Kehrtwende bei Coca-Cola?
Es hieß, Coca-Cola habe den Zenit überschritten, die Produkte seien nicht mehr zeitgemäß. Die Folge waren stetig rückläufige Umsatzzahlen. Der Konzern befand sich eindeutig auf dem absteigenden Ast. Doch nun scheint der Abwärtstrend – vorerst – gestoppt: Endlich steigen wieder die Erlöse.
In jüngerer Vergangenheit ähnelte der amerikanische Brausehersteller eher Oliver Kahn als Manuel Neuer. Es hieß, der Konzern habe den Zenit überschritten, die Produkte seien nicht mehr zeitgemäß. Die Folge waren stetig rückläufige Umsatzzahlen. Coca-Cola befand sich eindeutig auf dem absteigenden Ast. Doch nun scheint der Abwärtstrend – vorerst – gestoppt: Endlich steigen wieder die Erlöse.
Schmerzlich musste Coca-Cola zuletzt immer wieder feststellen, dass Bekanntheitsgrad und Wert eines Unternehmens noch lange keine stetig wachsenden Umsatzzahlen garantieren. Zwar gehört der Brausekonzern nach wie vor zum Spitzenkreis der wichtigsten Konzerne weltweit. Doch im Gegensatz zu beispielsweise Apple oder Google blickt der Getränkegigant auf eine langanhaltende Durststrecke zurück, wenn es um das Thema Wachstum geht. Quälende neun Quartale mit rückläufigen Erlösen reihten sich aneinander, ehe die jüngsten Quartalszahlen endlich wieder so etwas wie Aufbruchsstimmung versprühen konnten.
Selbst Optimisten zeigten sich angesichts eines Umsatzanstiegs von einem Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar überrascht, zumal das Plus ohne Währungs- und sonstige Effekte die acht Prozent-Marke erreichte. Beim Gewinn allerdings erwies sich der starke Dollar als zu großer Hemmschuh, und so verzeichnete das Traditionsunternehmen, zu dem insgesamt 20 Marken mit einem Umsatzvolumen von jeweils mehr als einer Milliarde Dollar gehören, einen Rückgang beim Überschuss von 1,62 auf 1,56 Milliarden US-Dollar. Dennoch übertraf der Gewinn je Aktie mit 0,48 Dollar die durchschnittliche Prognose von 0,42 Dollar je Anteilsschein.
Diese Zahlen sind ein erster Indikator dafür, dass das im Oktober des vergangenen Jahres ins Leben gerufene Sparprogramm langsam Früchte trägt. Dabei steht vor allem die Reduktion der Ausgaben im Interesse der Führungsetage von Coca-Cola. Bis 2019 sollen diese um jährlich drei Milliarden Dollar sinken. Neben Stellenstreichungen – so kündigte das Unternehmen jüngst an, 1.600 bis 1.800 Stellen weltweit abbauen zu wollen – sorgen derzeit auch geschickte Preisanhebungen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Einfallsreich wurden zuletzt die Packungsgrößen verkleinert, des Weiteren kam es zu Produktverteuerungen um etwa zwei Prozent.
Derartige Maßnahmen sind nötig, da der Verkauf des Kernprodukts, der legendären Bause, immer schwieriger wird. Gerade in der heutigen Zeit, in der immer mehr Menschen nach einer gesundheitsbewusste Lebensführung streben, lässt sich das als ungesund verschriene Erfrischungsgetränk viel schwerer verkaufen als noch in früheren Jahren. Besonders in Industriestarten ist dieser Trend zu beobachten. Der Wirtschaftsboom in vielen Schwellenländern sowie die wachsende Weltbevölkerung machen dem weltweit größten Softdrink-Produzenten indes Hoffnung.
Da aber die traditionellen Absatzmärkte - und das sind eben vor allem auch die Industrieländer - eine extrem zentrale Rolle in der Geschäftsstrategie des Konzerns aus Atlanta spielen, muss sich Coca-Cola den sich verändernden Marktbedingungen anpassen. Und so versucht CEO Muhtar Kent die Abhängigkeit von der zuckerreichen Brause durch eine Erweiterung der Produktpalette zu minimieren. Neben den kalorienfreien Alternativen zur klassischen Coke erhofft sich das Unternehmen neuerdings auch Impulse von innovativen Angeboten wie Milchmixgetränken.
Ob diese neuen Antriebe auch Schwung in den Aktienkurs bringen können, bleibt spannend zu beobachten. In der jüngeren Vergangenheit jedenfalls präsentierte sich der Chart von Coca-Cola als etwas träge. Es geht nur schleppend voran, seit Wochen kreist der Titel um die 40-Dollar Marke. Dennoch schwört US-Starinvestor und bekennender Coke-Trinker Warren Buffett weiterhin auf den Erfolg des Unternehmens und besitzt mit 400 Millionen Papieren in seinem Portfolio fast zehn Prozent der gesamten Anteile des Konzerns. Offenbar ist Buffett an einer langfristigen Investition interessiert. Und das nicht ohne guten Grund, da es trotz aller Schwierigkeiten beim Wachstum mit dem Chart der Coca-Cola Aktie in den vergangenen Jahren kontinuierlich bergauf ging. Schmackhaft dürfte für viele Anleger auch die Dividende sein, die in den letzten 53 Jahren jedes Mal erhöht wurde. Derzeit weist die Dividendenrendite einen Wert von etwa drei Prozent auf.
Doch ähnlich wie für andere Unternehmen gilt auch für Anleger, die an einer Investition in Coca-Cola Aktien interessiert sind: Nicht der Blick auf die Dividende oder den Chart sollte unterm Strich ausschlaggebend für den Kauf von Anteilsscheinen sein, sondern das Vertrauen ins Geschäftsmodell. Zwar ist mit den aktuellen Zahlen ein wichtiger, erster Schritt in Richtung Aufwärtstrend gemacht, dennoch heißt es aus Atlanta, dass man in einem extrem schwierigen Markumfeld noch Zeit brauche, bis die beschlossenen Reformen beim Getränkegiganten, dessen Produkte in mehr als 200 Ländern täglich etwa 1,8 Milliarden Mal über den Ladentisch gehen, richtig greifen. Konzernchef Kent gibt sich äußerst vorsichtig: „Wir glauben weiterhin, dass 2015 ein Jahr des Übergangs wird.“
WIM