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Siemens Healthineers – Verpassen Anleger ein Schnäppchen?

Am Markt hervorragend positioniert, das Geschäftsmodell erfolgsversprechend und klug durchdacht, die Margen mehr als zufriedenstellend, für die Zukunft gut aufgestellt. Seit drei Wochen ist die Siemens-Tochter „Healthineers“ nun an der Börse. Trotz eines schwierigen Marktumfeldes konnte die Aktie bereits deutlich zulegen, könnte langfristig gesehen aber immer noch ein Schnäppchen sein. Vorausgesetzt sie hält, was sie zu versprechen scheint.

BÖRSE am Sonntag

Am Markt hervorragend positioniert, das Geschäftsmodell erfolgsversprechend und klug durchdacht, die Margen mehr als zufriedenstellend, für die Zukunft gut aufgestellt. Seit drei Wochen ist die Siemens-Tochter „Healthineers“ nun an der Börse. Trotz eines schwierigen Marktumfeldes konnte die Aktie bereits deutlich zulegen, könnte langfristig gesehen aber immer noch ein Schnäppchen sein. Vorausgesetzt sie hält, was sie zu versprechen scheint.

Von Oliver Götz

Kaum ein deutscher Börsengang wurde in der jüngeren Vergangenheit so aufmerksam beobachtet, wie der von Siemens Healthineers. Die Erwartungen an die profitable Siemens-Tochter waren hoch, schnell war sogar von einer neuen „Volksaktie“ die Rede. Kein Wunder, schien die Siemens-Medizintechnik-Sparte schließlich auf bestem Weg, so viele Milliarden einzusammeln wie schon lange kein deutsches Unternehmen mehr. Dann allerdings purzelten auf einmal weltweit die Kurse nach unten, zwei deutliche und dicht aufeinanderfolgende Börsenbeben verunsicherten die Anleger. Die Volatilität war zurück, die Angst vor einem noch größeren Crash aufgrund möglicherweise zu hoher Marktbewertungen wieder da.

Und so wurde das Börsendebüt von Siemens Healthineers zwar zum bislang weltweit wertvollsten im laufenden Jahr, doch die hohen Erwartungen erwiesen sich schlussendlich als unerfüllbar. So konnte sich Siemens nur von 15 Prozent der Anteile beziehungsweise 150 Millionen Aktien trennen. Ursprünglich hatten die Münchner mit 25 Prozent geplant. Somit haben Joe Kaeser und Co. auch nur 4,2 Milliarden Euro eingenommen. Analysten hatten teils mit bis zu zehn Milliarden gerechnet. Insgesamt stand bei einem Ausgabekurs von 28 Euro am Ende eine Marktkapitalisierung in Höhe von 28 Milliarden Euro auf der Anzeigetafel. Auch hier hatten einige Analysten deutlich mehr erwartet, zeitweise standen bis zu 40 Milliarden Euro im Raum. Und dann war beziehungsweise ist da ja auch noch die 860-Millionen schwere Short-Attacke von Bridgewater auf die Aktie des Mutterkonzerns Siemens. Wohl nicht zuletzt im Zuge dessen hat die Aktie der Münchner seit Jahresbeginn nun schon knapp 15 Prozent an Wert verloren.

All diejenigen jedoch, die sich in der Folge enttäuscht abwendeten, dürften sich bereits jetzt kräftig ärgern. Beinahe unbemerkt und im Schatten der nicht enden mögenden Turbulenzen an den Märkten, hat die Healthineers Aktie – gemessen am Ausgabepreis der Papiere – mehr als 16 Prozent an Wert zugelegt. Innerhalb von drei Wochen hat sich der Anteilsschein also von 28 auf 32,48 Euro verteuert. Die Marktkapitalisierung beträgt nun 32 Milliarden Euro. Die Papiere von Siemens derweil fielen im selben Zeitraum um vier Prozent. Auch der Dax verlor 3,2 Prozent an Wert.

Siemens Healthineers ein Schnäppchen?

Dass sich die Siemens Healthineers-Aktie also selbst in dem derzeit bärisch geprägten Marktumfeld positiv entwickelt, ist ein deutliches Signal. An Anlegerinteresse scheint es offensichtlich nicht zu mangeln. Aktie und Unternehmen lassen allerdings auch kaum Raum für Kritik. Healthineers präsentiert sich schon jetzt hochprofitabel, verspricht hohe Renditen und geizt nicht mit ehrgeizigen Zielen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete man einen Umsatz in Höhe von 13,8 Milliarden Euro, die Umsatzrendite lag bei 18,1 Prozent. Der Gewinn stieg auf 2,5 Milliarden Euro. 60 Prozent der Umsätze macht man im Bereich der „Bildgebung“, ist in dem Sektor somit Weltmarktführer. Mit ein Grund für Mainfirst-Analyst Daniel Gleim die Aktie mit einem Kursziel in Höhe von 38,50 Euro und der Empfehlung „Outperform“ auszustatten. Der Bereich glänze zudem durch stabiles Wachstum und eine hohe Profitabilität in den Endmärkten.

Und das vielleicht wichtigste: Große Teile der gesamten Healthineers-Umsätze sind wiederkehrender Natur. 55 Prozent der Einnahmen generieren die Erlanger mithilfe von Serviceleistungen und Instandhaltungsdiensten. Das schafft Planungs- und Ertragssicherheit, auch in einem wirtschaftlich mal schwierigeren Umfeld.

Zudem strebt Siemens für seine Vorzeigetochter auf mittlere Frist ein organisches Wachstum von vier bis sechs Prozent an und will mit Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich die Gewinnmarge weiter verbessern. Weiterhin sollen in Zukunft 50 bis 60 Prozent des Nettoertrags von Healthineers in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Für 2018 und 2019 ergibt sich derzeit eine erwartete Dividendenrendite von guten 2,2 und 2,7 Prozent. Auch die erwarteten KGVs für das laufende und das kommende Jahr sind mit Werten von 21 und 19 noch nicht besonders hoch.

Aufwärtspotential von 40 Prozent?

Nicht wenige Analysten trauen der Medizintechnik-Sparte weiterhin 40 bis 45 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung zu, was nach derzeitigem Stand noch einem Aufwärtspotenzial von bis zu 40 Prozent entspräche. Rückenwind könnte der wahrscheinlich im Juni anstehende Umzug in den MDax geben. Mittelfristig könnte sogar der Sprung in den Dax folgen.

Dafür dürfte es aber erst einmal notwendig sein, die derzeitige Schwächephase an den Märkten zu überwinden. Dann jedoch bieten die Erlanger mit guten Zahlen, einer starken Marktposition und dem nicht zuletzt auf wiederkehrenden Umsätzen aufbauenden Geschäftsmodell genügend fundamentale Gründe für eine Wertsteigerung der Aktie. Anleger sollten Siemens Healthineers als auch nach dem Börsengang weiter aufmerksam beobachten.