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Deere & Co: kurzfristig Bremsspuren, aber langfristig interessant!

Zu den Profiteuren des Agrarbooms der vergangenen Jahre gehört zweifelsohne Deere & Co. Gerade hat der Hersteller von landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen Rekordergebnisse für das im Oktober abgelaufene Geschäftsjahr abgeliefert. Nach fünf Jahren in Folge mit Steigerungen auf immer neue Spitzenwerte dürfte diese Serie nun kurzfristig erst einmal vorbei sein. Langfristig sollte das Unternehmen mit dem gelben springenden Hirsch im Logo jedoch von den übergeordneten Trends im Agrarsektor profitieren und weiter fette Ernten einfahren!

BÖRSE am Sonntag

Zugegeben, das derzeitige wirtschaftliche Umfeld spricht auf den ersten Blick nicht gerade für ein Investment in dem Sektor. Denn auch die Kunden von Deere dürften sich angesichts der zuletzt deutlich gesunkenen Preise für Agrarrohstoffe sowie des schnellen und heftigen Konjunktureinbruchs mit Investitionen zurückhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Finanzierung von Traktoren, Mähdreschern und anderen Fahrzeugen oder Maschinen aufgrund der Finanz- und Kreditkrise deutlich schwieriger geworden ist. Beide Punkte dürften in den nächsten Wochen und Monaten auch in den anderen Konzernzweigen zu spüren sein. Deere richtet sich nicht nur an Landwirte, wenngleich die Sparte landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und Maschinen mit einem Umsatzanteil von zuletzt 58% mit Abstand größte Einnahmequelle ist. Das Unternehmen stellt auch Rasenmäher und sonstige Ausrüstung für Hobbygärtner, Eigenheimbesitzer, aber auch professionelle Gärtner sowie Platzwarte von Golfclubs oder anderen Sportanlagen her. Dieser Bereich (Commercial und Consumer Equipment) trägt etwa 15,5% zu den Einnahmen bei. Drittes Standbein sind Maschinen für die Forstwirtschaft und den Bau, wie beispielsweise Bagger, Planierraupen und Bulldozer. In diesem Segment wurden zuletzt 16,9% der Konzernerlöse erwirtschaftet. Der Rest der Einnahmen stammt aus dem Kredit- und Finanzierungsgeschäft.

Neue Spitzenwerte

Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr 2007/08 (Ende Oktober) war auf den ersten Blick von Krise indes kaum etwas zu spüren. Im Gegenteil. Deere meldete neue Rekordzahlen und verbuchte damit das fünfte Jahr in Folge neue Spitzenwerte. Der Umsatz verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um 18% auf 28,44 Mrd. USDollar. Operativ verdiente die Gesellschaft mit 3,42 Mrd. US-Dollar rund 19% mehr. Nach Steuern legte der Profit um 13% auf 2,05 Mrd. US-Dollar zu und das Ergebnis je Aktie (EPS) verbesserte sich von 4,00 auf 4,70 US-Dollar. Vor allem das Geschäft mit der Agrarwirtschaft boomte weiterhin kräftig. Hier schnellten die Erlöse um 37% auf 16,57 Mrd. US-Dollar in die Höhe und der operative Gewinn kletterte um 54% auf 2,22 Mrd. US-Dollar. Und auch im Schlussquartal gab es hier mit einem Umsatzplus von 43% auf 4,57 Mrd. US-Dollar sowie einer Steigerung des operativen Gewinns um 23% auf 476 Mio. US-Dollar starke Zuwächse.

Rückgänge in anderen Sparten

Dank dieser ordentlichen Steigerungen konnten die Einbußen in den anderen Sparten, in denen es im Zeitraum August bis Oktober schon weniger freundlich aussah, mehr als ausgeglichen werden. In Bereich Commercial und Consumer Equipment weitete sich der operative Verlust von 11 auf 16 Mio. US-Dollar aus und der Umsatz fiel um 11%. Die Kunden haben derzeit offenbar wenig Interesse, sich für die Pflege riesiger Golfplätze, luxuriöser Parkanlagen oder des heimischen Grüns neue Rasenmäher und Vertikutierer zu kaufen. Auf die Ergebnisse drückten außerdem höhere Rohstoffpreise sowie Vertriebs- und Verwaltungsausgaben, die nur teilweise durch höhere Preise ausgeglichen werden konnten. Im Bereich Forstwirtschaft und Bau machte sich ferner die Subprime-Krise und die Schwäche des US-Immobilienmarktes negativ bemerkbar, was zu sinkenden Absätzen führte. Hinzu kamen auch hier höhere Rohstoffkosten, der operative Gewinn schrumpfte um 34% auf 89 Mio. US-Dollar. Die Finanzsparte des Konzerns, deren operativer Gewinn um 30% auf 102 Mio. US-Dollar sank, litt ferner unter der Finanz- und Kreditkrise, was beispielsweise zu sinkenden Margen im Finanzierungsgeschäft führte. Insgesamt konnte sich das operative Konzernergebnis mit 655 Mio. US-Dollar aber fast auf dem Vorjahresniveau von 657 Mio. US-Dollar halten. Ohne das Finanzierungsgeschäft verbesserte sich der operative Gewinn sogar von 511 auf 549 Mio. US-Dollar. Der Nachsteuergewinn im vierten Quartal sank indes um 18% auf 345 Mio. US-Dollar, was aber zum Großteil an einem Sondereffekt durch eine Werksschließung in Kanada lag, die vor Steuern etwa 50 Mio. US-Dollar kostete.

