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Tesla schreibt schwarze Zahlen – Aktie im Höhenflug

Erstmals seit zwei Jahren und überhaupt erst zum dritten Mal seit dem Börsengang 2010 erwirtschaftet Tesla wieder einen Quartalsgewinn. Und liefert eine gute Prognose für die kommenden Monate gleich mit. Anleger reagieren begeistert, der Aktienkurs klettert zweistellig. Ist das wie einst bei Amazon nun die endgültige Wende in Sachen Profitabilität?

BÖRSE am Sonntag

Erstmals seit zwei Jahren und überhaupt erst zum dritten Mal seit dem Börsengang 2010 erwirtschaftet Tesla wieder einen Quartalsgewinn. Und liefert eine gute Prognose für die kommenden Monate gleich mit. Anleger reagieren begeistert, der Aktienkurs klettert zweistellig. Ist das wie einst bei Amazon nun die endgültige Wende in Sachen Profitabilität?

Um die Glaubwürdigkeit von Tesla-Gründer Elon Musk war es zuletzt nicht besonders gut bestellt, ja man musste sich gar ernsthaft Sorgen machen, ob sie bald nicht völlig dahin sein würde. Einmal rauchte er während eines Interviews vor laufender Kamera genüsslich einen Joint, ein anderes Mal unterhielt er sich während einer Telefonkonferenz lieber mit einem Youtuber, als sich mit den Fragen der Analysten zu grundsätzlichsten Zahlen seines Unternehmens zu beschäftigen. Da ihn diese langweilten, wie er es formuliert haben soll. Daneben schimpfte er beinahe schon in Trump-ähnlicher Manier regelmäßig auf Twitter gegen alles und jeden, der ihn oder seine Produkte kritisierte. Als er im August dazu äußerst öffentlichkeitswirksam Anstalten machte, Tesla von der Börse nehmen zu wollen, nur um jenen Plan kurze Zeit später wieder zu verwerfen, dürfte der ein oder andere neben Zweifeln an seiner Glaubwürdigkeit auch Musks Zurechnungsfähigkeit in Frage gestellt haben. Darüber hinaus wurde mit Blick auf seine marktmanipulativen Aussagen wenig überraschend von der US-Börsenaufsicht SEC gegen ihn ermittelt, was ihm schlussendlich den Chairman-Posten seines eigenen Unternehmens kostete. CEO und damit operativ Chef von Tesla durfte er am Ende bleiben.

Dennoch schien er angezählt wie nie zuvor. Nicht zuletzt von den eigenen Investoren. Schließlich sorgten nicht nur seine wirren Ankündigungen und Kommentare für Unverständnis, es lief bei Tesla auch einfach nicht so, wie es laufen sollte. Die kalifornische E-Auto-Hoffnung verpasste selbst gesetzte Produktionsziele deutlich, verbrannte dazu Quartal um Quartal Milliarden. Die Zweifel daran, ob Tesla den Sprung aus der Premium-Nische auf den Massenmarkt in näherliegender Zukunft wirklich schaffen könnte, sie wuchsen und wuchsen. Und der Aktienkurs, schrumpfte und schrumpfte.
Es war also an der Zeit für positive Nachrichten. Elon Musks verzweifeltes Feuerwerk großspuriger Ankündigungen jedenfalls zündete nicht mehr. So verpuffte auch die, dass er für Tesla im dritten Quartal des laufenden Jahres einen Gewinn erwarte. Auch viele Analysten blieben vorsichtig, zu oft hatte Musk in diesem Jahr seine Versprechen nicht eingehalten.

Wird das Model 3 doch noch zum erhofften Heilsbringer?

Dieses jedoch, das zeigten die unter der Woche veröffentlichten Zahlen unmissverständlich, hielt er ein. Und wie. Auf eine zweijährige Durststrecke, versehen mit teils atemberaubenden Verlusten – in Quartal Drei des Vorjahres machte Tesla noch ein Minus in Höhe von 619 Millionen Dollar – folgte am Mittwoch mit einem Plus von 311,5 Millionen Dollar die Vorlage des höchsten Quartalsgewinns der Konzerngeschichte. Der Umsatz stieg darüber hinaus um 130 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar. Beide Kennzahlen überraschten in ihrer Deutlichkeit und übertrafen damit auch die Analysten-Erwartungen. Anleger reagierten begeistert und jagten die Aktie innerhalb von drei Tagen von 254,50 auf 314,86 US-Dollar in die Höhe. Ein Plus von stolzen 23 Prozent, womit die Aktie in einem mehr als schwierigen Marktumfeld ihre bisherigen Jahresverluste fast vollständig wettgemacht hat.

