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Varta-Aktie: Schatzgräber-Stimmung im Schwabenland

Der schwäbische Batterienhersteller Varta strotzt derzeit vor Energie, liefert beeindruckende Wachstumszahlen und feierte an der Börse beachtliche Erfolge. Obwohl die Aktie inzwischen relativ teuer ist, könnte sich ein Einstieg für Anleger aufgrund vielversprechender Zukunftsperspektiven weiter lohnen.

BÖRSE am Sonntag

Der schwäbische Batterienhersteller Varta strotzt derzeit vor Energie, liefert beeindruckende Wachstumszahlen und feierte an der Börse beachtliche Erfolge. Obwohl die Aktie inzwischen relativ teuer ist, könnte sich ein Einstieg für Anleger aufgrund vielversprechender Zukunftsperspektiven weiter lohnen.

Als sich im Sommer 2017 zwei junge Hobby-Archäologen im beschaulichen 25.000-Schwaben-Seelen-Städchen Ellwangen mit ihren Sonden auf den Weg machten, hofften sie darauf, Armreife, Perlen oder alte Militär-Gegenstände zu finden. Stattdessen stießen sie – die Geschichte klingt wie ein Märchen aus 1001 Nacht – auf nichts Geringeres als auf einen der größten Münzschätze Baden-Württembergs: 10.000 Silbermünzen aus dem Spätmittelalter. Jetzt, gut zwei Jahre später, herrscht im Ostalbkreis noch immer (oder mehr denn je) Schatzgräber-Stimmung. Allerdings steht nun nicht mehr das Silber, sondern vielmehr die Batterie hoch im Kurs. Schuld daran ist der in Ellwangen ansässige Hidden Champion Varta, dessen Aktien zwar noch nicht in aller Munde sind, aber dennoch von Rekord zu Rekord eilen.

Nachdem das Papier des Sdax-Konzerns, der zu 60 Prozent dem Schweizer Industrie-Konglomerat Montana Tech Industries gehört, vor gerade einmal einem Jahr noch für 30 Euro zu haben war, hat es inzwischen sogar die 100-Euro-Marke geknackt.

Damit gehört die Varta AG nicht nur zu den aktuell vielversprechendsten Unternehmen hierzulande, sondern ihr Börsengang 2017 zählt gar zu den erfolgreichsten deutschen IPOs der letzten Dekade. Und das Beste ist: Die Akkus des Varta-Wachstumsmotors scheinen längst noch nicht leer zu sein. „Es gibt in Deutschland nur wenige Unternehmen mit einer solchen Chance auf explosives Wachstum über die kommenden 18 Monate,” sagt Commerzbank Analyst Stephan Klepp. „Die Aktie hat sich zwar dieses Jahr bereits verdreifacht, aber das ist erst der Anfang. Wenn man gerade nur einen deutschen Nebenwert halten dürfte, sollte es Varta sein.” Mit einem KGV von 113 ist die Aktie allerdings kein Schnäppchen mehr.

Angesichts der Aussichten könnte sich ein Einstieg trotzdem lohnen. Schließlich erwartet der Batteriehersteller im Markt der jetzt schon boomenden kabellosen Kopfhörer, bei denen die „AirPods“ von Apple mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent besonders beliebt sind, in den nächsten 3 bis 4 Jahren ein Wachstum von jährlich über 30 Prozent. „Wir haben uns als Technologie- und Innovationsführer einzigartige Wettbewerbsvorteile erarbeitet und wachsen daher deutlich schneller als der Markt“, freut sich Varta-CEO Herbert Schein. Aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit bei relativ geringer Größe sind die wiederaufladbaren Batterien, die ausschließlich in Deutschland hergestellt werden, international besonders beliebt. Die Energiedichte der auf selbst entwickelten Maschinen hergestellten Varta-Zellen übertrifft die der Konkurrenz aus China und Korea um bis zu 30%, sagt Schein. Um im Vergleich mit den Wettbewerbern auch in Zukunft die Nase vorn zu behalten, plant der Varta-CEO die Energiedichte um weitere 20 bis 50% zu steigern.

Doch nicht nur bei den kabellosen Kopfhörern, sondern auch im Bereich der Hörgerätebatterien, in dem Varta mit Knopfzellen Weltmarktführer ist, könnte schon bald nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels in zahlreichen Industrienationen noch mehr Bewegung reinkommen. „Zum einen geht der Trend hin zu mehr wiederaufladbaren Batterien und andererseits hat der Markt für Hörgeräte noch viel Entwicklungspotenzial. Heute besitzen nur rund 25 Prozent der Menschen mit Hörminderung ein entsprechendes Gerät. Doch mit der Entwicklung hin zu immer kleineren und moderneren Geräten, steigt auch die Akzeptanz bei den Nutzern“, prophezeit Schein, der angekündigt hat, 95 bis 110 Millionen Euro in den Ausbau weiterer Produktionskapazitäten zu investieren. Bis 2022 sollen in Ellwangen jährlich 150 Millionen Zellen hergestellt werden. „Der massive Kapazitätsausbau ist ein deutlicher Indikator, dass Varta Apple bereits als Kunden gewonnen hat”, ist Robert-Jan van der Horst, Analyst bei M.M. Warburg, überzeugt. Offiziell bestätigt ist das von Seiten der Schwaben allerdings (noch) nicht.

Weiter wachsen – das ist das eindeutige Signal, das Varta an seine Mitarbeiter, Kunden und Anleger sendet. Schon in diesem Jahr soll ein Umsatz von 330 bis 340 Millionen Euro erreicht werden (2018 waren es noch 272 Millionen Euro), beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwartet Schein eine Zahl zwischen 84 und 88 Millionen Euro. Zuletzt, in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres, kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf 242,8 Millionen Euro. Das Ebitda legte trotz hoher Investitionen sogar um rund zwei Drittel auf 63 Millionen Euro zu. Sollte es so weitergehen, so dürfte die „batterienberauschte“ Schatzgräber-Stimmung im Schwabenland anhalten.  

WIM WEIMER