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Tesla: in Wirklichkeit eine Dreckschleuder?

Wer einen Tesla kauft, ist auf der Höhe der Zeit – wirklich? Die Produktion der Batterien setzt Umweltgifte und massenhaft CO2 frei, und dann wird quasi automatisch und ganz selbstverständlich Strom aus Kohle und Kernkraft „getankt“. Doch das sind nur die Zukunftsprobleme. Zunächst müssen die überaus hochgesteckten Erwartungen erfüllt werden, die sich mit dem 7. Juli 2017 verbinden: dem Start der Produktion für den Tesla Model 3. Investoren und Anleger zweifeln, ob Elon Musk den hochfliegenden Hoffnungen gerecht werden kann. Wenn das Model 3 scheitert – was dann?

BÖRSE am Sonntag

Wer einen Tesla kauft, ist auf der Höhe der Zeit – wirklich? Die Produktion der Batterien setzt Umweltgifte und massenhaft CO2 frei, und dann wird quasi automatisch und ganz selbstverständlich Strom aus Kohle und Kernkraft „getankt“. Doch das sind nur die Zukunftsprobleme. Zunächst müssen die überaus hochgesteckten Erwartungen erfüllt werden, die sich mit dem 7. Juli 2017 verbinden: dem Start der Produktion für den Tesla Model 3. Investoren und Anleger zweifeln, ob Elon Musk den hochfliegenden Hoffnungen gerecht werden kann. Wenn das Model 3 scheitert – was dann?

Der 7. Juli 2017: Zweifelsfrei ein besonderes Datum. Doch ist es tatsächlich ein Tag, von dem man rückblickend sagen wird, er habe die Weltgeschichte – oder zumindest die des Automobils – neu definiert? Geht es nach Experte Gene Munster, der sich als Staranalyst der Investmentbank Piper Jaffray und Begründer der Risikokapitalgesellschaft Loup Ventures einen Namen gemacht hat, lautet die Antwort eindeutig ja! Der Tag, an dem die Produktion für Teslas Model 3 gestartet wird, hat für ihn eine vergleichbare historische Bedeutung wie der, an dem das erste Smartphone das Licht der Welt erblickte: „Over the next 10 years, the Model 3's value, in combination with its technology, has the potential to change the world and accelerate the adoption of electric and autonomous vehicles“, schreibt Munster in seiner euphorischen Analyse.

Behält Munster abermals recht mit seiner Einschätzung? Die Anleger haben da erhebliche Zweifel. Ausgerechnet in der Woche des Produktionsstarts, der aus Teslas Sicht eigentlich Aufbruchsstimmung hätte auslösen sollen, stürzt der Aktienkurs des kalifornischen Konzerns erheblich in die Tiefe - alleine am Donnerstag gibt das Papier um 5,6 Prozentpunkte nach. Folge: Teslas Spitzenposition als wertvollster US-Autokonzern ist futsch. Nach Börsenschluss am Donnerstag sieht das von Elon Musk geleitete Unternehmen mit einer Wert von 51,7 Milliarden Euro nur noch die Rücklichter von General Motors, das mit 52,6 Milliarden Euro nach drei Monaten wieder die Nase vorn hat.

Während GM bereits seit Jahrzehnten zeigt, wie man erfolgreich massentaugliche Autos baut, sieht Teslas Bilanz dagegen bescheiden aus. Bisher lieferte das 2003 gegründete Unternehmen lediglich 80.000 Wagen der Hochpreismodelle S und X an die Kundschaft aus. Einen Profit machte Tesla dabei seither nie. Alleine fürs vergangene Jahr steht ein Verlust von über 700 Millionen Dollar zu Buche. Zum Vergleich: Konkurrent BMW verkauft 30-mal so viele Autos und hat zuletzt sieben Milliarden Euro erwirtschaftet. Dass Tesla an der Börse trotzdem in der Liga der „Großen“ mitspielt, liegt an Musks Vision, die Automobilbranche mit für jedermann erschwinglicher und attraktiver Elektromobilität zu revolutionieren. Oder anders gesagt: Mit Model 3, dem Mittelklassewagen, dem „Volks-Tesla“.

250 Kilometer Reichweite – das soll reichen?

35.000 Dollar kostet der neue Hoffnungsträger, der mit einer Reichweite von 250 km pro Akkuladung und einer Beschleunigung von unter sechs Sekunden auf 100 km/h bereits 400.000 Vorbestellungen verzeichnen kann. Mittelfristig strebt Tesla eine Produktion von jährlich 500.000 Exemplaren des Model 3 an, die allesamt mit der nötigen Hardware für „vollständig autonomes Fahren“ vom Band laufen sollen. Analyst David Tamberrino von Goldman Sachs ist dennoch skeptisch, ob Model 3 für Tesla zum erhofften Meilenstein wird. In einer von ihm veröffentlichten Studie befürchtet Tamberrino, dass der Verkauf des Model 3 zu Lasten des Absatzes des Model S gehen könnte. Zudem rechnet er mit einer sinkenden Bruttogewinnmarge für das Unternehmen insgesamt und deutet auf eine seiner Meinung nach viel zu hohen durchschnittlichen Markterwartung für das zweite Halbjahr hin. Bereits im ersten Halbjahr hatte Tesla große Mühe, die selbstgesetzten Absatzspanne von 47.000 bis 50.000 zu erreichen. Laut dem Goldman-Experten sei das Interesse an den teuren Wagen Model S und Model X zuletzt abgeflaut. Möglich, dass sich dieser Negativtrend auch auf Model 3 überträgt.

In Anbetracht dieser Einschätzungen hat Goldman Sachs das Kursziel für Tesla von bisher 190 Dollar auf 180 Dollar gesenkt. Damit die Bank Recht behält, müsste der aktuelle Kurs noch um fast 40 Prozent fallen. Die Berenberg Bank hält diese Aussicht für deutlich zu pessimistisch und traut dem Tesla-Papier den Sprung auf 467 Dollar zu. Analyst Alexander Haissl schätzt die Bemühungen der etablierten Konkurrenten im Automobilmarkt als unzureichend ein, was wiederum Tesla in die Karten spielen könnte. Als großes Plus für das kalifornische Unternehmen bewertet er die zugehörigen Akkus für die strombetriebenen Fahrzeuge, die Tesla in einer Riesenfabrik anfertigen lässt. Analyst Max Warburton von der Investmentfirma Sanford Bernstein stellt hingegen fest, dass sich Tesla gegenüber der Konkurrenz noch keinen klaren technologischen Vorsprung aufgebaut hat - weder bei Batterien noch bei selbstfahrenden Autos. Daher hält er es für unwahrscheinlich, dass Tesla seine Ziele erreichen wird.

Die Meinung der Experten geht also weit auseinander. Niemand kann wirklich abschätzen wie sich Tesla entwickeln wird, da der Trend zum E-Motor etwas völlig Neuartiges ist. Fest steht jedoch, dass der Erfolg des Unternehmens stark an das Abschneiden des neuen Mittelklassewagens gekuppelt ist: Scheitert Model 3, scheitert Tesla. WIM

Wer einen Tesla kauft, ist auf der Höhe der Zeit – wirklich? Die Produktion der Batterien setzt Umweltgifte und massenhaft CO2 frei, und dann wird quasi automatisch und ganz selbstverständlich Strom aus Kohle und Kernkraft „getankt“. Mit diesen Zukunftsproblemen beschäftigt sich Sebastian Sigler in seiner aktuellen Kolumne auf dem Debatten-Portal The European.