Prognosen sind derzeit schwierig

Nachdem in den Sparten Commercial und Consumer Equipment sowie Bau- und Forstgeschäft bereits deutlichere Einschnitte zu verzeichnen sind, stellt sich nun die Frage, inwieweit nun auch das zuletzt florierende und stärkste Konzernsegment landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen wird und wie stark es an Schwung verliert. Firmenlenker Robert W. Lane, der sich mit der Entwicklung im vergangenen Geschäftsjahr zufrieden zeigte, sprach davon, dass es schwierig ist, angesichts der plötzlichen und heftigen Einbußen der globalen Wirtschaft sowie den anhaltenden Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 zu stellen. Es gibt demnach zu viele Unsicherheiten. Er ist jedoch zuversichtlich, dass Deere angesichts der fortgesetzten Kostenkontrolle, einer soliden Kapitalstruktur sowie seiner starken Produkte und Dienstleistungen erfolgreich durch die Krise kommen wird. Konkret rechnet er im laufenden Geschäftsjahr damit, dass die Umsätze (ohne Finanzierungsgeschäft) das Vorjahresniveau von rund 25,8 Mrd. USDollar erreichen. Darin berücksichtigt sind negative Währungseffekte von rund 6%. Beim Nachsteuergewinn 2008/09 geht der Vorstand von etwa 1,9 Mrd. US-Dollar aus, was einem Rückgang zum Vorjahr von rund 7% entsprechen würde.

Intakte Wachstumstrends

Ungeachtet des derzeitigen schwierigen Umfeldes, was kurzfristig die Geschäfte belasten könnte, sind die wichtigsten Wachstumstrends für den Konzern unserer Meinung nach aber intakt. Dazu gehört die zunehmende Weltbevölkerung und der wachsende Wohlstand in aufstrebenden Schwellenländern, was in den nächsten Jahren die Nachfrage nach Lebensmitteln weiter steigen lassen dürfte. Gleichzeitig sinken die Nutzflächen und infolge der Urbanisierung zieht es immer mehr Menschen in die Städte, wodurch auch der Anteil der Eigenversorgung schrumpft. Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Bedeutung von nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und anderen Getreidearten für die Produktion von alternativen Energiequellen. Deere & Co. Alle Punkte zusammen erfordern, dass die vorhandenen Ackerflächen intensiver und effizienter genutzt werden, wozu auch der Einsatz modernster Technik gehört. Und hier kommt man wohl auch künftig um die weltweite Nummer eins bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Maschinen nicht herum. Die langfristigen Aussichten für die Gesellschaft stimmen unserer Meinung nach somit weiterhin. Der Konzern, der in seiner mehr als 170-jährigen Firmengeschichte etliche Rezessionen überstanden hat, sollte daher auch die aktuelle Krise meistern und mit seinen modernen Traktoren, Mähdreschern, Sämaschinen und Häckslern auf lange Sicht seinen profitablen Wachstumskurs fortsetzen.

Langfristige Unterstützung

Entsprechend könnten sich auf dem aktuellen Niveau erste langfristige Käufen anbieten. Zwar sind kurzfristig betrachtet durchaus Bremsspuren in der Geschäftsentwicklung zu erwarten. Nachdem sich der Wert der Aktie seit ihrem noch im April erreichten Allzeithoch von fast 95 US-Dollar zwischenzeitlich mehr als gedrittelt hat, sind die kurzfristig trüberen Aussichten aber womöglich schon im Kurs eingepreist. Charttechnisch interessant ist außerdem, dass die langfristige Unterstützung im Bereich von 28,50 US-Dollar gehalten hat. Sie resultiert aus den Zwischentiefs von August und Oktober 2004 sowie Oktober 2005 und konnte auch im Rahmen des herben Einbruchs und der Turbulenzen der vergangenen Monate verteidigt werden. Möglicherweise wurde damit die Basis für eine neue, nachhaltige langfristige Aufwärtsbewegung gelegt. In den nächsten Wochen sind zwar erneute Rückgänge nicht auszuschließen, solche eventuellen Schwächen könnten jedoch weitere Einstiegsmöglichkeiten bieten. Merklich eintrüben würde sich das Bild indes, wenn die Unterstützung im Bereich von 28,50 US-Dollar auf Tagesschluss- oder gar Wochenschlusskursbasis verletzt wird, sodass spätestens knapp darunter eine Absicherung mittels Stop-Loss erfolgen sollte.