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Osram: China will die Erleuchtung

Schnappen sich die Chinesen das nächste Herzstück der deutschen Industrie? Die Investoren sind an der Übernahme des deutschen Licht-Konzerns Osram interessiert. Damit könnten rund 18.000 wertvolle Patente nach Fernost wandern. An das Know-How also wollen die Interessenten heran – diese Erleuchtung ist sehr begehrt im Reich der Mitte.

BÖRSE am Sonntag

Schnappen sich die Chinesen das nächste Herzstück der deutschen Industrie? Die Investoren sind an der Übernahme des deutschen Licht-Konzerns Osram interessiert. Damit könnten rund 18.000 wertvolle Patente nach Fernost wandern. An das Know-How also wollen die Interessenten heran – diese Erleuchtung ist sehr begehrt im Reich der Mitte.

Es wäre der nächste Meilenstein in Chinas neuer Wirtschaftspolitik: Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Industriekreise berichtet, sind chinesische Investoren an der Übernahme des deutschen Leuchtmittelkonzerns Osram interessiert. „Die Chinesen sind in Sachen Osram unterwegs“, zitiert das Blatt Insider. Bei dem Unternehmen selbst gibt man sich hingegen bedeckt. "Wir befinden uns fortlaufend mit bestehenden und potenziellen Investoren im Gespräch, kommentieren aber keine einzelnen Gespräche", teilte ein Osram-Sprecher mit. Dabei sollen die Investoren auch schon an den ehemaligen Mutterkonzern Siemens herangetreten sein. Die Münchner halten derzeit noch 17,5 Prozent der Anteile an Osram und dürften damit eine Schlüsselrolle bei dem Deal einnehmen. Die Aktie von Osram legte am Freitag über drei Prozent zu.

Mit der möglichen Übernahme würde innerhalb weniger Monate schon das zweite Mal Know.How von dem deutschen Vorzeigeunternehmen ins Reich der Mitte wandern. Erst im Juli hatte Osram bekanntgegeben, dass es sein bisheriges Kerngeschäft mit herkömmlichen Glühbirnen, Energiesparlampen und Neonröhren bis 2017 an ein chinesisches Konsortium verkaufen werde, dass aus dem LED-Spezialisten MLS und zwei weiteren Investoren besteht. Für rund 400 Millionen Euro erhält das Konsortium nicht nur den Hauptgeschäftszweig von Osram, der zuletzt 40 Prozent des Konzernumsatzes erwirtschaftete hatte, sondern auch die dazugehörigen etwa 1.000 Patente. Nun greifen die Chinesen auch nach den übrigen 18.000 Patenten, die im restlichen Konzern verblieben sind und den Deal für die Investoren so wertvoll machen würde.

China kauft deutsches Know-How

Als mögliche Investoren gelten laut Informationen einer großen deutschen Tageszeitung neben der Firma Go Scale Capital auch der Halbleiterhersteller San'an Optoelectronics. Go Scale Capital war erst im Frühjahr mit der 3,3 milliardenschweren Übernahme der Lumiled genannten LED-Sparte von Osram-Konkurrent Philips gescheitert. Die amerikanischen Behörden hatten dem Deal mit Verweis auf Sicherheitsbedenken ihre Zustimmung verweigert, da der in San José gelegene Konzern auch militärisch nutzbare LEDs produziert. Es gilt jedoch als sicher, dass die Amerikaner verhindern wollten, dass die Technologie in chinesische Hände gerät.

Mit der Übernahme von Osram könnte Go Scale Capital nun Ersatz gefunden haben. San'an Optoelectronics ist in Deutschland hingegen dadurch bekannt geworden, dass es beim deutschen Mittelstandsunternehmen Aixtron kurzfristig 47 von 50 bestellten Maschinen stornierte und damit dessen Aktienkurs abstürzen ließ. Die Übernahme von Osram würde perfekt in Chinas derzeitige aggressive Industriepolitik passen. Im vergangenen Jahr hatte die Führung in Peking das Ziel ausgegeben, dass die Volksrepublik in etlichen Industriebranchen Vorreiter werden soll. Und dafür sollen vor allem private Übernahmen von ausländischen Unternehmen mit Schlüsseltechnologie sorgen, die direkt oder indirekt vom Staat subventioniert werden.

Letzthin sorgte die Übernahme der deutschen Roboterherstellers Kuka durch den chinesischen Hausgerätehersteller Midea für Aufsehen, nun folgt möglicherweise Osram. Und auch für das durch den stornierten Auftrag angeschlagene Unternehmen Aixtron soll laut SZ-Informationen mittlerweile ein Angebot aus China vorliegen. Die Frage ist also nicht ob, sondern welches deutsche Unternehmen die Führung in Peking demnächst ins Visier nimmt. Robin Schenkewitz