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Drei neue Aktien-Stars aus der Welt es Internets

In keiner Branche ließen sich für Anleger in den letzten Jahren so hohe Renditen erzielen wie in der Welt des Internets. Auch und vor allem, weil Quasi-Monopole im World-Wide-Web eher Regel als Ausnahme sind. Die berühmten FAANG-Konzerne haben inzwischen einen Börsenwert von drei Billionen US-Dollar angehäuft. Vergleichsweise unbemerkt bringen sich jetzt drei mögliche Nachfolger in Stellung. Anleger sollten sie nicht aus dem Auge verlieren.

BÖRSE am Sonntag

In keiner Branche ließen sich für Anleger in den letzten Jahren so hohe Renditen erzielen wie in der Welt des Internets. Auch und vor allem, weil Quasi-Monopole im World-Wide-Web eher Regel als Ausnahme sind. Die berühmten FAANG-Konzerne haben inzwischen einen Börsenwert von drei Billionen US-Dollar angehäuft. Vergleichsweise unbemerkt bringen sich jetzt drei mögliche Nachfolger in Stellung.

Von Oliver Götz

Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google beherrschen das Internet. Oder zumindest große Teile davon. Das aus ihren Anfangsbuchstaben konstruierte Akronym FAANG, es ist inzwischen wohl jedem ein Begriff. Ganz besonders aber natürlich den vielen Anlegern, die mit den Aktien der Big-Five reich geworden sind. Allein in den letzten fünf Jahren sind die Börsenkurse der Tech-Stars im Mittel um 500 Prozent gestiegen. Wer von Anfang an dabei war hat je nach Einsatz Millionen verdient.

Die Konkurrenz ist im Netz immer nur einen Klick weit entfernt, womit sich zum Schluss der Beste oder das beste Angebot durchsetzt. Wer es einmal zum Marktführer in einem bestimmten Bereich geschafft hat, der ist nur sehr schwer wieder vom Thron zu stoßen. Und sollte es doch mal ein vielversprechendes Konkurrenzangebot geben haben Konzerne wie Google die finanziellen Mittel um es locker aufzukaufen. Oder um es nachzuahmen. Schließlich verfügen sie bereits über einen so großen Kunden- und Datenstamm, dass sie leicht neue Angebote zielgerichtet einer großen Nutzerzahl schmackhaft machen können. Der Wettbewerb im Netz, ab einer bestimmten Stufe ist er also praktisch kaum noch vorhanden.

Freilich muss man diese Stufe aber auch erst einmal erreichen. Und das geht – um Übernahmen zu entgehen – am besten in Geschäftsfeldern, in denen die Big-Five nicht oder kaum aktiv sind. Netflix hat es vorgemacht, hat so aus den Big-Four die Big-Five erst entstehen lassen. Darüber hinaus wichtig: Die Angebote sollten schwer oder nur äußerst aufwendig kopierbar sein. Snapchat dürfte hier vielen als mahnendes Beispiel gelten. Als die App-Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy ein Übernahmeangebot von Facebook ablehnten, hat Mark Zuckerberg  viele Snap-Besonderheiten  kurzerhand auf das ohnehin schon erfolgreiche Instagram übertragen. Die Foto-App wurde damit noch beliebter und macht Snapchat für immer mehr Nutzer überflüssig. Das bekamen auch Anleger zu spüren. Die Aktie der siebt-beliebtesten App aller Zeiten notiert mit 13 Dollar inzwischen unter ihrem Ausgabewert.

Welche Aktien welcher Unternehmen haben also noch das Zeug zu einem kometenhaften Aufstieg, wie in die Papiere der FAANG-Konzerne hingelegt haben? Wo gibt es im Netz noch neue Monopole zu ergattern? Und wo lauern sie, die ganz großen Wachstumsraten? Ein Blick auf drei mögliche Gewinner.

1.) Match Group

Die Match Group ist in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt, eine Tochter des Konzerns mit Sitz in Dallas, Texas, dagegen umso mehr: Tinder. Neben vielen weiteren Plattformen wie Okcupid, PlentyOfFish, Meetic, Friendscout 24, Match.com oder Hinge ist sie mit großem Abstand das erfolgreichste Online-Portal der Gruppe. Kein Wunder, schließlich ist die App in den USA und Europa schon längst zum beliebtesten Dating-Portal überhaupt avanciert. Und die Beziehungssuche über das Internet boomt ja ohnehin seit langem. Allein Tinder kommt so inzwischen auf 3,5 Millionen zahlende Nutzer, was auf Jahressicht einem Plus von 84 Prozent entspricht.

