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Tesla Motors – eine Aktie für sportliche Gemüter

Die Nachricht von einer geplanten „Gigafactory“ gab der ohnehin im Aufwärtstrend befindlichen Tesla-Aktie einen enormen Schub. Grandios waren die Aussichten – vielleicht etwas zu grandios? Der Kurs stagnierte zuletzt, die Euphorie hat zumindest eine deutliche Delle. Will Teslas CEO Elon Musk zu viel?

BÖRSE am Sonntag

Die Nachricht von einer geplanten „Gigafactory“ gab der ohnehin im Aufwärtstrend befindlichen Tesla-Aktie einen enormen Schub. Grandios waren die Aussichten – vielleicht etwas zu grandios? Der Kurs stagnierte zuletzt, die Euphorie hat zumindest eine deutliche Delle. Will Teslas CEO Elon Musk zu viel?

Die Produktion von Elektroautos ist die Spezialität von Tesla Motors. Seit die Produktion des ersten Modells, Tesla Roadster, 2008 startete, hat das Unternehmen eine immense Entwicklung hingelegt. Das beweist unter anderem die Zahl der Beschäftigten:  2013 wuchs die Belegschaft fast auf das Doppelte des Vorjahres, nämlich auf 5.859. Dieses rasante Wachstum veranlasste Tesla-CEO Elon Musk, für 2014 hohe Ziele auszugeben. Darunter fällt die Ankündigung, die Nachfrage auf dem europäischen Markt mit neuen Servicezentren und den sogenannten Superchargern steigern zu wollen.

Anlässlich des Genfer Autosalons sagte Musk: „Wir erhöhen zügig das Tempo bei der Entwicklung und Eröffnung neuer Supercharger. Zum Ende des Jahres erwarten wir, dass Kunden mit den Superchargern in Europa praktisch überallhin gelangen.“
Der Vorteil für Tesla-Kunden: Binnen 30 Minuten soll der Akku wieder fast voll sein, somit eine Reichweite von etwa 450 Kilometern garantieren – und das kostenlos. Das derzeitige Vorzeigemodell ist der Sportwagen „Model S“, 2013 wurden weltweit 22.477 Exemplare verkauft.

Während der größte Teil des Marktes derzeit noch in den USA liegt, hofft Tesla für Ende 2014 auf eine große Nachfrage in Europa und Asien. Insgesamt sollen die dortigen Verkaufszahlen zusammen fast doppelt so hoch ausfallen wie in Nordamerika. Für Großbritannien beispielweise wurden deshalb eine Version des „S“ mit Rechtssteuerung entworfen und ebenfalls neue Ladestationen eingeplant. Der Umsatz lag mit 431 Millionen Dollar im dritten Quartal 2013 fast neunmal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Das ist ein traumhafter Wert, Tesla schaffte es jedoch nicht aus den roten Zahlen. Trotzdem schreibt Tesla aber noch Verluste, denn die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind enorm. Immerhin konnte das Unternehmen den Verlust von 111 Millionen auf 38 Millionen Dollar eindämmen.

Elektroautos: Erschwinglich dank Gigafactory?

Für Überraschung und Skepsis sorgte Musks kürzlich geäußerter Plan, eine „Gigafactory“ zu errichten. Bis 2020 sollen in dieser tatsächlich „gigantischen“ Fabrik mehr Lithium-Ionen-Batterien produziert werden als 2013 weltweit. Der Gedanke dahinter: Tesla-Autos sind hochwertige und teure Produkte, für das aktuelle Modell muss der Kunde mindestens 65.000 Euro hinblättern. Um den Massenmarkt stärker für Elektroautos aus Kalifornien zu begeistern, müssen daher die Kosten bei der Produktion gedrückt werden. Das bedeutet aber erst einmal große Investitionen, und genau da kommen teils skeptische Stimmen auf: Übernimmt sich Tesla mit diesem Projekt nicht finanziell? Schließlich will das Unternehmen selbst ca. 2 Milliarden US-Dollar in den Bau der Fabrik stecken. Wer die übrigen 2 bis 3 Milliarden $ zahlen wird, wurde bislang nicht benannt.

Neben diesen ehrgeizigen Plänen gibt es auch einige Hindernisse für Tesla auf dem Weg zum großen Durchbruch. VW-Chefstratege Ferdinand von Piëch konnte sich einen Angriff auf den amerikanischen Hersteller beim Genfer Autosalon nicht verkneifen: „Dafür habe ich in meiner Garage keinen Platz", sagte er. Weil im letzten Jahr drei Tesla S in den USA in Brand gerieten, sieht er im US-Konkurrenten keine große Gefahr für die Branche. Untersuchungen zufolge waren für die Brände aber keine technischen Mängel, sondern jeweils Unfälle verantwortlich, in deren Folge die Batterie Feuer fing. Dennoch litt die Tesla-Aktie 2013 unter der negativen Berichterstattung.

Neben der eigenen Produktion und Vermarktung kooperiert Tesla Motors auch mit anderen Automobilherstellern, darunter Daimler und Toyota. Die Mercedes B-Klasse Electric Drive zum Beispiel läuft mit Tesla-Technologien. Der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche findet: „Mit Tesla haben wir einen erstklassigen Entwicklungspartner für dieses Auto.“ Mit rund vier Prozent ist man zudem direkt an Tesla beteiligt. Einen guten Ruf haben sich die Kalifornier auch in puncto Design erarbeitet: Während beim Tesla Roadster noch die Design-Ideen von Partner Lotus maßgebend waren, ist der „S“ nun eine Eigenkreation. Der Lohn: mehrere internationale Auszeichnungen als „Auto des Jahres“.

Seit gut drei Monaten geht es für Tesla nun auch an der Börse wieder bergauf. Den größten Sprung absolvierte das Papier Ende Februar, als die „Gigafactory“-Mitteilung die mediale Runde machte. So konnte ein neuer Allzeit-Höchstwert von 265 US-Dollar erreicht werden – bemerkenswert im Vergleich zum Stand vor einem Jahr von knapp 35 US-Dollar. Viele institutionelle Anleger haben die Tesla-Hausse verpaßt, und nun zweifeln einige Analysten, ob es überhaupt noch weiter bergauf gehen kann – oder ob das Limit vorerst erreicht ist. Zuletzt gab der Kurs wieder um mehrere US-Dollar nach.

Anleger sollten also bei Tesla genau hinschauen, die Aktie war aufgrund der „Gigafactory“-Meldung stark überkauft. Bei J. P. Morgan Securities bleibt man deshalb lieber bei der Bewertung „neutral“. Die Kollegen von Goldman Sachs teilen diese Einschätzung. Ihrer Meinung nach ist die Zukunft von Tesla hochspekulativ. Bringt steigende Nachfrage den Durchbruch? Oder lassen erhöhte strukturelle Kosten Tesla vor die Wand fahren? Visionäre Ideen waren schon oft eine leicht verderbliche Ware.