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Apple-Aktie klettert – bis wohin?

Apple bleibt das Maß aller Dinge. Das wertvollste Unternehmen der Welt legte im Verlauf der Woche einmal mehr hervorragende Quartalszahlen vor und kündigte obendrein ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von 100 Milliarden Dollar an. Die Aktie notierte anschließend mehr als vier Prozent im Plus. Die Papiere von Zulieferern wie Infineon oder Dialog Semiconductor stiegen gleich mit.

BÖRSE am Sonntag

Apple bleibt das Maß aller Dinge. Das wertvollste Unternehmen der Welt legte im Verlauf der Woche einmal mehr hervorragende Quartalszahlen vor und kündigte obendrein ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von 100 Milliarden Dollar an. Die Aktie notierte anschließend mehr als vier Prozent im Plus. Die Papiere von Zulieferern wie Infineon oder Dialog Semiconductor stiegen gleich mit.

Von Oliver Götz

Seit Jahren ist es gefühlt immer das Gleiche. Quartal um Quartal warnen Analysten, Medien und sonstige Experten vor einem hochstehenden Kurs, einer beinah unglaublichen Marktkapitalisierung in Höhe von 895 Milliarden US-Dollar, schwindenden iPhone-Absätzen und fehlendem Wachstumspotenzial. Nicht selten knickt dann vor der Ergebnisveröffentlichung der Kurs ein. Manchmal nur temporär, manchmal in Form einer längeren Konsolidierungsphase. Dann präsentiert Apple seine Zahlen. Und übertrifft in gewohnter Regelmäßigkeit die Erwartungen. Der Kurs steigt entweder gleich mit oder dann aber spätestens nach ein, zwei weiteren Quartalsergebnissen.

Dieses Mal tat er es gleich. Und das mit einem Plus von 4,5 Prozent ziemlich deutlich. Aller Befürchtungen zum Trotz hat Apple nämlich im zweiten Geschäftsquartal nicht nur seinen Umsatz um 16 Prozent auf 61,6 Milliarden Dollar, sondern auch seinen Gewinn um 25 Prozent auf 13,8 Milliarden Dollar gesteigert. Führt man sich vor Augen auf welchem Niveau sich die Kalifornier in Sachen Einnahmen und Erträgen bewegen, ist ein solcher Zuwachs mehr als bemerkenswert.

Die Aktien wichtiger Apple-Zulieferer, wie beispielsweise Dialog und Infineon stiegen mit Zuwächsen von vier beziehungsweise neun Prozent kräftig mit. Die Erleichterung über Apples Performance war über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu spüren. Und natürlich auch mit Blick auf die gesamte Tech-Branche. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Auch auf dem Niveau von Apple sind immer noch zweistellige Umsatz- und Gewinnzuwächse möglich. Die hohen Bewertungen der US-Tech-Werte sind also vielleicht doch noch nicht zu hoch.

Großen Anteil an den starken Apple-Zahlen dürfte das neue und über 1.000 Euro teure iPhone X gehabt haben. Durch den hohen Preis des Luxus-iPhones verteuerte sich der Durchschnittspreis für Apples smartes Telefon auf 728 Dollar. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag dieser noch bei 655 Dollar. Besonders mit Blick auf das iPhone X waren seit Herbst 2017 fortlaufend Meldungen über mögliche Absatzschwierigkeiten umherkursiert. Tim Cook erteilte den Gerüchten nun eine deutliche Absage. Das iPhone X sei in jeder Woche des vergangenen Quartals die am besten verkaufte Smartphone-Variante von Apple gewesen, so der Konzernchef. In China sei es zudem insgesamt die Nummer eins auf dem Markt für intelligente Telefone gewesen. Insgesamt stieg der iPhone-Absatz um drei Prozent.

Die Zahl lag im Bereich der Erwartungen. Im Rahmen der sich allmählich bemerkbar machenden, globalen Marktsättigung für das einst revolutionäre Produkt dennoch kein schlechter Wert. Von einem Absacken der Verkäufe keine Spur. Neben dem für Apple essentiellen Smartphone-Geschäft, präsentierten sich auch die restlichen Konzernsparten teils deutlich verbessert. Im Service-Sektor, zu dem unter anderem Apple-Music, der App-Store, iTunes und das Cloud-Geschäft zählen, übertrafen die Kalifornier mit einem Umsatz in Höhe von 9,1 Milliarden Dollar die Analysten-Erwartungen.