Der Umsatz stieg gleichzeitig um 150 Prozent. Insgesamt – also alle Portale mitinbegriffen – zählte die Match Group jüngst 60 Millionen aktive Nutzer, darunter sieben Millionen zahlende. Das treibt Umsätze und Gewinne in die Höhe. In den letzten drei Jahren hätten die Texaner im Schnitt ein Umsatzwachstum von 14 Prozent und einen Gewinnanstieg von neun Prozent erzielt, schreibt Lynxbroker-Experte Sascha Sadowski. Seit dem dritten Quartal 2017 beschleunige sich darüber hinaus das Wachstum spürbar. So lag das Umsatzplus in den ersten drei Monaten 2018 schon bei 36 Prozent.

Der Kurs der Match-Group-Aktie hat sich so seit dem Börsengang 2015 bereits vervierfacht und ist von zwölf auf zwischenzeitlich fast 49 US-Dollar gestiegen. Im Anschluss folgte eine Korrekturphase, die das Papier zurück an die 40-Dollar Marke führte. Vielleicht eine schöne Einstiegsgelegenheit. Laut Analysten soll in diesem Jahr ein Ergebnis von 1,33 US-Dollar je Aktie erzielt werden. Das wäre verglichen mit 2017 ein Anstieg um 71 Prozent. Und Tinder ist noch lange nicht das Facebook des Dating-Marktes. An Wachstumspotenzial mangelt es also nicht. Darüber hinaus komme das texanische Unternehmen auch als Übernahmeziel in Frage, zum Beispiel für Alphabet oder Facebook, urteilt Sadowski. Facebook kündigte erst vor kurzem an, selbst in die Partnervermittlung einsteigen zu wollen.

2.) Grub Hub

Neben der Partnervermittlung hat noch eine weitere Branche das World-Wide-Web für sich entdeckt: Die Gastronomie. Immer mehr Menschen bestellen sich die Mahlzeiten inzwischen lieber nach Hause, als ins Restaurant zu gehen. Davon profitieren am Ende vor allem diejenigen Firmen, die die Logistik übernehmen. Zu ihnen gehört auch Grub Hub, der US-Branchenkrösus mit Sitz in Chicago. Das 2004 von Matt Maloney, Michael und Mike Evans gegründete Unternehmen betreibt mit GrubHub.com, Seamless, Allmenus und Menupages gleich mehrere führende Plattformen für Essensbestellungen in den USA. Alles in allem kommt Grub Hub so auf einen Marktanteil von 18 Prozent. „An das beliebte Portal sind bereits rund 80.000 Restaurants in über 1.600 Städten angeschlossen“, schreibt Sadowski.

Auch in Europa habe das Unternehmen mit einer Präsenz in London bereits einen Fuß in der Tür, so der Experte weiter. Alles in allem gingen im ersten Quartal 2018 rund 15 Millionen Bestellungen bei GrubHub ein. Das entspricht 437.000 Lieferungen am Tag. Eine eindrucksvolle Zahl, vor allem mit Blick darauf, dass nicht nur der Umsatz kräftig mit in die Höhe kletterte, er legte 49 Prozent zu, sondern auch der Gewinn je Aktie. Und zwar um 88 Prozent auf 0,52 Dollar. Damit wurden die Analystenerwartungen einmal mehr übertroffen. Im Schnitt stiegen Umsatz und Gewinn in den letzten drei Jahren um jeweils 38 beziehungsweise 33 Prozent.

Das beflügelte auch die Aktie. Erst seit März 2014 börsennotiert, steigerte Grub Hub den Wert seiner Titel bereits von 34 auf 110 Dollar. Das entspricht beinahe einer Verdreifachung. Und das in gerade einmal vier Jahren. Damit ist das Papier allerdings auch schon sehr hoch bewertet. Das für 2018 erwartete KGV liegt bei ungefähr 63. Zudem dürfte sich die Expansion im Ausland als vergleichsweise schwierig gestalten. Es reichen schließlich nicht nur eine gute App und ein gutes Marketing, es braucht auch Verträge mit Restaurants und Gaststätten. Und natürlich verursachen die Lieferungen einen recht hohen Personalaufwand.

Grundsätzlich aber ist Grub Hub in einem Feld des Internets tätig, in dem es noch keinen uneinholbaren Marktführer gibt und in dem zudem noch kein Großkonzern nennenswert die Finger im Spiel hat. Das wiederum macht auch GrubHub zu einem lukrativen Übernahmekandidaten. Amazon beispielsweise kaufte erst die Supermarktkette Whole Foods auf und spielt schon seit längerem mit dem Gedanken ins Online-Lebensmittelgeschäft einzusteigen. Und noch ist Grub Hub – in Amazon-Verhältnissen gedacht – relativ günstig zu haben.

