Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Air Berlin ist pleite, Aktie wird Zockerpapier

Etihad hat den Geldhahn zugedreht, Air Belin kann nicht mehr zahlen. Damit nicht Tausende deutscher Urlauber stranden, überbrückt der Bund mit einem 150-Millionen-Kredit. Die Airline hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Aktie war vom Handel ausgesetzt, stieg aprupt um fast das doppelte und ist aktuell bei gut 40 Cent angelangt. Pennystock, Zockerpapier, Spekulantenfutter: eine harte Landung für Deutschlands zweitwichtigste Airline-Aktie.

BÖRSE am Sonntag

Etihad hat den Geldhahn zugedreht, Air Belin kann nicht mehr zahlen. Damit nicht Tausende deutscher Urlauber stranden, überbrückt der Bund mit einem 150-Millionen-Kredit. Die Airline hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Aktie war vom Handel ausgesetzt, stieg aprupt um fast das doppelte und ist aktuell bei gut 40 Cent angelangt. Pennystock, Zockerpapier, Spekulantenfutter: eine harte Landung für Deutschlands zweitwichtigste Airline-Aktie.

Die Lufthansa-Aktie ging nach der Nachricht in Steigflug, die Airberlin-Aktie wurde vom Handel ausgesetzt: Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft ist pleite. Und das mitten in der Urlaubssaison! Der Großaktionär und Geldgeber Etihad Airways hatte zuvor der deutschen Verlust-Linie den Geldhahn zugedreht. Damit entfällt die positive Fortführungsprognose, erklärte ein Vorstandssprecher von Air Berlin. Eine solche Prognose war bisher die Voraussetzung für die Fortsetzung des Flugbetriebes, denn Air Berlin ist schon länger überschuldet und kam nur mittels dieser Prognose, die Etihad sicherte, um einen Insolvenzantrag herum. Vorbei!

Kaum setzte der Handel wieder ein, schoss das Airberlin-Papier auf knapp 1,30 Euro, denn es wude ruchbar, dass die Bundesregierung das Unternehmen mit einem Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro unterstütze. „Der Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland mit Air Berlin wäre andernfalls nicht möglich gewesen“, hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Wirtschafts- und Verkehrsministerium. Der Kredit ist mit einer Bundesbürgschaft abgesichert. Air Berlin fliegt seit mehreren Jahren in steigendem Maße defizitär.

Das dürften die anleger auch gemerkt haben. Nach anderthalb Tagen oberhalb von einem Dollar stürzte die Aktie auf einen Wert knapp über 40 Cent. Es ist eben nicht zu bemänteln: 2016 lag der operative Verlust bei 780 Millionen Euro. Die Lage verschärfte sich Ende März mit der Umstellung auf den Sommerflugplan. Flugausfälle und Verspätungen häufen sich seitdem in zunehmendem Maße.

Wer jetzt mit Air Berlin im Urlaub ist, muss sich um den Rückflug keine Sorgen machen, versichert Air Berlin. Alle Flüge, auch die der Tochter Niki, fänden weiter statt. Gebuchte Tickets bleiben gültig. Auch neue Air-Berlin-Flüge kann man weiterhin buchen. Dafür sorgt der Übergangskredit von Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) in Höhe von 150 Millionen Euro. Im Bundeswirtschaftsministerin rechnet man offensichtlich damit, dass die Summe für die nächsten drei Monate reicht. Ob Air Berlin ab Mitte November noch Flüge anbieten wird, entscheiden die derzeit im Hintergrund laufenden Gespräche mit Übernahmepartnern. Sowohl Lufthansa wie Tuifly könnten Teile der insolventen Airline übernehmen – doch nur dann, wenn Air-Berlin-Großaktionär Etihad für den hohen Schuldenberg geradesteht und wenn der Ryanair-Chef Michael O'Leary nicht dazwischengrätscht.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) teilte der nachrichtenagentur Reuters mit, die Nachricht sei „für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Air Berlin, die seit Bestehen der Airline eine hervorragende Arbeit leisten, ein Schock“. Etihad lasse Air Berlin „fallen wie eine heiße Kartoffel, obwohl neue Investoren Interesse signalisiert haben“, wie reuters berichtet. Die für ihre Kampfbereitschaft bekannte Pilotenvereinigung ist offenkundig buchstäblich auf der Palme: „Hier zeigen die Investoren vom Golf ihr wahres Gesicht.“

Lufthansa-Aktien reagierten auf die Nachricht von der Insolvenz des Konkurrenten mit einem deutlichen Aufschlag. Die deutsche Vorzeige-Airline teilte mit, sie unterstütze gemeinsam mit der Bundesregierung die Restrukturierungsbemühungen der Fluggesellschaft. „Damit wird unter anderem gewährleistet, dass die von Air Berlin geleasten Flugzeuge, die aktuell für Eurowings und Austrian Airlines fliegen, wie bisher weiterbetrieben werden können.“ Die Verhandlungen über den Erwerb von Teilen der Air-Berlin-Gruppe böten auch die Möglichkeit zur Einstellung von Personal. „Lufthansa beabsichtigt, diese Verhandlungen zu einem schnellen und positiven Ergebnis zu führen.“