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Unicredit streicht 14.000 Stellen

Die italienische Großbank Unicredit hat den Verkauf ihrer Fonds-Sparte Pioneer unter Dach und Fach gebracht. Das bringt dem angeschlagenen Bankkonzern 3,5 Milliarden Euro, die dringendst benötigt werden. Trotz dieser Entlastung muss die italienische Großbank insgesamt 14.000 Stellen streichen. Wie wird sich das auf den ehemaligen Stolz der bayerischen Bankenwelt, die Hypovereinsbank, auswirken?

BÖRSE am Sonntag

Die italienische Großbank Unicredit hat den Verkauf ihrer Fonds-Sparte Pioneer unter Dach und Fach gebracht. Das bringt dem angeschlagenen Bankkonzern 3,5 Milliarden Euro, die dringendst benötigt werden. Trotz dieser Entlastung muss die italienische Großbank insgesamt 14.000 Stellen streichen. Wie wird sich das auf den ehemaligen Stolz der bayerischen Bankenwelt, die Hypovereinsbank, auswirken?

Der Verkauf von Pioneer an den französischen Vermögensverwalter Amundi, den die Unicredit melden konnte, soll in der ersten Jahreshälfte 2017 abgeschlossen werden und 3,5 Milliarden Euro bringen. Pioneer ist mit einem verwalteten Vermögen von 225 Milliarden Euro die Nummer sechs in Europa und die Nummer drei in Italien. Amundi hatte sich Insidern zufolge gegen ein von der Poste Italiane angeführtes Konsortium und gegen Ameriprise Financial durchgesetzt.

Doch der Verkauf der hauseigenen Fonds-Sparte reicht noch lange nicht, um die Kapitaldecke der inzwischen chronisch klammen Unicredit auf ein erträgliches Maß zu strecken. Der seit knapp einem halben Jahr amtierende Investmentbanker Jean-Pierre Mustier hat den Kapitalbedarf mit dem Verkauf der polnischen Tochter Pekao und einem Teilverkauf der Online-Tochter FinecoBank vorab weiter reduziert.

Die angeschlagene Unicredit baut radikal um: Die italienische Großbank will bei Investoren zusätzliche 13 Milliarden Euro einsammeln. Die Kosten sollen um 1,7 Milliarden Euro sinken. 1,1 Milliarden soll allein der Abbau von 14.000 Stellen bringen, das sind 6.500 mehr als erwartet. In Deutschland sollen zusätzlich 1.500 Stellen wegfallen – das entspricht dann, zusammen mit dem schon bekannten „Streichkonzert“, insgesamt jedem fünften Arbeitsplatz nördlich der Alpen.

Doch wird dieses Maßnahmenpaket dann reichen? Vielleicht. Weitere Verkäufe seien nicht geplant, sagte jedenfalls Mustier. Damit bezog er sich vor allem auf die immer wieder aufflackernden Gerüchte um eine Trennung von der Perle des Deutschlandgeschäfts der Italiener, der Hypovereinsbank. Doch einen Verkauf der deutschen Tochter schloss Mustier aus: Dies sei eine „strategische Beteiligung“.

Kann die Aktie ausbrechen?

Am Kapitalmarkt wurden die Pläne der Unicredit positiv aufgenommen. Die Aktie um mehr als sieben Prozent auf 2,60 Euro. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte das Papier das Tal der Tränen bei gut zwei Euro, in dem sich der Kurs seit Monaten befindet, nach oben verlassen. Dazu bedarf es aber noch weiterer, deutlicher Schritte: Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 12. Januar in Rom sollen zehn bisherige Aktien zu einem Anteilsschein zusammengefasst werden – damit verzehnfacht sich der Kurs rechnerisch, die gleichzeitige, recht happige Kapitalerhöhung fällt dann optisch nicht so sehr ins Gewicht. Insgesamt kostet der Konzernumbau 12,2 Milliarden Euro, 8,1 Milliarden Euro schreibt Unicredit im vierten Quartal allein auf faule Kredite ab.

Vom Stellenabbau dürfte in Deutschland vor allem das Investmentbanking betroffen sein, das konzernweit mit dem Firmenkundengeschäft verzahnt werden soll, wie das Handelsblatt berichtet. Der französische Firmenchef Mustier will die Führungsstrukturen deutlich straffen. „Wir gehen unsere Altlasten konsequent an, um die Qualität der Bilanz deutlich zu verbessern und die Basis für nachhaltige Gewinne zu schaffen“, erklärte Mustier. Um die Risiken zu senken, verkauft die Bank faule Kredite im Umfang von 17,7 Milliarden Euro an die Allianz -Fondsgesellschaft Pimco und den US-Finanzinvestor Fortress. Sie stammen aus den Jahren vor 2011.

Reuters fasst die Erwartungen der Unicredit an sich selbst zusammen: Mit der Kapitalerhöhung und dem Abbau der Risiken will die italienische Großbank bis 2019 auf eine harte Kernkapitalquote von mehr als 12,5 Prozent kommen. Zuletzt waren es – dank Übergangsregelungen – im Branchenvergleich unterdurchschnittliche elf Prozent. Für 2016 gibt es keine Dividende, danach sollen 20 bis 50 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden. Für das Jahr 2019 peilt Mustier, so Reuters, einen Nettogewinn von 4,7 Milliarden Euro und eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als neun Prozent an. Was angesichts der aktuellen Lage als ambitioniertes Ziel gelten darf. sig