Ein „wahrhaft historisches Quartal“

Musk selbst sprach deshalb wohl zu Recht und ganz ohne übertriebenes Pathos von einem „wahrhaft historischen Quartal“. Historisch war vor allem die Produktionsleistung mit Blick auf Teslas Model 3, das Experten als wichtiger Türöffner zum Massenmarkt gilt. Insgesamt verließen in Quartal Drei 56.065 Model 3 die Produktionshallen. Gegen Ende des dreimonatigen Zeitraums sollen es 5.300 Stück pro Woche gewesen sein, womit sich ein weiteres Musk-Versprechen, nämlich die Produktion von mindestens 5.000 Model 3 pro Woche, erfüllte. Allein mit dem Model 3 erwirtschaftete Tesla damit einen Umsatz in Höhe von drei Milliarden Dollar. Neben Umsatz und Gewinn steigerte Tesla auch die liquiden Mittel, der Cashflow lag im abgelaufenen Quartal bei positiven 881 Millionen Dollar.

Das Quartal markiere einen Wendepunkt, schrieb Joe Dennison von Zevenbergen Capital Investments. Mit Blick auf das nächste Jahr sollten zudem die starke Nachfrage nach Hochleistungsversionen des Model 3 wie auch Teslas Absicht das Mittelklasse-Modell dann in Europa anzubieten, die Gewinnmargen stützen. Loup-Expertin Gene Muster pflichtete ihm bei, sprach mit Blick auf die vorgelegten Zahlen vom ermutigendsten Zeichen für nachhaltige Rentabilität, das man in den vergangenen drei Jahren gesehen hätte.

Aus Short-Seller wird Fan: Andrew Left gibt Aktie zusätzlichen Schub

Bereits vor dem Quartalsbericht hatte mit Citron Research-Investor Andrew Left einer der prominentesten Tesla-Kritiker eine Kehrtwende vollzogen, welche Musk übrigens überhaupt erst dazu veranlasst hatte, die Ergebnispräsentation vorzuziehen. Vor kurzem noch Short-Seller, sprach Left in einem Interview mit Bloomberg auf einmal von einer „Revolution, die ich unterschätzt habe“ und bezeichnete das Model 3 als „klaren Hit“. Tesla „zermalme“ die Konkurrenz, so Left weiter.

So weit ist es freilich noch nicht. Noch immer plagen Tesla gewaltige finanzielle Verpflichtungen, sprich zehn Milliarden Dollar Schulden, von denen die Kalifornier bis März 2019 1,3 Milliarden Dollar begleichen müssen. Das dürfte das Konzernergebnis dann wohl wieder ins Minus drücken. Sollte Tesla jedoch operativ profitabel bleiben, wäre dies nicht weiter schlimm. Langfristig gesehen hätte man sein Schuldenproblem dann schließlich im Griff. Mit Blick auf das kommende Quartal ist Musk schon mal optimistisch. Der Autobauer soll in der Gewinnzone bleiben, auch den Cash-Flow erwartet man erneut positiv. Mut macht auch der bereits für das kommende Jahr geplante Produktionsstart in China. Nahe Shanghai sollen Model 3 und später auch das neue Model Y vom Band laufen.

Ist die Aktie ein Kauf?

Es gäbe also wieder deutlich mehr Gründe für den Kauf der Aktie, als noch im August. Neben dem erbrachten Profitabilitätsbeweis, einem zufriedenstellenden Ausblick und der vielversprechenden Expansion nach Asien und Europa, ist da vor allem auch die Erkenntnis, dass Elon Musk den Überblick über sein Lebenswerk nicht verloren hat und doch noch so etwas wie Glaubwürdigkeit besitzt. Was mit Blick auf den Aktienkauf jedoch bleibt, sind die Zweifel an der Bewertung des Unternehmens. Denn auch wenn Tesla von nun an dauerhaft profitabel bleiben sollte – und diesen Beweis muss Musk erst noch erbringen – ist ein für 2019 erwartetes KGV in Höhe von fast 100 eine Hausnummer, die derzeitige Marktkapitalisierung von rund 53 Milliarden US-Dollar entspricht zudem fast der von BMW. Und von den Gewinnen der Bayern sind die Kalifornier noch weit entfernt. Ein Kauf der Tesla-Aktie dürfte damit weiter eine Wette auf die Zukunft bleiben. Immerhin aber, scheint sie ein wenig sicherer geworden zu sein.

Oliver Götz