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In der Bärenfalle

Ende April sah es danach aus, als ob die Aktie der Deutschen Bank etwas Höhenluft schnuppern könnte. Der Widerstand bei zölf Euro konnte gebrochen werden und der Abwärtstrend schien endlich beendet. Doch nur wenige Tage später wurde das Kaufsignal wieder negiert und die Bären übernahmen das Ruder.

BÖRSE am Sonntag

Ende April sah es danach aus, als ob die Aktie der Deutschen Bank etwas Höhenluft schnuppern könnte. Der Widerstand bei zölf Euro konnte gebrochen werden und der Abwärtstrend schien endlich beendet. Doch nur wenige Tage später wurde das Kaufsignal wieder negiert und die Bären übernahmen das Ruder.

Die schlechten Nachrichten trudelten im Laufe des Mai ein. Nachdem die seit Anfang April zu beobachtende, kurzfristige und leicht ansteigende Trendlinie noch einige Tage lang gehalten werden konnte, wurde diese dann zum Monatsende Mai nach unten gebrochen. Erneut machen der Aktie frische Verkaufssignale zu schaffen. Alles spricht dafür, dass sich der langfristige, bislang so hartnäckige Abwärtstrend fortsetzen wird.

Die Expertenmeinung von Lynx: „Es führt kein Weg daran vorbei. Wir müssen auch weiterhin unsere Aussichten auf die Deutsche Bank Aktie auf der bärischen Seite belassen. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Kursverluste ist in den letzten Tagen wieder deutlich angestiegen.“ Lynx prognostizierte einen Rückfall auf ein einstelliges Niveaus noch für den Monat Mai – und lag goldrichtig: „Die Signale könnten kaum negativer sein und die Bären haben weiterhin ihren Spaß. Aktuell sehen wir kein Licht am Ende des Tunnels bei der Aktie der Deutschen Bank.“

Eine kritische Einstufung ihres US-Geschäfts durch die amerikanischen Aufsichtsbehörden ließ den Aktienkurs der größten deutschen Privatbank dann zum Monatsultimo auf ein neues um mehr als acht Prozent Rekordtief von zeitweise nur 9,06 Euro fallen, der Monatsschluss fiel mit 9,86 Euro für eine Aktie der Deutschen Bank kaum versöhnlicher aus. Die Aktie der Deutschen Bank einstellig– das hatte es zuletzt im September 2016 gegeben. Die US-Einlagensicherung FDIC hat die US-Tochter der Bank auf ihre Liste der „Problembanken“ gesetzt. Zuerst hatte das „Wall Street Journal“ von den erneuten Problem bei der „Doitschen Bänk“ berichtet. Auf diese Problemliste kommen Banken, die von der US-Notenbank Fed eine besonders schlechte Bewertung bekommen haben, weil ihre Schwächen ernst genug sind, um ihre finanzielle Lebensfähigkeit zu gefährden, so erläutert das Handelsblatt. Für die Bank heißt das, dass sie bei der Kreditvergabe und und im Handelsgeschäft weniger Risiken eingehen darf, sie hat zudem immer den Klotz einer verschärften Aufsicht am Bein. Außerdem muss die Fed wichtigen Personalien zustimmen.

Besonders pikant ist, dass im aktuellen Fall der Punkt „Management“ – darunter fallen etwa die Qualität interner Kontrollsysteme und andere Managementaspekte – ein Problemfeld war. Dazu passt, dass das Geldhaus zwar regelmäßig die quantitativen Stresstests der Fed bestanden hat, bei den qualitativen Stresstests, in denen es um die Beurteilung etwa des Risikomanagements ging, aber durchfiel.

Eine schwache Prognose für das zweite Quartal hatte den aktuellen Kursrückgang eingeleitet. Und weitere Hiobsbotschaften könnten noch folgen. Bei der Deutschen Bank selbst rechnen viele damit, dass die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bonitätsnote der Bank senken wird. Außerdem soll bis Ende Juni der aktuellste Stresstest der US-Notenbank Fed veröffentlicht werden – „die Deutsche“ hat hier wichtige Teilergebnisse nicht wie gefordert erbringen können. Das Handelsblatt dazu: „Die Aufbruchstimmung, um die sich das Institut nach dem Rauswurf von Vorstandschef John Cryan und der Installation von Christian Sewing an der Spitze bemüht hatte, ist damit wohl endgültig verpufft.“ Der Neue hatte vor der Hauptversammlung vergangener Woche einen Stellenabbau angekündigt, der die Zahl der Jobs von rund 97.000 auf „deutlich unter 90.000“ senken soll. Es steht zu vermuten, dass auch diese Maßnahme nicht zum Befreiungsschlag werden wird. Anleger haben damit berechtigerweise große Sorge um die Bank – und das völlig zurecht. An der Pinne ihres Aktienschifflein sitzt ein dicker, fetter Bär. Und er macht nicht die geringsten Anstalten, sich von dort vertreiben zu lassen. sig