stehen. Die Gespräche über die Megafusion waren im September überraschend geplatzt, weil sich beide Seiten nicht über zentrale Fragen wie den Firmensitz, Entwicklungsstandorte und Führungspersonalien einigen konnten.

Wie Reuters berichtet, kommt der Vorstoß der Amerikaner für Linde zur Unzeit. Vorstandschef Wolfgang Büchele hatte nach dem Scheitern der Fusion seinen Rückzug angekündigt. Er will Ende April abtreten, hat Linde aber zuvor noch einen harten Sparkurs verordnet. Der Konzern soll die jährlichen Kosten bis 2019 um 550 Millionen Euro senken. Experten zufolge könnte das 3.000 bis 4.000 Stellen kosten. Eine erneute Kehrtwende könnte auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat verärgern. Ein anderer Insider sagte, eine Wiederaufnahme der Gespräche sei nur dann denkbar, wenn Praxair seine harte Haltung zu den strittigen Punkten aufgäbe.

Die Sache hat einen Pferdefuß

Linde wollte durch den Zusammenschluss, so Reuters weiter, wieder zurück an die Weltspitze im Markt für Industriegase. Die Münchener waren durch die Übernahme von Airgas durch die französische Air Liquide auf Platz zwei abgerutscht. Die Gasebranche ist weltweit stark konsolidiert. Nach einer Fusion von Praxiar und Linde wären nur noch drei große Anbieter übrig. Ein Knackpunkt wäre bei einem solchen Schritt deshalb die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden.

Die Sache hat für Linde einen bedeutenden Haken, wie Reuters darlegt: Praxair und Linde waren an der Börse fast gleich viel wert, als die Fusionspläne im Sommer ruchbar geworden waren. Seither hat sich die Praxair-Aktie besser entwickelt als das Linde-Papier. Praxair kommt auf einen Marktwert von fast 34 Milliarden Dollar (31,8 Milliarden Euro), Linde auf 27,9 Milliarden Euro. Dabei sind die Amerikaner mit knapp zehn Milliarden Euro Umsatz nur halb so groß sind wie Linde, Praxair ist allerdings deutlich profitabler. Büchele hatte Ende Oktober eingeräumt, dass das Scheitern der Fusion der zentrale Auslöser für seinen Abschied gewesen sei. „Es war meine Vision, die Nummer 1 über den Merger zu schaffen. Jetzt ist das ein anderes Spiel, und das ist nicht meine Priorität“, sagte er. Insidern zufolge hatte Finanzchef Georg Denoke hinter den Kulissen gegen die Fusion mit Praxair gearbeitet. Er musste bereits gehen.