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LANXESS: Begründete Zuversicht oder Zweckoptimismus?

Während der deutsche Branchenverband VCI seine Umsatz- und Produktionsprognosen 2008 kappte, zeigte sich LANXESS für das eigene Geschäft weiterhin zuversichtlich. Ungeachtet der sich eintrübenden Lage der Weltwirtschaft und der jüngsten Finanzmarktturbulenzen bestätigte der Spezialchemiekonzern seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr. Dem Aktienkurs half der Optimismus zunächst allerdings wenig. Die Aktie gab innerhalb eines schwachen Gesamtmarktumfelds nach. Sie kratzte dabei an ihrem bisherigen Jahrestief, setzte sich davon am Freitag aber wieder etwas ab!

BÖRSE am Sonntag

Heftige Marktturbulenzen im Zusammenhang mit der Finanzkrise in den USA, ein dadurch zusätzlich wachsender konjunktureller Gegenwind weltweit und speziell die nachlassende Dynamik der europäischen Industriekonjunktur trüben derzeit die Stimmung in der deutschen Chemiebranche. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) senkte daher seine Prognosen für das laufende Jahr. Auch hohe Rohstoff- und Energiekosten sowie ein starker Euro machen der Branche zu schaffen, hieß es weiter. Zwar gab es bei den zuletzt genannten Faktoren angesichts eines in den vergangenen Wochen kräftig gefallenen Ölpreises und eines schwächeren Euro Entspannungstendenzen, die fundamentalen Rahmenbedingungen insgesamt scheinen derzeit jedoch alles andere als rosig zu sein. Der VCI rechnet daher für 2008 nur noch mit einem Produktionswachstum in der deutschen Chemie von 1%, während man Anfang Juli noch von 2,5% ausgegangen war. Die Umsatzprognose wurde von 5,5% auf 4,5% gesenkt. Einen Einbruch erwartet der Verband jedoch nicht. Er verwies auf die gut gefüllten Auftragsbücher vieler Abnehmerbranchen und nach wie vor profitierten viele Kunden der Chemie vom Investitionsschub in Asien, hieß es. Allerdings hat sich das Wachstumstempo laut VCI inzwischen in fast allen Regionen verlangsamt.

Vorstand sehr zuversichtlich

Ungeachtet des schwieriger werdenden Marktumfeldes und des derzeit herrschenden wirtschaftlichen Pessimismus zeigte sich Firmenlenker Dr. Axel Claus Heitmann für die absehbare Zukunft sehr zuversichtlich für das eigene Geschäft. Er verwies anlässlich des dritten internationalen Medientags des Konzerns am vergangenen Mittwoch auf eine gute Entwicklung im laufenden dritten Quartal und bestätigte vor diesem Hintergrund die Ziele für das Gesamtjahr. Beim Umsatz rechnet LANXESS nach wie vor mit einer operativen Steigerung. Im Vorjahr wurden 6,61 Mrd. Euro umgesetzt und damit ein währungs- und portfoliobereinigtes Plus von 5% erzielt. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen sollen nach 719 Mio. Euro 2007 mehr als 700 Mio. Euro erreicht werden. Nach dem erwarteten zufriedenstellenden Geschäftsverlauf 2008 sieht sich der Konzern auch für die nächsten Jahre gut aufgestellt, wenngleich man betonte, dass die Herausforderungen angesichts der nicht allzu rosigen Lage der Weltwirtschaft für die Chemieindustrie eher noch gewachsen sind.

Drei Säulen

Den weltwirtschaftlichen Turbulenzen will LANXESS mit einer Drei-Säulen-Strategie begegnen. Neben organischem Wachstum durch Investitionen in bereits existierende Geschäftsfelder gehören dazu zielgerichtete Zukäufe. Ziel des externen Wachstums ist es, das Produktportfolio des Unternehmens sukzessive zu verbreitern und zu stärken. Dabei beschränkt sich der Konzern auf eher kleinere und mittelgroße Zukäufe. Bei der internationalen Expansion hat der Konzern vor allem die stark wachsenden Länder Brasilien, Russland, Indien und China, die sogenannten BRIC-Staaten, im Fokus. Neben den erfolgreichen Wachstumsprojekten in Brasilien, Indien und China bereitet LANXESS nun konkret den Markteintritt in Russland für 2009 vor. Laut Vorstand ist dort ein jährliches Umsatzwachstum von bis zu 20% realistisch.

Investitionsschwerpunkt Asien

Die Gesellschaft teilte ferner mit, derzeit die Produktionskapazität für das Kunststoffvorprodukt Caprolactam am Standort Antwerpen auszubauen. Die Investitionen liegen bei rund 35 Mio. Euro und die Kapazität wird damit bis 2010 von derzeit rund 200.000 Jahrestonnen um 10% erhöht. Mit dem Ausbau will LANXESS die führende Position im globalen Kunststoffgeschäft weiter stärken. Insgesamt plant der Konzern bis 2009 weltweit Investitionen von 1 Mrd. Euro. Davon soll mehr als die Hälfte in die deutschen Stammwerke fließen. Beim Blick weiter nach vorn liegt der Investitionsschwerpunkt jedoch in Asien. So sollen sich bis 2010 die Investitionen in dieser Region verdoppelt haben und dann bei 49% der gesamten Investitionen liegen.

