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Wie die Tech-Giganten in der Krise zu sicheren Häfen werden

Trotz mancher Unsicherheit überzeugen die jüngsten Quartalszahlen von Alphabet, Microsoft und Facebook die Anleger. Das könnte die die beeindruckenden Erholungsrallys der großen US-Tech-Champions stützen, deren Aktien in der Krise vielen Investoren zum rettenden Ufer werden.

Derzeit bei Anlegern gefragt: Die Aktie von Microsoft. (Foto: Volodymyr Kyrylyuk / Shutterstock)

Trotz mancher Unsicherheit überzeugen die jüngsten Quartalszahlen von Alphabet, Microsoft und Facebook die Anleger. Das könnte die die beeindruckenden Erholungsrallys der großen US-Tech-Champions stützen, deren Aktien in der Krise vielen Investoren zum rettenden Ufer werden.

Mitte April erreichte der Kurs der Netflix-Aktie bei 447 US-Dollar ein neues Rekordhoch. Das tat zum gleichen Zeitpunkt auch der des Amazon-Papiers, welcher auf 2.449 Dollar kletterte. Inzwischen notiert die Amazon-Aktie mit 2.286 Dollar wieder tiefer, was allerdings vor allem auf einen kleinen Kurssturz am vergangenen Freitag zurückzuführen war, da die Quartalszahlen des Online-Giganten zwar stark waren, aber eben dann doch nicht stark genug, um die bei Amazon riesengroßen Erwartungen zu erfüllen. Auch die Netflix-Titel haben gegenüber ihrem Rekordhoch etwas nachgegeben und kosten nur noch 415 Dollar. Dennoch – und das bleibt erstaunlich – stehen die Kurse beider Aktien noch immer deutlich höher, als vor Beginn des Corona-Crashs.

Von Krise also ist keine Spur, bei diesen beiden US-Tech-Konzernen. Ganz im Gegenteil: Das Virus und die mit ihm einhergehend vielerorts eingeführten Ausgangsbeschränkungen beschleunigen den digitalen Wandel spürbar. Die Menschen streamen mehr Serien im Netz, sie kaufen mehr online ein. Aber nicht nur das, sie nutzen auch Cloud-Services, Onlinekommunikationsplattformen, digitale Medien in ganz neuer Regelmäßigkeit, was die neusten Quartalszahlen dreier weiterer Schwergewichte des Sektors beweisen. Alphabet, Microsoft und Facebook haben vergangene Woche ihre Geschäftsergebnisse für die ersten drei Monate des Jahres vorgelegt – und allesamt die Erwartungen der Analysten übertroffen.

Alphabet – Video-Plattform Youtube besonders stark

Google-Mutter Alphabet steigerte den Umsatz um satte 13 Prozent auf 41,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn stieg um 2,6 Prozent auf 6,84 Milliarden Dollar. Vor allem die Video-Plattform Youtube erwies sich als Wachstumstreiber. Hier stiegen die Werbeeinnahmen von drei Milliarden Dollar im vergangenen Jahr auf nun vier Milliarden Dollar an. Und auch im März, als sich die Corona-Krise begann auf die Wirtschaft durchzuschlagen, kletterten diese an, wenn auch nur noch im einstelligen Bereich. Konzernübergreifend schrumpften die Anzeigenerlöse im März allerdings um 15 Prozent. Entsprechend warnte Finanzchefin Ruth Porat vor einem schwierigen zweiten Quartal. Doch ein Konzern wie Alphabet ist locker in der Lage ein paar Quartale mit sinkenden Erlösen wegzustecken – die Kalifornier sitzen auf Cash-Reserven in Höhe von 117 Milliarden Dollar. Entsprechend nahmen Anleger dem Konzern diesen dann doch vorsichtigen Ausblick nicht krumm. Die Aktie stieg nach Bekanntgabe der Zahlen zwischenzeitlich um fast zehn Prozent. Dieses Plus ließ sich zwar nicht halten, alles in allem aber hat die Aktie wieder ein Stück Boden gut gemacht mit Blick auf die Rückeroberung ihres Vorkrisenniveaus. Dieses liegt bei 1.524 Dollar, derzeit kostet die Aktie 1.317 Dollar. Ausgehend von ihrem Crash-Tief liegt sie schon mit fast 25 Prozent im Plus.

