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Einhell: Innovativ und attraktiv bewertet

Wenn im Herbst sowohl Blätter als auch Temperaturen fallen, sind Laubsauger, Heckenscheren und Heizlüfter gefragt. Die bayrische Firma Einhell stellt passende Produkte für Heimwerker und Gartenfreunde sowie Klima- und Heiztechnik her. Markenqualität zum günstigen Preis ist dabei das Ziel.

BÖRSE am Sonntag

Die in Landau ansässige Einhell Germany AG, so der vollständige Name, lässt Werkzeuge für den Heimwerker in China produzieren und vertreibt diese unter eigener Marke in halb Europa. Die Gruppe operiert in den Sparten Werkzeuge sowie Garten und Freizeit und bietet auch Klima- und Heiztechnik an. Die Werkzeugsparte umfasst die Produktgruppen Antriebstechnik, Autozubehör, Bearbeitungs-, Reinigungsund Schweißtechnik. Zu den umsatzstärksten Produkten gehörten im vergangenen Jahr Bohrmaschinen, Akkuschrauber und Kompressoren, während im laufenden Jahr Sägen verstärkte Kundengunst genossen. Die Garten- und Freizeitsparte unterteilt sich in Gartentechnik, Gewächshäuser, Metallgerätehäuser und Wassertechnik. Insbesondere Rasenmäher, Pumpen und Kettensägen zählen zu den Verkaufsschlagern. Während die Produktion bereits 1987 ausgelagert wurde, blieb die Entwicklung in eigener Hand. In enger Abstimmung mit den Kundenwünschen beschäftigen sich am Hauptsitz 34 Mitarbeiter mit der Produktentwicklung. Einhell sieht sich als eines der am flexibelsten auf Marktveränderungen reagierenden Unternehmen der Branche. Der Vertrieb erfolgt über Bauund Heimwerkermärkte und richtet sich an den engagierten Hobbywerker. Aktuell sind 1.035 Mitarbeiter bei Einhell beschäftigt. Das Unternehmen, das 1964 unter dem Namen Hans Einhell AG gegründet wurde, firmiert seit Mitte 2008 unter dem jetzigen Namen Einhell Germany AG. Durch die Umfirmierung wolle man der internationalen Ausrichtung, der Herkunft und der Tradition des Unternehmens gerecht werden, berichtet der Vorstand.

Konzentration auf zwei Produktschienen

Die Konzernführung beklagte in der Vergangenheit, dass die Produkte nicht einheitlich konzipiert worden seien und somit vom Kunden nicht ausreichend als Marke Einhell wahrgenommen werden würden. Aus diesem Grund fasst Einhell seit Anfang 2008 das Sortiment in zwei Produktlinien zusammen. Eine durch die Farbe blau gekennzeichnete Serie für den Einsteiger sowie eine rote Serie für gehobene Ansprüche. Durch einen hohen Qualitätsanspruch, Patente und Geschmacksmuster will sich Einhell von Wettbewerbern abgrenzen und den Wiedererkennungswert der Marke steigern, um letztlich eine erhöhte Endkundentreue zu erreichen. Einhell gewährt zwei sich damit, dass Reparaturen innerhalb von drei Werktagen durchgeführt werden würden. Preislich siedeln sich die Bayern stets unter dem Niveau der wichtigsten Wettbewerber an. Damit dürften insbesondere Werkzeuge der Firma Bosch gemeint sein.

Schwieriger Heimatmarkt

Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftjahres hatte Einhell mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Die Marktsituation am Heimatmarkt gestaltete sich schwierig, hinzu kam eine Entscheidung der EU-Kommission, chinesische Kompressoren mit einem Antidumpingzoll von bis zu 77 Prozent zu belegen. Auch höhere Rohstoffpreise belasteten. Vor diesem Hintergrund schrumpfte der Umsatz innerhalb Deutschlands. Im 1. Halbjahr 2008 verlor Einhell 8,7% der inländischen Umsatzerlöse, nachdem bereits im Jahr 2007 ein Rückgang um bereinigt 4,9% verkraftet werden musste. Besonders hart traf es die Werkzeugsparte mit einem Rückgang von 10,6% im ersten Halbjahr, während die Gartenund Freizeitsparte, aufgrund eines erfolgreichen ersten Quartals, um 8,2% zulegen konnte. Dagegen läuft es im Ausland besser. Entsprechend nimmt das Geschäft außerhalb Deutschlands an Bedeutung zu. Die Erlöse der ausländischen Märkte erhöhten sich nach +15,7% im Jahr 2007 um 2,0% in den ersten sechs Monaten 2008. Ende Juni 2008 stammten 61,0% aller Erlöse aus dem Ausland. Im Geschäftsjahr 2006 lag dieser Anteil noch bei 51,2%. Insgesamt erzielte Einhell in den ersten sechs Monaten einen Umsatz von 200,9 Mio. Euro, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Rückgang um 2,5% bedeutet.

