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OTP Bank - Finanzkrise als Chance?

Banken und Finanzinstitute gehören derzeit nicht zu den Favoriten der Anleger. Aber ohne Banken geht es nicht. Bankgesellschaften mit sauberen Bilanzen könnten somit gestärkt aus der Finanzkrise hervorgehen. Mutige Anleger können daher die aktuelle Phase großer Verunsicherung dazu nutzen, diese Gesellschaften frühzeitig ausfindig zu machen. Die ungarische OTP Bank könnte dazu gehören.

BÖRSE am Sonntag

Auf dem deutschen Markt sind die Ungarn zwar nicht besonders bekannt. In der Heimat ist die seit 1949 existierende OTP Bank jedoch eines der bedeutendsten Finanzinstitute. Seit 1995 sind die Aktien der Großbank im ungarischen Leitindex BUX notiert, die Marktkapitalisierung liegt derzeit bei 6,9 Mrd. Euro. Gemessen an den Privatkundeneinlagen beherrscht das Unternehmen rund 31,3% des heimischen Marktes, 70% der 2.221 Gemeinden Ungarns führen ihr Girokonto bei OTP.

Gute Marktposition in Osteuropa

Darüber hinaus expandiert das Unternehmen und hat sich mit Tochtergesellschaften in Bulgarien, Kroatien, Montenegro, Rumänien, Russland, Serbien, der Slowakei und der Ukraine in Mittel- und Osteuropa gut am Markt positioniert. Der Konzern beschäftigt insgesamt rund 34.000 Mitarbeiter und betreibt über 1.500 Filialen, in denen rund 10,6 Mio. Kunden bedient werden. Die größte ausländische Tochtergesellschaft ist die DSK Group mit rund 4.000 Mitarbeitern, die, gemessen an den Kundeneinlagen, ca. 20,7% des bulgarischen Marktes berät. In den übrigen Auslandsmärkten liegt der Marktanteil bei 1% bis 4%. In Zeiten, in denen weite Teile der Bankenbranche über das Ausmaß ihrer Verkleinerung diskutieren, eröffnet OTP 10 neue Zweigstellen in Russland und 9 in der Ukraine. Gleichzeitig vollzog sie kürzlich die 41,0 Mio. US-Dollar teure Übernahme der russischen Donskoy Narodny Bank mit 46 Zweigstellen. Die durch die Subprime-Krise verursachten Turbulenzen dürften Banken mit einem starken Privatkundengeschäft und einer breiten Kundenbasis nach Meinung von Fachleuten vergleichsweise unbeschadet überstehen.

Keine Wertberichtigungen

Erst kürzlich bestätigte die OTP-Bank ihre Gewinnprognose von 1,1 Mrd. Euro im Gesamtjahr. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass OPT wegen der Bankenkrise Wertberichtigungen vornehmen muss. Allerdings wies der CEO darauf hin, dass es in einem schwachen Umfeld auch bei der Gewinnentwicklung der OTB Bank zu Belastungen kommen könne. Das Ziel eines Vorsteuergewinns von 2 Mrd. Euro im Jahr 2010, müsse möglicherweise auf den Prüfstand gestellt werden.

Positive Entwicklung im ersten Halbjahr

OTP erzielte in den ersten sechs Monaten einen Überschuss von 129,6 Mrd. HUF oder ca. 542 Mio. Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 28,1% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, wobei dies jedoch Fremdwährungsgewinne über 15,3 Mrd. HUF beinhaltet. Insgesamt konnte das Ergebnis nach Steuern im Ausland um 26,7% und in Ungarn um 16,9% auf Rekordniveau seit Bestehen der Gesellschaft gesteigert werden. Ein erhöhter Ausfall ungarischer Darlehensnehmer lässt sich aus den Geschäftszahlen ebenfalls nicht herauslesen. Der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers blieb gleichermaßen ohne Einfluss auf das Ergebnis.

Weitere Aktivitäten

Zur OTP Bank gehört außerdem Ungarns OTP Fund Management. Ungarns größte Kapitalanlagegesellschaft verwaltet ein Vermögen von rund 1,5 Billionen HUF (6,4 Mrd. Euro). In den zwölf Monaten Juli 2007 bis Juni 2008 erhöhte sich das verwaltete Vermögen, inmitten der Börsenschwäche, um 10,7% auf einen Marktanteil von 32%. Eine weitere im Jahr 1992 übernommene Tochtergesellschaft beschäftigt sich mit der Finanzierung von Automobilkäufen. Im Geschäftsjahr 2007 verdreifachte die Sparte ihr Ergebnis und trug immerhin 3,7% zum Gesamtkonzernergebnis bei.

Historische Entwicklung

Zumindest in der Vergangenheit verlief die Entwicklung der Ungarn durchaus solide. Die Bilanzsumme der OTP Bank stieg in den vergangenen fünf Jahren um 25,0% pro Jahr und beliefen sich per 31.12.2007 auf umgerechnet 35,4 Mrd. Euro. Im Gleichschritt bewegte sich der Gewinn je Aktie mit einer Zunahme von 25,6% pro Jahr. In den vergangenen zehn Jahren musste die Gesellschaft nicht einen einzigen Gewinnrückgang verkraften.

