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Cewe Color: schließt Restrukturierung früher ab!

Am Montag ist es so weit. Die Aktie des Fotodienstleisters kehrt nach ihrem Ausscheiden im Jahr 2007 zurück in den SDAX. CeWe Color könnte damit wieder stärker in den Fokus der Investoren rücken. Aber nicht nur deshalb. Die Gesellschaft kündigte jüngst auch an, die Umstrukturierung hin zum Digitalanbieter früher abzuschließen als zunächst erwartet. Sie kann sich damit nun wieder bald voll und ganz auf das operative Geschäft konzentrieren.

BÖRSE am Sonntag

 

RESTRUKTURIERUNGSBEDINGTE Sonderbelastungen, die in den vergangenen Jahren auf die Ergebnisse drückten, dürften ab 2010 nicht mehr anfallen, betonte Firmenlenker Dr. Rolf Hollander in der vergangenen Woche. Zuvor hatte er angekündigt, dass die geplante Schließung des Standorts in Paris bereits im Mai 2009 abgeschlossen werden könnte. Zudem macht CeWe Color im April den kleineren Standort Teplice in der Tschechischen Republik dicht, den das Unternehmen 2007 im Rahmen einer Marktkonsolidierung übernommen hatte. Die Kunden der geschlossenen Labors werden dann von anderen Standorten betreut. Mit diesen letzten beiden Schließungen erreicht der Konzern eigenen Angaben zufolge bereits im Geschäftsjahr 2009 seine Zielstruktur.

Wandel vollzogen

CeWe Color musste in den vergangenen Jahren den Wandel von der analogen zur digitalen Fotografie vollziehen und sich den Marktveränderungen anpassen. Dazu investierte der Konzern seit Ende der 1990er-Jahre insgesamt mehr als 250 Mio. Euro. Zu dem Prozess gehörten außerdem Standortschließungen, um den deutlichen Rückgängen bei der Entwicklung von analogen Fotos Rechnung zu tragen. Von 2000 bis 2008 sank die Zahl der Labors daher von 28 auf 15. Inklusive der noch geplanten zwei weiteren Schließungen bleiben dann 13 Standorte übrig. Daneben wurde die Digitalfotoproduktion schrittweise an großen, effizienten Standorten konzentriert. Druckte ein Standort im Geschäftsjahr 2000 durchschnittlich 108 Millionen Fotos jährlich, sind es nun etwa 200 Millionen Stück.

Herausforderung gemeistert

Herausforderung gemeistertDer Wandel war eine große Herausforderung. Sie wurde aber sehr gut gemeistert. Zwar hat die Umstellung von der analogen auf die digitale Fotografie allein seit 2005 den Gewinn jährlich um mehr als 10 Mio. Euro geschmälert, dennoch blieb der Konzern profitabel. Auch 2009 rechnet er damit, dass der Restrukturierungsaufwand nicht mehr als 10 Mio. Euro beträgt, was sich bereits positiv auf das operative Ergebnis auswirken soll. Ab dem Geschäftsjahr 2010 wird CeWe Color europaweit dann mit einer effizienten Produktion agieren und somit keine restrukturierungsbedingten Sonderbelastungen mehr verzeichnen, betonte der Vorstand jüngst. Mit dem Ende der Restrukturierung kann sich CeWe Color somit nun wieder voll und ganz auf das operative Geschäft konzentrieren.

Hausaufgaben gründlich gemacht

Weil der Konzern seine Hausaufgaben in den vergangenen Jahren gründlich gemacht hat, sollte es ihm gelingen, künftig steigende Ergebnisse abzuliefern. Die Basis dafür ist vorhanden. CeWe Color setzte frühzeitig auf neue digitale Technologien, wie der Bestellung von Digitalfotos über das Internet oder auf Orderterminals im stationären Handel. Zudem zeichnet sich die Gesellschaft durch eine hohe Innovationsfähigkeit aus. Sie entwickelt ständig neue Produkte und neue Vertriebsmöglichkeiten und baut somit ihren technologischen Vorsprung aus. Dabei geht es heute nicht mehr allein um die Entwicklung von normalen Fotos. Das Unternehmen bietet auch personalisierte Fotoprodukte. So können beispielsweise T-Shirts, Tassen und Kalender mit eigenen Fotos sowohl am heimischen PC als auch an stationären Terminals wie dem CEWE FOTOKIOSK in Einzelhandelsgeschäften gestaltet werden. Außerdem gibt es sogenannte Foto-Leinwände zur Wanddekoration. Dazu kann der Kunde Fotos auf echte Leinwand drucken lassen. Verkaufsschlager ist aber vor allem das CEWE FOTOBUCH. Immer mehr Fotoliebhaber veredeln ihre schönsten Urlaubsaufnahmen und Familienfotos zu Hause und fügen sie mittels einer Software zu einem Buch zusammen, das dann von Ce- We Color gedruckt wird. Seit 2005 kletterte die Zahl der von CeWe produzierten Bücher von 71.000 auf 2,65 Millionen im Jahr 2008. Das Wachstum zum Vorjahr lag bei fast 75%.