Ausland im Visier

Einhell ist bereits in über 20 europäischen Ländern mit eigenen Vertriebsniederlassungen präsent. So wurde im Januar 2007 die tschechische Unicore übernommen, ein Unternehmen, das tschechische Groß- und Einzelhändler mit Baumarktprodukten beliefert. Im Juni 2007 übernahm Einhell 85% der Anteile der türkischen Intratek. Die Firma importiert und vertreibt unter anderem Heiz- und Klimageräte. Mit Hilfe von Intratek will Einhell sich innerhalb von drei Jahren zu einem der führenden Unternehmen im türkischen Elektro-, Garten- und Handwerkzeugmarkt entwickeln. Zudem wurden Ende 2007 bzw. Anfang 2008 Tochtergesellschaften in Griechenland und Chile gegründet. Insbesondere den südamerikanischen Markt stuft Einhell als lukrativ ein. Die Internationalisierung soll indes weitergehen: Im laufenden Jahr sind weitere Neugründungen in Frankreich, Skandinavien, der Slowakei und im Nahen Osten geplant. Gleichzeitig hat Einhell sich eine Konzentration auf die Kernkompetenzen vorgenommen. So wurde bereits 2006 die weka Holzbau GmbH für 10,6 Mio. Euro an eine Hamburger Beteiligungsgesellschaft abgegeben.

Aktionärsfreundliche Dividendenpolitik

Einhell-Aktionäre konnten sich in den vergangenen fünf Jahren über steigende Dividenden freuen. Aktuell schüttet Einhell 0,90 Euro je Vorzugsaktie aus, was einer Dividendenrendite von 4,5% entspricht. Nur die 1,68 Mio. stimmrechtslosen Vorzugsaktien sind gelistet, deren Dividende stets die der Stämme um wenigstens 6 Cent je Aktie überschreiten muss. Der Unternehmensgründer Josef Thannhuber wechselte im Jahr 2000 vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsrat. Sein Sohn Dr. Markus Thannhuber übernahm 2007 das Vorstandsressort Technik. Die Thannhuber AG kontrolliert 86% der 2,09 Mio. Stammaktien. Von einer weiterhin hohen Ausschüttungsquote ist auszugehen.

Aktie niedrig bewertet

Für 2008 plante Einhell ursprünglich mit einem Umsatz in der Größenordnung von 400 Mio. Euro bis 420 Mio. Euro. Durch den Wegfall der Erlöse aus Kompressorverkäufen aufgrund des EU-Zolls senkte Einhell jedoch Ende August die Umsatzerwartung auf Vorjahresniveau. Dabei soll die Vorsteuerrendite unverändert 5% bis 6% betragen, nach 6,3% im Vorjahr. Im Vorjahr betrug die Rendite vor Steuern 6,3%. Es ist somit von einem Rückgang des Gewinns je Aktie von 4,42 Euro in 2007 auf ca. 4,09 Euro in 2008 auszugehen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurden davon bereits 2,07 Euro je Aktie verdient. Aus diesen Vorgaben und nach der jüngsten Kurskorrektur errechnet sich heute ein KGV von 4,9. Gleichzeitig wird die Aktie mit einem erheblichen Abschlag gegenüber ihrem Buchwert gehandelt. Das Eigenkapital je Aktie belief sich per 30.06.2008 auf 29,74 Euro, bewertet wird es an der Börse mit aktuell 16,50 Euro.

Einhell würde gut daran tun, eigene Aktien zurückzukaufen, wovon allerdings allein deswegen schon nicht auszugehen ist, weil nächstes Jahr ein fünfjähriges Schuldscheindarlehen zur Refinanzierung ansteht. Mit einer Eigenkapitalquote von 49,2% genießt Einhell eine solide Finanzierung. Gut 19,7 Mio. Euro Sichtguthaben stellen die kurzfristige Liquiditätsversorgung sicher. Als Belastungsfaktoren sind die EU-Strafzölle zu sehen sowie mögliche Bremswirkungen der internationalen Finanzkrise auf die Konjunktur. Aus charttechnischer Sicht hat das Papier vom im Februar 2007 erreichten Allzeithoch von 60,50 Euro deutlich korrigiert. Der seither bestehende Abwärtstrend ist nach wie vor intakt. Angesichts der fundamental günstigen Bewertung könnten jedoch erste spekulative Käufe in Erwägung gezogen werden, sobald sich eine Stabilisierung im Bereich zwischen 15,00 und 16,00 Euro abzeichnet.