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CropEnergies: Motor springt wieder an!

Während viele Aktien eine deutliche Aufwärtsbewegung in den vergangenen Monaten zeigten, gab es beim Hersteller von Bioethanol wenig Bewegung. Wie festgewurzelt verharrte die Aktie von April bis zuletzt in einer Seitwärtsspanne. Dank der jüngst vorgelegten Halbjahreszahlen scheint der Motor nun aber wieder angesprungen zu sein. Vielleicht fahren die Investoren ja sogar wieder nachhaltig auf CropEnergies ab.

BÖRSE am Sonntag

Während viele Aktien eine deutliche Aufwärtsbewegung in den vergangenen Monaten zeigten, gab es beim Hersteller von Bioethanol wenig Bewegung. Wie festgewurzelt verharrte die Aktie von April bis zuletzt in einer Seitwärtsspanne. Dank der jüngst vorgelegten Halbjahreszahlen scheint der Motor nun aber wieder angesprungen zu sein. Vielleicht fahren die Investoren ja sogar wieder nachhaltig auf CropEnergies ab.

Die jüngsten Zahlen könnten gute Gründe liefern. Ein höherer Bioethanolabsatz sorgte im ersten Halbjahr 2009/10 (bis Ende Februar) für ein dynamisches Umsatzplus von 26% auf 184,3 Mio. Euro. Verantwortlich dafür ist die um 67% auf 294.000 Kubikmeter gestiegene Bioethanolerzeugung, wozu der 2008 umgesetzte Kapazitätsausbau beitrug. Nach der Übernahme des französischen Alkoholherstellers Ryssen Alcools und der Erweiterung des Standortes in Zeitz im Juni wurde im Dezember die Inbetriebnahme der belgischen Anlage in Wanze abgeschlossen, in der nun jährlich bis zu 300.000 Kubikmeter Bioethanol erzeugt werden können. Insgesamt wurde die jährliche Produktionskapazität somit auf mehr als 700.000 Kubikmeter Bioethanol nahezu verdreifacht. Erste Erfolge der Erweiterung scheinen sich nun einzustellen.

Ansteigende Tendenz

Dies gilt auch für die Erträge, auch wenn im ersten Halbjahr beim operativen Ergebnis sowie unter dem Strich Verluste anfielen. Konkret wurden aus einem operativen Gewinn im Vorjahreszeitraum von 6,8 Mio. Euro nun 0,9 Mio. Euro Miese. Nach Steuern gab es einen Fehlbetrag von fast 2 Mio. Euro, nach zuvor 5,8 Mio. Euro Profit. Bedenkt man, dass die Abschreibungen aufgrund der getätigten Investitionen von 4,7 auf 8,3 Mio. Euro deutlich stiegen, relativiert sich das Abrutschen in die roten Zahlen jedoch. Zudem schlugen die Kosten für die Inbetriebnahme der Anlage in Wanze deutlich ins Kontor. An dem Standort stellten sich im zweiten Quartal aber erste Produktivitätsfortschritte ein, was sich insgesamt positiv in den Konzernzahlen bemerkbar machte. Hatte es im ersten Quartal noch einen operativen Verlust von 3,2 Mio. Euro gegeben, schrieb CropEnergies mit 2,4 Mio. Euro nun wieder schwarze Zahlen. Und auch nach Steuern gab es im Zeitraum Juni bis August wieder einen Gewinn von 0,6 Mio. Euro, während es im Jahresviertel zuvor noch 2,6 Mio. Euro Miese waren.

Positiver Ausblick

Die Tendenz zeigt also aufwärts, was sich auch bei den Aussichten widerspiegelt. CropEnergies erwartet im zweiten Halbjahr eine Fortsetzung des Wachstums. Als Folge der planmäßig umgesetzten Expansion und des erwarteten Anstiegs der Nachfrage nach Bioethanol in Europa werden Produktionsund Absatzmengen erheblich über denen des Vorjahres liegen, hieß es. Der Konzern geht daher davon aus, den Umsatz gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern zu können. Zudem werden weitere Fortschritte in der Produktivität und damit eine spürbare Verbesserung des operativen Ergebnisses erwartet. Für 2010/11 sind dann weitere Steigerungen vorgesehen.

