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Besser als Gold? Wie die Coca-Cola-Aktie der Krise trotzt

Während Krieg und Inflation die Aktienmärkte weltweit unter Druck setzen, stellt Coca-Cola an der Börse neue Kursrekorde auf. Die Stärken des Brause-Konzerns waren lange unterbewertet. Jetzt sind sie gefragt wie nie. Das Marktumfeld spricht dafür, dass das noch länger so bleibt.

(Foto: Shutterstock)

Während Krieg und Inflation die Aktienmärkte weltweit unter Druck setzen, stellt Coca-Cola an der Börse neue Kursrekorde auf. Die Stärken des Brause-Konzerns waren lange unterbewertet. Jetzt sind sie gefragt wie nie. Das Marktumfeld spricht dafür, dass das noch länger so bleibt. 

Langeweile ist gerade Trumpf an der Börse. Value schlägt Tech und Beständigkeit beflügelt die Kurse. Inflation, Zinserhöhung, Krieg in Europa und die Geopolitik als Hochrisikogebiet – es ist die Zeit für gestandene Marken, für etablierte Geschäftsmodelle, für Sicherheit und Defensive. Es ist die Zeit für Aktien, wie die von Coca-Cola.

In der Pandemie noch arg gebeutelt, klettert der Kurs des weltgrößten Brauseherstellers gerade munter von Rekordhoch zu Rekordhoch. Anleger reißen sich regelrecht um die Papiere des Konzerns aus Atlanta. 64,30 US-Dollar kosten die Titel aktuell, das ist deutlich mehr als vor der Pandemie (60,10 US-Dollar). Vor allem aber ist es eine Performance, deren Wert gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, findet sie doch mitten in einer großen Unsicherheitsphase am Markt statt. Der Dow Jones hat in den vergangenen drei Monaten rund fünf Prozent an Wert verloren, der technologielastige Nasdaq100 sogar fast 13 Prozent, der Dax steht mit knapp zwölf Prozent ebenfalls zweistellig im Minus. Die Coca-Cola-Aktie hingegen hat in diesem Zeitraum sieben Prozent an Wert zugelegt. Dieser Anstieg entspricht fast dem des Goldpreises, der in den vergangenen drei Monaten etwas über acht Prozent hinzugewinnen konnte. Auf Jahressicht aber hat die Coca-Cola-Aktie mit einem Plus von 21 Prozent gegenüber 13 Prozent auch in diesem Vergleich die Nase vorn. Dass der Goldpreis im aktuellen Umfeld zulegt, kommt nicht überraschend. Dass die Coca-Cola-Aktie aber sogar noch besser performt, schließlich kommt bei dem Getränkegiganten auch noch eine üppige Dividende obendrauf, ist dann schon erstaunlich. Es scheint, als wäre Coca-Cola an der Börse für viele Anleger gerade der Sichere Hafen der Stunde.  Und dafür gibt tatsächlich eine Reihe von validen Gründen.

Marktanteil von 44 Prozent in den USA

Der Konzern, an dem Investorenlegende Warren Buffett rund zehn Prozent hält, ist ein Paradebeispiel in Sachen Marktmacht. In der Forbes-Rangliste der wertvollsten Markenlabels schafft es der Getränkeriese hinter Apple, Microsoft, Google, Amazon und Samsung auf Platz sechs. Vor Coca-Cola stehen also nur die großen Tech-Giganten. Die Old-Economy, wenn man so will, führt der Brausehersteller damit an. Diese Markenbekanntheit und Beliebtheit ist in Zeiten wie diesen ein echter Segen, geht sie schließlich auch mit einer gewissen Preissetzungsmacht einher. Die Inflation schlägt also nicht so durch, wie bei unbekannteren Labels. Dem US-Portal Investopedia nach hat Coca-Cola in den USA einen Marktanteil von 44 Prozent. Unter den zehn beliebtesten Getränken in den Vereinigten Staaten gehören fünf zum Konzern um CEO James Quincey.

