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Daimler: das große Comeback

Dieselgate: Die deutsche Automobilbranche liegt am Boden. Tatsächlich? Nein! Daimler beweist mit seinen aktuellen Rekord-Absatzzahlen das Gegenteil. Die Aktie hat, begleitet von einer ganzen Reihe an positiven Analystenstimmen, einen Turn-Around begonnen und könnte aus dem Abwärtstrend 2017 nun ausbrechen.

BÖRSE am Sonntag

Dieselgate: Die deutsche Automobilbranche liegt am Boden. Tatsächlich? Nein! Daimler beweist mit seinen aktuellen Rekord-Absatzzahlen das Gegenteil. Die Aktie hat, begleitet von einer ganzen Reihe an positiven Analystenstimmen, einen Turnaround begonnen und könnte aus dem Abwärtstrend 2017 nun ausbrechen.

Wenn Max Warburton von der Investmentbank Bernstein über Daimler spricht, benutzt er den Superlativ „Tournaround des Jahrzehnts“. Seine Empfehlung an alle Aktionäre: Sofort einsteigen! Das Kursziel für die Daimler-Aktie sieht Warburton bei 85 Euro, und traut dem Papier somit ein gewaltiges Potential von mehr als 40 Prozent zu. Angesichts der Tatsache, dass Daimler aktuell hart mit dem branchenspezifischen Dieselabgasskandal zu ringen hat und die Aktie zweifelsfrei zu den größten Verlierern im laufenden Jahr gehört, ist dieses klare Bekenntnis durchaus bemerkenswert. Doch warum traut das US-Analysehaus der Marke mit dem Stern ausgerechnet in diesen schwierigen Tagen so viel zu? Warburton legt den Fokus auf langfristige Entwicklungstendenzen. Er ist überzeugt, dass sich die Premiumhersteller der Automobilbranche beim Megatrend Elektromobilität aufgrund ihrer höheren Bruttomargen am schnellsten bewegen könnten, und sieht dabei Daimler aufgrund zukunftsgerichteter Aktivitäten in einer Vorreiterposition.

Dieser Führungsanspruch beim Thema Innovation soll insbesondere bei der am Donnerstag beginnenden Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) offenkundig werden. Dort wird der EQA – die elektronische Version der neuen A-Klasse - von Mercedes präsentiert. Spekuliert wird bislang über eine Reichweite von 500 Kilometer bei einer Akku-Kapazität von mindestens 60 kW/h. Die maximale Leistung dürfte bei rund 200 PS liegen, während sich der Preis an der 40.000-Euro-Marke orientieren könnte. 2019 soll das Modell dann den Markt erobern.

Ebenfalls bei der IAA wird der Geländewagen Mercedes GLC F-Cell vorgestellt. Noch in diesem Jahr will Mercedes sein erstes Serienfahrzeug mit Brennstoffzelle auf den Markt bringen. Dabei fungiert als Energielieferant erstmals eine Kombination aus Batterie und Wasserstoffantrieb. So soll das Problem mit den fehlenden Wasserstofftankstellen – derzeit gibt es in Deutschland lediglich 34 Zapfstationen – gelöst werden. Mit Akku und H2-Vorrat liegt die Reichweite bei 500 Kilometern. Dank des E-Motors kann das Modell Rekuperieren, also Energie beim Bremsen zurückgewinnen. Diese Modelle sollen dabei erst der Anfang einer neuen Offensive sein. Schließlich will Daimler in den nächsten zwei Jahren mit Ausgaben in Höhe von 14,5 Milliarden Euro kräftig in Forschung und Entwicklung investieren. „Mehr als die Hälfte davon fließt erneut in grüne Technologien", kündigt Entwicklungsvorstand Thomas Weber an. Daimler ist darum bemüht, sich ständig zu entwickeln. „Wer aufhört sich zu verändern, kann anfangen, sich Sorgen zu machen“, sagt Vorstandschef Dieter Zetsche und fügt hinzu: „Deshalb haben wir in unserem bisher erfolgreichsten Jahr auch den größten Wandel angestoßen.“

Sonnige Zeiten für Daimler: Anleger aufgepasst!

Der August brachte den Stuttgartern erneut einen Absatzrekord. 170.000 Fahrzeuge der Hauptmarke Mercedes-Benz brachte Daimler dank der starken Nachfrage nach SUVs und der neuen S-Klasse an den Kunden, was einer Steigerung in Höhe von neun Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet. „Damit haben wir seit viereinhalb Jahren jeden Monat einen neuen Bestwert erreicht“, freut sich Vertriebschefin Britta Seeger. Zwischen Januar und August verkaufte Daimler mit einem Plus von knapp 13 Prozent fast 1,5 Millionen Autos der Marke Mercedes Benz. Dieselgate? Davon lässt sich Daimler nicht stoppen. Im Gegenteil: Das Geschäft brummt, die Schwaben verdienen kräftig. Alleine im zweiten Quartal 2017 konnte Daimler einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro einfahren. Das Quartalsergebnis je Aktie lag bei 2,28 Euro. Somit hat die Marke mit dem Stern im ersten Halbjahr bereits 4,81 Euro je Aktie verdient und steuert auf einen Jahresgewinn von rund neun Euro je Anteilsschein zu.

Da dürfte es wenig verwundern, dass inzwischen 16 von 31 Analysten zum Kauf der Aktie raten. Nur zwei empfehlen den Verkauf des Papiers, während 13 den Tipp geben, die Aktien zu halten. Das mittlere Kursziel liegt derzeit bei 73,97 Euro je Aktie. Auch die renommierte US-Investmentbank Goldman Sachs rät zum Kauf der Aktie. Analyst Stefan Burgstaller sieht nach den deutlichen Kursverlusten im laufenden Jahr nun die perfekte Einstiegschance. Seiner Meinung nach ist der Markt wegen den anhaltenden Diskussionen um den Dieselantrieb zu pessimistisch gestimmt. Eine mögliche künftige Holding-Struktur könnte den Wert des Konzerns für die Aktionäre zudem klarer machen. Sein Kursziel beträgt 81 Euro, während sich der Kurs aktuell um die 65-Euro-Marke bewegt. Schenkt man der Mehrheit der Analysten Glauben, ist Daimler aktuell zum Schnäppchenpreis zu haben. Der Dieselskandal scheint überwunden zu sein. Angesichts der Verkaufszahlen dürfte sich dabei der Imageverlust in Grenzen gehalten haben. Der Stern findet langsam zurück zu altem Glanz, wenngleich es zum „Turnaround des Jahrzehnts“ noch ein weiter Weg ist. WW