Die Subprime-Krise geht natürlich auch den osteuropäischen Bankenmärkten nicht spurlos vorüber. Konzentration auf das eigentliche Geschäft und der Verkauf von anderen Bereichen gehören zu den Folgen. So trennte sich die OTP Bank von ihrer Versicherungssparte, die für umgerechnet 617 Mio. Euro an die französische Groupama verkauft wurde. Gleichzeitig schlossen die Parteien ein 20-jähriges Kooperationsabkommen. Aus der Transaktion, die erst im 2. Halbjahr 2008 vollzogen wird, sollte ein hoher außerordentlicher Ertrag erwartet werden. Eine weitere Bedingung, die Beteiligung von Groupama an der OTP Bank mit 7,99%, wurde inzwischen erfüllt.

Branchenvergleich ausgewählter Kennziffern

Im europäischen Vergleich weist OTP eine durchaus gesunde Bilanz- und Ertragsstruktur auf. Im Vergleich zu deutschen Großbanken fällt auf, dass OTP über 4 bis 5 Mal so viel nach IFRS bilanziertes Eigenkapital wie ihre Wettbewerber verfügt. Die Höhe des Eigenkapitals ist Ausdruck der finanziellen Stärke einer Gesellschaft und dient in schlechten Zeiten als Risikopolster. Gleichzeitig generieren die Ungarn die mit Abstand höchste Eigenkapitalrendite und das nicht nur im vergangenen Jahr, sondern ebenfalls im Fünfjahresdurchschnitt. Eigentlich wäre aufgrund des hohen Eigenmittelanteils das umgekehrte Verhältnis zu erwarten, d.h. OTP sollte am niedrigsten rentieren. Die Ungarn, die im Jahr 2007 den Gewinn je Aktie um 11,2% von 714 HUF auf 794 HUF steigern konnten, setzen sich eine Eigenkapitalrendite von 25% pro Jahr zum Ziel. Die stabilsten Erträge generieren Banken aus dem klassischen Einlagengeschäft, d.h. sie verleihen niedrig verzinste Giround Sparbuchguthaben zu einem höheren Zins an Darlehensnehmer. Der Anteil des sogenannten Zinsergebnisses ist dabei bei OTP am höchsten. Insbesondere die Deutsche Bank, die einen besonders niedrigen Anteil des Zinsergebnisses ausweist, generierte in der Vergangenheit einen höheren Anteil aus dem im Jahr 2008 eingebrochenen Investment Banking. OTP erscheint im Vergleich risikoärmer finanziert, erzielt die höchste Rendite und betreibt gleichzeitig das risikoärmere Geschäft.

Dividende fällt leider aus

Der Wermutstropfen ist jedoch die auf der Hauptversammlung beschlossene Streichung der Dividende von zuletzt 144 HUF, die angeblich auf Aktionärsempfehlung beruhe. Stattdessen sei ein Aktienrückkauf im Umfang der Ausschüttung bevorzugt worden. Als Substanzwert hätte der Vorstand diesen Weg nicht einschlagen sollen. Immerhin werden OTP durch den Verkauf der Versicherungssparte finanzielle Mittel in Höhe von rund 9% der eigenen Marktkapitalisierung im dritten Quartal 2008 zufließen. An der Börse wird die Aktie gerade einmal mit einem KGV von 8,4 bewertet. Aus charttechnischer Sicht erreichte die Aktie mit 44,31 Euro im Juli 2007 ihr Allzeithoch auf Eurobasis. Bei 23,81 Euro und damit auf dem Niveau des bisherigen Jahrestiefs, scheint die Aktie unterstützt zu sein. Zuletzt näherte sich der Kurs diesem Tief wieder an, drehte dann aber wieder nach oben. Ein Anstieg in Richtung 31,36 Euro wäre nun möglich.

Optionsschein-Trading

Angesichts des schwierigen Marktumfeldes, besonders für Finanztitel, sollten sich Anleger darüber im Klaren sein, dass ein Einstieg bei der OTP Bank ausgeprägt spekulativen Charakter hat. Risikobereite Investoren, die antizyklisch vorgehen wollen, könnten jedoch mutig einige Stücke einsammeln. Mit einem Unlimited Turbo Bull der Commerzbank lassen sich mögliche Kursentwicklungen hebeln. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Basispreis in HUF notiert. Ausgestattet mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit liegt die Knock-out-Schwelle aktuell bei 4.452,530 HUF. Anleger, die pessimistisch für den Bankensektor eingestellt sind, können alternativ auf eine Short-Strategie setzen. Hier könnte ein klassischer Put-Optionsschein der Deutschen Bank interessant sein. Der Schein verfügt über einen Hebel von 3,27 und läuft bis zum 10.12.2009.