Facebook überrascht mit Nutzerzahlen und starken Umsätzen

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Facebook ab. Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen schoss die Aktie des Social-Media-Giganten ebenso um zehn Prozent nach oben. Der Kurs (rund 202 Dollar) hat sich so von Mitte März bis Ende April um über 40 Prozent erholt. Das Vorkrisenniveau von 223 Dollar ist nicht mehr weit entfernt. In den ersten drei Monaten 2020 konnte Facebook seine Umsätze um 18 Prozent auf 17,7 Milliarden Dollar steigern. Der Quartalsgewinn verdoppelte sich auf 4,9 Milliarden Dollar. Dem waren allerdings Rückstellungen in Höhe von drei Milliarden Dollar im Vorjahresquartal vorausgegangen. Ohnehin entscheidender aber ist die gestiegene Nutzerzahl: Die Anzahl monatlich aktiver Nutzer kletterte bei Facebook um 100 Millionen auf 2,6 Milliarden. Eine Steigerung, die doppelt so hoch ist, als zuletzt. Und bei alledem muss man sich stets vor Augen führen: Die Weltwirtschaft rutscht gerade in einer ihrer größten Krisen aller Zeiten. Da sind solche Zahlen – wenn sie auch noch von einem starken Jahresbeginn profitieren – schon eine Hausnummer.

Microsoft mit Machtdemonstration

Ganz ähnlich sieht das bei Microsoft aus, nur dass die Machtdemonstration bei dem Konzern aus Redmond noch etwas deutlicher ausfällt. Im ersten Quartal stieg der Gewinn des Software-Giganten um 22 Prozent auf 10,8 Milliarden Dollar. Der Umsatz legte um 15 Prozent auf 35 Milliarden Dollar zu. Die Kommunikationsplattform Microsoft Teams kommt inzwischen auf 75 Millionen Nutzer und damit auf doppelt so viele wie noch Anfang März. Die Cloud-Plattform Azure boomt weiterhin, hier stiegen die Umsätze um 59 Prozent. Und selbst im krisenanfälligeren Windows-Geschäft stiegen die Umsätze noch leicht um drei Prozent auf elf Milliarden Dollar. CEO Satya Nadella sagte in einer Telefonkonferenz: „Wir haben ein Ausmaß digitaler Transformation von zwei Jahren in zwei Monaten erlebt.“ Die Aktie stieg in der Folge nur leicht an, da ihr Anleger in Erwartung starker Zahlen bereits im Vorfeld große Kursgewinne beschert hatten. Ausgehend von ihrem Crash-Tief hat die Aktie schon über 30 Prozent hinzugewonnen. Derzeit kosten die Titel knapp 175 Dollar, entsprechend fehlen noch etwas mehr als zehn Dollar zum Vorkrisenniveau.

Analysten: Ausschließlich Kaufempfehlungen

Was Amazon und Netflix schon vorweggenommen haben, scheinen die Aktien von Microsoft, Alphabet und Facebook nun also nachzuholen. Es könnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis deren Kurse über ihrem Niveau von vor der Krise stehen. Auch wenn klar sein dürfte, dass die Coronakrise längerfristig nicht spurlos an den großen Tech-Konzernen vorbeigeht – irgendwann werden auch diese eine lahmende US- und Weltwirtschaft spüren. Doch die aktuellen Quartalszahlen dürften Indiz dafür sein, dass sie wohl wesentlich besser mit den Auswirkungen zurechtkommen werden, als andere Firmen. Die Cash-Reserven sind so beeindruckend wie die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle. Unter den Analystenempfehlungen finden sich übrigens bei Amazon, Netflix, Microsoft, Alphabet und Facebook ausschließlich Kaufempfehlungen.

Es verwundert daher nicht, dass sich Anleger zunehmend in Aktien der US-Tech-Stars treiben lassen. Ein wenig wirken die Anteilsscheine der genannten Konzerne derzeit wie das rettende Ufer für gestrandete Anleger, die nicht wissen, wohin sie ihr Geld ansonsten bringen sollen. Bei Alphabet und Co scheint es vergleichsweise sicher zu sein, in einer Krise, die besonders herkömmliche Industrie- und Dienstleistungszweige trifft und bisweilen zertrümmert. Und bei der nun wohl auf Jahre hinaus manifestierten Niedrigszinspolitik, will kaum noch jemand sein Geld einfach auf dem Konto lassen.

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