3.) Twitter

Im Vergleich zur Match Group und Grub Hub ist das 2006 gegründete Twitter – salopp formuliert – beinahe ein Relikt aus vergangenen Tagen. Und in der Tat präsentierte sich der Kurznachrichtendienst lange Zeit ziemlich verstaubt, denn abgesehen von den auf 140 Zeichen limitierten Textnachrichten, die ihn einst bekannt machten, kamen aus San Francisco keine nennenswerten Innovation mehr nach.
Vielleicht lief es anfangs zu gut. Und vielleicht hatte man die Rechnung wie so oft ohne die Konkurrenz gemacht. Schnell und plötzlich konnten Facebook oder später Instagram deutlich mehr Nutzer vorweisen als Twitter, wo die Zahlen stagnierten. Vor allem, da sie mehr boten. Wer braucht schon noch getextete Kurznachrichten, wenn man seine Informationen auf einem Portal wie Instagram auch kurz und knapp per Foto-Message verbreiten kann?

Diese Frage stellten sich in den vergangenen Jahren auch immer mehr Anleger, weshalb der Kurs der Twitter-Aktie mit 14 Dollar zwischenzeitlich sogar unter den Ausgabepreis sank. Und das, wo er doch anfangs binnen weniger Monate von 26 auf 74 Dollar angestiegen war. Nicht wenige dürften da gedacht haben: Das war’s.

War es aber nicht. Denn Twitter reagierte. Und das erfolgreich. Inzwischen darf ein Tweet mit 280 die doppelte Zeichenzahl umfassen. Auch das Anhängen von Bildern, Videos und Co. wurde optimiert. Inzwischen sind auch Video- und Live-Streaming möglich. Die Nutzerzahl stieg damit zuletzt wieder leicht an, liegt inzwischen bei 336 Millionen. Auch die enttäuschende Geschäftsentwicklung konnte gestoppt werden. Mehrere Quartale in Folge wurden zuletzt die Analystenerwartungen übertroffen. Vor allem schaffte Twitter dank der Fokussierung auf Werbung endlich den Sprung in die Gewinnzone. Im ersten Quartal lag der Gewinn je Aktie bei 0,16 Dollar. Für das Gesamtjahr erwarten Analysten im Schnitt ein Plus von 83 Prozent auf 0,75 Dollar je Papier.

Das klingt vielversprechend, doch Twitter könnte auf Dauer erneut in die Falle der fehlenden neuen Angebote tappen. Für den Moment profitiert der Kurznachrichtendienst vor allem von einer intensiveren Anzeigenschaltung. Das steigert kurzfristig die Gewinne. Langfristig ist hier das Wachstum jedoch begrenzt, solange keine neuen Nutzer hinzukommen oder diese deutlich mehr Zeit mit dem Mikroblogging-Dienst verbringen. Und Twitter hat nicht die finanziellen Mittel wie sie Facebook oder Alphabet haben, um sich einfach durch Zukäufe für die Zukunft zu rüsten. Für eine Übernahme derweil könnten dem Dienst die großen Wachstumsaussichten fehlen.

Der Aktienkurs der Kalifornier hat sich auf Jahressicht dennoch fast verdoppelt, steht inzwischen wieder bei rund 44 Dollar. Und kurzfristig könnte noch mehr drin sein. Denn die Gewinne – da ist sich die Mehrheit der Analysten sicher – dürften erst einmal steigen. Nach dem starken Kursanstieg sei jedoch mit hohen Kursschwankungen zu rechnen, warnt Lynxbroker-Experte Sadowski. Er empfiehlt mit Blick auf die „spekulative Aktie“ nur einen geringen Depotanteil zu investieren.

Fazit

Wo lassen sich schon so einfach Milliarden Nutzer erreichen, wie in der Welt des Internets. Große Logistik- und Vertriebsnetzwerke braucht es selten. Der Personalaufwand ist gering. Und Infrastruktur? Ein gutes Netz reicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Zukunft noch viele Unternehmen aus der Online-Branche für positive Überraschungen an der Börse sorgen, sie dürfte relativ hoch sein. Die richtigen herauszufiltern gestaltet sich jedoch wenig überraschend als schwierig. Ohne Risiko geht da nichts. Während Twitter vor allem etwas für kurzfristig orientierte Anleger zu sein scheint, haben sowohl GrubHub als auch die Match Group Chancen auf den großen Durchbruch.

Noch stehen ihre Geschäftsmodelle nur auf wenigen Säulen. Ganz anders die der FAANG-Konzerne, die inzwischen in unterschiedlichsten Bereichen aktiv sind. Doch auch sie haben einmal „klein“ angefangen, ehe sie nur wenige Jahre später zu marktbeherrschenden Big-Playern wurden. Möglich also ist auch für Grub Hub und Tinder-Mutter Match noch vieles. Und vielleicht ist ja auch Twitter noch für ein Überraschung gut.