Weltweit ist Coca-Cola mit über 3900 Produkten in über 200 Ländern aktiv. Die bekanntesten: Coca-Cola, Fanta, Mezzo Mix, Sprite. Aber auch bekannte Mineral- und Tafelwassermarken wie Apollinaris, Aquarius, Dasani und Schweppes gehören zum Konzern. Nicht zu vergessen auch die Smoothie-Marken Innocent und Simply, sowie die Iso-Sportdrink-Marke Powerade. Dieses Produktportfolio sucht seinesgleichen – und Coca-Cola baut es beständig aus. „Durch zahlreiche Übernahmen hat sich Coca-Cola in den vergangenen Jahren in margenstarken neuen Segmenten breiter aufgestellt“, analysiert die DZ-Bank. „Mit dem Kauf des argentinischen Herstellers AdeS avanciert der Gigant zum führenden Anbieter bei Soja und anderen pflanzenbasierten Milch-Alternativprodukten wie Hafer- oder Mandelmilch in Süd- und Lateinamerika, während er in Europa unter der Kernmarke „innocent“ im Premiumsegment mit Hafer-, Mandel- und Haselnuss-Milchprodukten dem Marktführer Alpro Konkurrenz machen will.“ Für Aufsehen sorgte auch die Übernahme der britischen Kaffeehaus-Kette Costa Coffee, mit 4.000 Filialen hinter Starbucks die weltweite Nummer zwei, im Jahr 2019.

Analysten loben Portfolio und Preissetzungsmacht

Es ist dieses Produktportfolio und die damit einhergehende Preissetzungsmacht, die einige Analysten im gegenwärtigen Marktumfeld als besonders wertvoll erachten. GoldmanSachs-Analystin Bonnie Herzog lobte den Konzern diesbezüglich in ihrer jüngsten Studie und hob das Kursziel von 58 auf 60 US-Dollar an. Auch RBC-Analyst Nik Modi erhöhte seine Schätzungen von 64 auf 68 US-Dollar. Coca-Cola sei im Vergleich mit der Konkurrenz besser aufgestellt, um die steigenden Inflationsraten auszugleichen. Analyst Kaumil Gajrawala von der Credit Suisse glaubt entsprechend an weitere Preiserhöhungen. Diese Fähigkeit von Konsumgüterunternehmen wie Coca-Cola, werde vom Markt unterschätzt.

Was dem US-Konzern ebenfalls zugute kommt, ist das vorläufige Ende größerer Lockdowns in den USA und Europa und die Rückkehr von Großveranstaltungen. Die Post-Corona-Erholung ist für den Getränkeriesen in vollem Gange. Im letzten Quartal 2021 stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar.  Der Nettogewinn sprang um zwei Drittel, auf 2,4 Milliarden Dollar, nach oben. Es läuft also bereits wieder sehr ordentlich für Coca-Cola. Dass das Russland-Geschäft nun wegfällt ist bitter, lässt sich aber wohl verschmerzen. Davon einmal abgesehen gilt: Softdrinks, Wasser, Kaffee trinken die Menschen auch in Krisenzeiten. Eine Preiserhöhung fällt in diesem Segment überdies nicht so sehr ins Gewicht, da die Preise an sich klein sind und es an preiswerten Konkurrenzprodukten auf gleicher Bekanntheitssebene mangelt.

Qualität in der Krise

Die Coca-Cola-Aktie ist also eigentlich ein klassische Krisen-Aktie, die jetzt ihre Qualitäten ausspielen kann. Der Konzern ist im Vergleich wenig anfällig gegenüber steigenden Inflationsraten, trotzt steigenden Zinsen, ist wenig abhängig von derzeit kritischen Rohstoffen und in einer Rezession wären seine Produkte wohl eher bei den letzten, auf die Verbraucher verzichten würden.   Die Dividende stieg in diesem Jahr zudem schon das 60. Mal in Folge. Trotz des rasanten Kursanstiegs liegt die Ausschüttungsquote immer noch bei respektablen 2,7 Prozent. Einzig das KGV läuft mit einem erwarteten Wert von 27 für das laufende Jahr gerade etwas davon. Der Kursanstieg hat ein paar Spuren hinterlassen. Attraktiv bleibt die Aktie aber dennoch.

OG

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