Gute Grundlage

Es muss also nicht immer Benzin aus fossilen Rohstoffen sein, um vorwärts zu kommen. Gerade vor dem Hintergrund endlicher Vorkommen an Rohöl sind Alternativen gefragt. Als eine gilt Ethanol, das zunehmend als Treibstoff eingesetzt und Benzin beigemischt wird. Beispielsweise hat die EU im Juni mit der Verabschiedung der „Erneuerbare-Energien- Richtlinie“ und der Neufassung der „Kraftstoffqualitätsrichtlinie“ eine neue rechtliche Grundlage zur Förderung der Nutzung von Biokraftstoffen im Verkehrssektor geschaffen. Das umfangreiche Gesetzespaket muss von den Mitgliedsstaaten bis zum 5. Dezember 2010 in nationales Recht umgesetzt werden. Im Verkehrssektor ist dabei eine verbindliche Quote von 10% erneuerbarer Energien für das Jahr 2020 sicherzustellen. Mit der Novellierung der „Kraftstoffqualitätsrichtlinie“ hat die EU ferner die technische Voraussetzung zur europaweiten Einführung von E10-Kraftstoff (Ottokraftstoff mit einem Bioethanolanteil von 10%) geschaffen. Frankreich hat bereits im April 2009 mit der landesweiten Einführung von E10 begonnen. Insgesamt gibt es somit eine gute Grundlage für dynamisches Marktwachstum, von dem auch CropEnergies profitieren will.

Hervorragend positioniert

Seit der Gründung im Jahr 2006 durch den Zuckerhersteller Südzucker, der nach wie vor mit 70,6% größter Anteilseigner ist, hat sich das Unternehmen eigenen Angaben zufolge auf dem europäischen Markt für nachhaltig erzeugtes Bioethanol hervorragend positioniert. Der Pionier im deutschen Bioethanolmarkt hat die Präsenz europaweit ausgebaut, und neben den heimischen Standorten gibt es Töchter in Belgien und Frankreich. Eigenen Angaben zufolge ist CropEnergies damit einer der führenden europäischen Hersteller von Bioethanol für den Kraftstoffsektor. Dieser wird aus nachwachsenden Rohstoffen wie Getreide und Zuckerrüben gewonnen. Bei der Produktion von Bioethanol fallen zudem Nebenprodukte (Kuppelprodukte) an, die veredelt und vermarktet werden. Die Bioethanolanlage der nächsten Generation in Wanze, produziert Weizengluten für die Lebens- und Futtermittelherstellung sowie das flüssiges Proteinfuttermittel „ProtiWanze“. Am Standort Zeitz entsteht durch Trocknung und Pelletierung „ProtiGrain“, ein lagerfähiges Futtermittel, das mittlerweile europaweit vertrieben wird.

Flüssiges CO2

Künftig will CropEnergies zudem ein weiteres Kuppelprodukt anbieten und hat dazu im Juni am Standort Zeitz mit der Tyczka Energie GmbH das 50:50-Joint Venture CT Biocarbonic gegründet. Die Gesellschaft will eine CO2-Verflüssigungsanlage bauen und das bei der Vergärung von Getreide und Zuckersirup entstehende Kohlendioxid aufbereiten und in Lebensmittelqualität vermarkten. Verflüssigtes CO2 findet sich in Form von Kohlensäure in Getränken, wird aber auch als Kühl- und Frostmittel für Lebensmittel und als Schutzgas in der Verpackungsindustrie genutzt. Die Anlage mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen soll im Jahr 2010 den Betrieb aufnehmen. Mit der Verwertung dieses weiteren Kuppelprodukts steigert das Unternehmen die Ertragskraft bei gleichzeitiger Verbesserung der Treibhausgasbilanz der Bioethanolanlage.

Fazit

Innovativ und gut positioniert sind zwei Attribute von CropEnergies, mit denen es gelingen sollte, vom Marktwachstum für Bioethanol in Europa zu profitieren. Die Chancen dafür stehen gut, gilt es doch Alternativen zu fossilen Energieträgern zu finden. Investoren, die an eine Zukunft von Bioethanol und dessen Wachstumschancen glauben, könnten also mit CropEnergies richtig liegen. Das Unternehmen ist zudem solide finanziert und hat mit der Mutter Südzucker einen starken Rückhalt, um die Technologieund Kostenführerschaft weiter auszubauen. Fundamental scheint nun zudem die Ausweitung der Kapazitäten Früchte zu tragen, wie die Entwicklung im zweiten Quartal zeigt. Deshalb scheinen auch die Investoren wieder verstärkt zuzugreifen. Womöglich fahren sie sogar wieder nachhaltig auf CropEnergies ab. Das jüngste Aufbäumen des Kurses könnte zudem aus charttechnischer Sicht interessant sein, sollte der jüngste Versuch, die Handelsspanne der vergangenen Monate nach oben aufzulösen, tatsächlich gelingen. Entsprechend könnten nach einem Überschreiten der Hürden bei 3,36 und 3,44 Euro spekulative Käufe in Erwägung gezogen werden, die zunächst Potenzial bis 3,78 Euro eröffnen. Wird auch diese Marke genommen, könnten mittelfristig die Widerstände bei 4,35 und 5,14 Euro in den Fokus rücken.