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BMW: Hoffnung auf Rückkehr in die Gewinnzone

Des Deutschen liebstes Kind ist das Auto. Mitten in der schweren Wirtschaftskrise öffnet die 63. IAA in Frankfurt ihre Pforten und wartet mit Elektroautos, sparsamen Motoren und Hybridantrieben aus Verbrennungs- und Elektromotor auf.

BÖRSE am Sonntag

Selbstbewusst präsentiert auch BMW seine neue Modellpalette. Die Münchenerzeigen mit dem BMW Vision Efficent Dynamicseine Hochleistungs-Konzeptstudie mit Hybridantrieb, die Fahrspaß und Sparsamkeit kombinieren soll. Zudem wurden Hoffnungen auf schwarze Zahlen geweckt, was dem Aktienkurs womöglich weiter Flügel verleihen könnte. Seit 2005 bis zur Mitte des vergangenen Jahres bewegte sich die BMW-Aktie in einer Range zwischen 33 und 50 Euro mit dem bisherigen Allzeithoch am 30.05.2007 von 50,73 Euro. Die Krisenerscheinungen kamen, manifestierten sich und der Kurs kannte nur noch eine Richtung – nach unten. Ende Oktober 2008 notierten die Münchener bei 17,04 Euro. Das ist Schnee von gestern, könnte man angesichts der Kursentwicklung in den zurückliegenden Monaten behaupten. Aktuell, beflügelt durch einige Kaufempfehlungen von Analysten, müssen rund 35 Euro für eine Aktie von BMW bezahlt werden und langfristige Kursziele von gut 40 Euro scheinen möglich. Binnen eines Jahres erfreuten sich die Bayern über eine Performance von 25% und liegen damit unangefochten an erster Stelle der DAX-Unternehmen. Seit Jahresanfang konnte der Aktienkurs um über 60% zulegen – da mutet die Performance des ewigen Widersachers Daimler mit 25% vergleichsweise bescheiden an. Dies trifft auch für den Vergleich im breiter gefassten Dow Jones EURO STOXX Automobiles & Parts (WKN 965830) zu, wenngleich hier Konkurrenten, wie Peugeot und Renault, noch ein wenig besser sind.

Absatzeinbrüche belasten nachhaltig

Natürlich sind die gegenwärtige Lage und die nahen Zukunftsaussichten nicht rosarot. Dafür ist die Automobilbranche zu hart von der Krise getroffen worden. Das erklärte Ziel der Münchener bleibt es trotzdem, in diesem Jahr in die Gewinnzone zu fahren. „Wir werden darum kämpfen, dass wir schwarze Zahlen im Konzern haben“, sagte BMW-Finanzchef Friedrich Eichiner anlässlich der Eröffnung der IAA in Frankfurt. Im vergangenen Jahr war der Gewinn von BMW um fast 90% auf 330 Mio. Euro eingebrochen. Das Jahr 2009 begann dann mit Verlusten, dank Kosteneinsparungen inklusive eines deutlichen Personalabbaus schafften die Münchener im zweiten Quartal aber wieder einen Überschuss von 121 Mio. Euro. Der Aktienkurs goutierte diese Entwicklung und entfernte sich vom Tiefkurs Ende März mit 21 Euro.

Für dieses hehre Ziel der schwarzen Zahlen dürfe das Absatzminus in diesem Jahr allerdings nicht die Marke von 15% überschreiten, so der Finanzchef. In den ersten acht Monaten hatte BMW 817.183 Autos verkauft und damit 17,7% weniger als im Vorjahr. Zuletzt hatte der Trend aber nach oben gezeigt, und man könnte behaupten, dass sich die Märkte langsam beruhigen, allerdings auf einem niedrigen Niveau.

Verhaltener Optimismus

Die Münchener sind vorsichtig optimistisch. Die neue Produktpalette mit Neuheiten, wie dem kleinen Geländewagen X1 und dem 5er GT, soll frischen Wind ins Geschäft bringen und dem Unternehmen Auftrieb geben. Eingeständnisse müssen jedoch auch die Bayern machen. Im Zuge der Krise ist das bisherige Absatzziel von 1,8 Mio. verkauften Fahrzeugen im Jahr 2012 jenseits des Erreichbaren. Wahrscheinlicher sei eher ein Wert von gut 1,6 Mio. Fahrzeugen, hieß es. Es bleibt aber zunächst bei der anvisierten Umsatzrendite von 8% bis 10% im Automobilgeschäft zu diesem Zeitpunkt. Im vergangenen Jahr hatte BMW weltweit gut 1,4 Mio. Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce verkauft.

In Indien möchte BMW bis Juni 2010 mit einer eigenen Finanzsparte aufwarten, die vor allem Finanzierungen für ihre Fahrzeuge anbietet. Bezüglich der geplanten Kooperation mit dem französischen Hersteller PSA Peugeot Citroen gibt es Neuigkeiten aus der Gerüchteküche. Man rückt näher zusammen, wurde verlautbart. Der deutsche und der französische Hersteller folgen damit einem Branchentrend: Immer mehr Kooperationen sollen für immer größere Stückzahlen und damit sinkende Kosten sorgen. Positives konnte auch vom Absatzmarkt China vermeldet werden. Im 1. Halbjahr 2009 stieg der Absatz der Kernmarke um 25% auf 35.861 Einheiten – inklusive Mini stiegen die Verkaufszahlen um 24% auf 37.627 Einheiten.

In den zurückliegenden sechs Wochen gab es 15 Bewertungen zur Aktie, darunter neun Kaufempfehlungen mit Kurszielen von 36 bis 44 Euro. So hat beispielsweise Goldman Sachs ein Kursziel von 43,00 Euro angegeben mit der Begründung, dass in den kommenden Jahren mit einer deutlichen Profitabilitätssteigerung aufgrund einer wieder ansteigenden Auslastung der Produktion zu rechnen sei. Außerdem könne die Ankündigung von Restrukturierungsprogrammen sowie eine weitere Konsolidierung im Sektor den Aktienkurs unterstützen. Zu bedenken ist, dass BMW im vergangenen Jahr konzernweit mehr als 7.000 Stellen abgebaut hat und auch im ersten Halbjahr 2009 die Mitarbeiterzahl nochmals von gut 100.000 auf 98.300 schrumpfte.

Fazit:

Viel Positives, allerdings wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen, ob die Automobilbranche die Krise ohne heftige Blessuren überwinden kann. Die Münchener scheinen gut aufgestellt zu sein. Ein neuralgischer, charttechnisch entscheidender Punkt scheint die Marke um 35 Euro zu sein. Wird dieser Widerstand nachhaltig nach oben durchbrochen, ist ein Erreichen von höheren Kursen um die 40 Euro möglich. Allerdings sollten Anleger nicht vergessen, wie sich die BMW-Aktie seit ihrem Tief vom Herbst letzten Jahres entwickelt hat. Der Kurs hat sich verdoppelt. Auch die Performance in den zurückliegenden sechs Monaten ist beeindruckend – sogar der DAX als Benchmark wurde um ca. 10 Prozent geschlagen. Insofern passt die Aktie momentan gut in das Portfolio eines positiv gestimmten Anlegers, der mittel- bis langfristig weitere Höchststände erwartet. Risikoscheuere Investoren sollten ein niedrigeres Kursniveau zum Einstieg abwarten.