Marktposition gefestigt

Mit derartigen neuen Produkten und dem Fokus auf die Vertriebswege Internet und stationärer Einzelhandel gelang es dem Konzern, seine Marktposition zu festigen und sich als führender Fotodienstleister in Europa zu etablieren. Eigenen Angaben zufolge ist CeWe Color dabei der bevorzugte Komplettdienstleister der Handelspartner. Wettbewerbsvorteile sind beispielsweise einfache Softwarelösungen für die Geschäftspartner, die breite Distribution über das Internet sowie die Präsenz auf 50.000 Distributionspunkten im Einzelhandel. Ein Pluspunkt ist außerdem die hohe Kompetenz beim Digitaldruck. Dank der Investitionen in den vergangenen Jahren in Digitaldrucker oder Software ist der Konzern im Segment des qualitativ hochwertigen Vierfarbendrucks führend in Europa.

Neue Potenziale

Zur Akquisition neuer Kundenbereiche und zur Nutzung neuer Vertriebswege kaufte der Konzern im Oktober 2008 zudem die diron GmbH, einem Software- und Beratungsdienstleister rund um den professionellen Digitaldruck im Bereich der Web-to-Print-Lösungen für Gewerbekunden. Die Gesellschaft bietet Dokumentenautomatisierung und Printon- Demand-Produkte, wie die Erstellung individualisierter Druckaufträge für Werbemittel und Druckprodukte verschiedenster Art bis hin zu kompletten Marketingkampagnen. Neben den Kompetenzen im Digitaldruck für Endkonsumenten mit dem Erfolgsprodukt CEWE FOTOBUCH sowie den stark wachsenden Fotogeschenkartikeln will CeWe Color damit auch die Wachstumspotenziale im Digitaldruck für kommerzielle Anwendungen erschließen. Eine sinnvolle Verbreiterung der Geschäftsbasis. Der Zukauf soll 2012 einen Umsatz von mehr als 20 Mio. Euro erwirtschaften und 2010 auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) die Gewinnschwelle erreichen.

Auch 2008 erfolgreich

Konzernweit strebt der Konzern 2012 einen Umsatzanstieg auf mehr als 500 Mio. Euro an. 2008 erzielte CeWe Color 420 Mio. Euro, was einem Plus von 1,6% entspricht. Das Unternehmen konnte die wie erwartet weiter sinkende Produktion bei analogen Fotos (-35,1%) durch den Anstieg bei Digitalfotos (+17,9%) sowie der zunehmenden Vermarktung von Fotobüchern und Fotogeschenkartikeln kompensieren. Unter dem Strich verdiente die Gesellschaft 7 Mio. Euro, nach 5,9 Mio. Euro im Vorjahr. Dabei wurde die Erträge durch Restrukturierungskosten von 11,4 Mio. Euro (2008) respektive 14,9 Mio. Euro (2007) belastet. 2009 dürften nun noch einmal etwa 10 Mio. Euro anfallen, dann sollte dieses Kapitel jedoch abgeschlossen sein. Zudem dürften die Investitionen zurückgehen, da die Produktionskapazitäten in den vergangenen Jahren im Zuge des Wandels hin zur Digitalfotografie angepasst wurden. Lagen die Investitionen in den vergangenen Jahren bei mehr als 30 Mio. Euro, so sollen es 2009 lediglich 22 Mio. Euro sein. Zusammen mit den nun bald wegfallenden Restrukturierungsaufwendungen sollte dies nicht nur den Cashflow, sondern auch die Profitabilität verbessern. Trotz des schwierigen konjunkturellen Umfeldes könnte sich die Gesellschaft damit bereits 2009 wacker schlagen und weiterhin gut wirtschaften.

Fazit:

CeWe Color hat in den vergangenen Jahren den Wandel hin zur digitalen Fotografie vollzogen und erfolgreich das Digitalgeschäft aufgebaut. Die Gesellschaft richtet sich mit seinen Dienstleistungen dabei vor allem an den stationären Handel und Internetanbieter. Durch eine hohe Innovationskraft bei Produkten und Vertriebswegen erarbeitete sie sich dabei eine glänzende Marktposition in der industriellen Fotoentwicklung und ist heute führend in Europa. Als Spezialist für die industrielle Fertigung von Fotos und personalisierten Fotoprodukten sollte der Konzern künftig von seiner Technologieführerschaft, der automatisierten Produktion sowie den verschiedenen Vertriebswegen (Internet, stationärer Einzelhandel) profitieren. Nachdem die Restrukturierung abgeschlossen ist und die Investitionen sinken, dürfte sich dies nun auch bald in den Gewinnen widerspiegeln. Alles zusammen genommen ist die Aktie aus unserer Sicht daher für langfristige Investoren interessant. Ein Pluspunkt ist außerdem die kontinuierliche Gewinnbeteiligung der Aktionäre. Daran dürfte der Konzern auch künftig festhalten. Für die Jahre 2005 bis 2007 zahlte er jeweils 1,20 Euro je Aktie. Sollte es für 2008 eine Ausschüttung in gleich Höhe geben, entspräche dies auf dem aktuellen Kursniveau einer Dividendenrendite von mehr als 8%. Einen konkreten Dividendenvorschlag dürfte der Vorstand auf der Bilanzpressekonferenz am 7. April geben. Charttechnisch betrachtet näherte sich die Aktie zuletzt ihrer langfristigen Abwärtstrendlinie im Bereich von derzeit etwa 15,00 Euro. Ein Sprung darüber spräche auch aus technischer Sicht für einen langfristigen Kauf.