Im Bereich „Andere Produkte“, der hauptsächlich von der Apple-Watch und dem neuen intelligenten Lautsprecher, dem HomePod, dominiert wird, legten die Umsätze ebenfalls kräftig zu. Um 38 Prozent auf 3,95 Milliarden Dollar ging es hier nach oben. Dementsprechend zufrieden zeigten sich die Analysten. Die jüngsten Zahlen und der Ausblick des Silicon Valley-Konzerns seien besser als befürchtet, schrieb UBS-Experte Steven Milunovich in einer Studie. Auch Goldman-Sachs-Analyst Rod Hall schrieb von übertroffenen Erwartungen und lobte das starke Geschäft mit Dienstleistungen und Produkten wie der AppleWatch. Insgesamt raten derzeit 16 Analysten zum Kauf der Aktie, acht würden das Papier halten. Zum Verkauf von Apple-Anteilen rät weiterhin keiner von ihnen.

Der eigentliche Leckerbissen ist für Anleger allerdings nicht das abermals gute Ergebnis, sondern vielmehr Apples Ausschüttungsstrategie. So steigt nicht nur die Quartalsdividende um 16 Prozent auf 0,73 US-Dollar, Finanzchef Luca Martin versprach den Aktionären auch ein neues und 100 Milliarden Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm. Bereits in den ersten drei Monaten 2018 kaufte Apple eigene Anteile im Wert von 23,5 Milliarden Dollar auf. „Wir geben das Geld wie versprochen den Aktionären zurück“, warb Martin für den Schritt. Donald Trumps Steuerreform sei Dank, damit wird es für Apple nämlich deutlich günstiger die eigenen Gewinne aus dem Ausland zurück in die USA zu holen.

In dem Zusammenhang muss sich Tim Cook aber auch kritische Fragen gefallen lassen. Apple ist weiterhin abhängig vom iPhone, andere Produkte wie der HomePod oder die AppleWatch laufen zwar gut, waren und sind aber bei weitem keine „Marktveränderer“ wie eben einst das iPhone oder auch das iPad. Warum also kauft der wertvollste Konzern der Welt für 100 Milliarden Dollar Aktien zurück? Wäre das Geld nicht besser in Forschung und Entwicklung investiert? Schließlich schläft sowohl in den USA als auch in China die Tech-Konkurrenz nicht ein. Sie wird nicht einmal müde. Amazons intelligenter Lautsprecher ist beispielsweise deutlich erfolgreicher als Apples HomePod. Im Cloud-Geschäft liegt man ebenfalls hinter dem Bezos-Konzern zurück. Im Geschäft mit dem Streamen von Musik und Filmen kommt man sowohl an Spotify als auch an Netflix nicht ran. Warum bemüht man sich mit dem vielen Geld nicht mehr um Zukäufe?

Tief hinterfragt haben das Anleger nach der jüngsten Ergebnisvorlage wohl nicht. Dank des Kursprungs könnte die vorangegangene Kurskorrektur erst einmal beendet sein. Die Preislinie liegt wieder oberhalb der 200-Tage-Linie, der langfristige Aufwärtstrend bleibt intakt. Darüber hinaus wird Apple mit seinen Dividendenerhöhungen, Aktienrückkäufen und sehr hohen Barreserven immer mehr zu einer Art sicherer Hafen am Aktienmarkt. Die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsquartal dürften ihren Teil dazu beigetragen haben. Egal ob Handelsstreitigkeiten, Datenskandal oder volatile Märkte. Apple wirkt wie ein Fels in der Brandung. Ab und an bekommt man mal ein etwas schwächeres Quartal und ein paar Kursdellen ab, alles in allem aber macht der Konzern mit dem Apfel unbeeindruckt äußerer Umstände und vergleichsweise sicher hohe Umsätze und vor allem hohe Gewinne. Auch das, ist seit Jahren immer das Gleiche.