Prall gefüllte Pipeline

Als dritte Säule bezeichnete der Vorstand die Forschung und Entwicklung innovativer Produkte und Prozesstechnologien. Die Gesellschaft hat eigenen Angaben zufolge derzeit mehr als 100 Projekte in der Pipeline und das bis 2011 erwartete Umsatzpotenzial liegt bei rund 700 Mio. Euro. Als konkretes Beispiel für die forcierte Entwicklung neuer Produkte nannte der Vorstand Hochleistungsreifen, die einer erhöhten Beanspruchung standhalten und gleichzeitig den Verbrauch und damit die Emissionen von Fahrzeugen aller Art senken. Wie er weiter ausführte, wird der zunehmende globale Trend zur Mobilität, getrieben von den asiatischen Ländern, die Nachfrage nach diesen Erzeugnissen in den nächsten Jahren deutlich erhöhen und dadurch erhebliche Wachstumspotenziale für LANXESS eröffnen.

Breit gestreut und Pricing Power

Neben den drei Säulen bezeichnete sich der Konzern außerdem als flexibel genug, um stets die richtigen Werkzeuge zu finden, um auf Herausforderungen jeder Art rasch reagieren zu können. Dazu gehören Mengensteigerungen, eine stetige Verbesserung der Effizienz und Preiserhöhungen. Firmenchef Heitmann betonte dabei die eigene Pricing Power, also die Preissetzungsmacht und hob diese als eine Stärke des Konzerns hervor, können doch dadurch die Verkaufspreise zeitnah den steigenden Kosten angepasst werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die breite Streuung der Abnehmer, sodass man nicht so stark abhängig von der Entwicklung einzelner Branchen, Regionen oder Kunden ist. Zwar läuft es derzeit bei zwei der belieferten Branchen, der Automobilproduktion und der Bauwirtschaft nicht gerade rund, der Konzern sieht sich dafür aber gut gerüstet. So könnte laut Vorstand die derzeitige Talfahrt der Automobilindustrie durchaus auch eine Chance für LANXESS sein, werden durch den Trend zu sparsameren Fahrzeugen doch zunehmend Metallteile durch neuartige Kunststoffe ersetzt, um das Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig die Crashfestigkeit zu verbessern.

Long oder short?

Die jüngsten Worte des Vorstands zeugen einmal mehr von dem Vertrauen in die eigene Stärke und der daraus resultierenden Zuversicht für die weitere Geschäftsentwicklung. Investoren, die diese Zuversicht teilen, könnten daher auf dem aktuellen Niveau erste konsequent abgesicherte spekulative Käufe in Erwägung ziehen. Im Bereich der Unterstützung von 20,77 Euro scheint sich der Kurs wieder gefangen zu haben, sodass nun möglicherweise ein neuer Aufwärtsimpuls startet. Auf der anderen Seite könnten die jüngsten Aussagen des Vorstands jedoch auch als Zweckoptimismus interpretiert werden. Für Anleger, die erwarten, dass LANXESS aufgrund des konjunkturell schwieriger werdenden Umfeldes stärker in Mitleidenschaft gezogen wird, könnten daher auch durchaus spekulative Short-Investments infrage kommen. Als Handlungsansatz könnte dabei ein nachhaltiger Bruch der besagten Unterstützung gelten. Ein solches Signal könnte beispielsweise ein Tagesschlusskurs unter 19,40 Euro sein. Für beide Strategien gilt dabei gleichermaßen, dass sie in dem derzeitig turbulenten und volatilen Marktumfeld äußerst spekulativ sind, was bei der Investitionsentscheidung unbedingt zu berücksichtigen ist.

OPTIONSSCHEIN-TRADING

Investoren, die sich der Risiken bewusst sind, können versuchen, mögliche Kursbewegungen mit Derivaten zu hebeln. Auf den Basiswert LANXESS gibt es dazu auch eine gute Auswahl an Hebelzertifikaten. Interessant für Longinvestments ist der WAVE XXL Call der Deutschen Bank. Ausgestattet mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit liegt die Knock-out-Schwelle aktuell bei 16,30 Euro und damit unter unserem bevorzugten Stopp-Loss auf Aktienkursbasis von 19,40 Euro. Der Hebel beträgt aktuell rund 3,4. Um auf fallende Kurse zu setzen, könnte nach einem nachhaltigen Rutsch unter 20,00 Euro der Unlimited Turbo Bear der Commerzbank infrage kommen. Ebenfalls mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit ausgestattet, liegt der Hebel hier derzeit bei etwa 3,4. Die Knock-out-Schwelle von aktuell 25,00 Euro befindet sich außerdem ein gutes Stück über unserem bei dieser Strategie bevorzugten Stopp-Loss auf Aktienkursbasis von 22,50 Euro.