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Wincor Nixdorf: spekulative Kaufgelegenheit!

Der Geldautomaten- und Kassensystemhersteller rechnet angesichts der aktuellen Turbulenzen in der Bankenbranche zwar mit kurzfristigen Eintrübungen, geht künftig aber von weiteren Wachstumschancen aus und bekräftigte jüngst erneut die Mittelfristziele.

BÖRSE am Sonntag

Der Geldautomaten- und Kassensystemhersteller rechnet angesichts der aktuellen Turbulenzen in der Bankenbranche zwar mit kurzfristigen Eintrübungen, geht künftig aber von weiteren Wachstumschancen aus und bekräftigte jüngst erneut die Mittelfristziele.

Der Vorstand hob auf einer Analystenkonferenz zudem das nach wie vor starke Orderbuch hervor, wenngleich einige Kunden, wie es hieß, leiden würden. Nachdem die Aktie in den vergangenen Monaten ebenfalls deutlich nachgegeben hat, scheint sie zuletzt eine Bodenbildung anzudeuten, sodass Wincor Nixdorf nun kaufenswert erscheint! Nach den jüngsten Aussagen von Finanzvorstand Jürgen Wunram spiegelt sich der konjunkturelle Abschwung vor allem in der Auftragslage der Banken aus Osteuropa wider. Asien und Afrika würden indes bislang einen guten Eindruck machen, so der Manager. Wincor Nixdorf hält zudem an dem längerfristigen Ziel fest, ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 8% zu erreichen. Gleichzeitig soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) um 8% zulegen.

Verhalten optimistisch

Für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 (bis Ende September) zeigte sich der ITAnbieter für das Filialgeschäft von Banken und Handel unterdessen zurückhaltend. Wegen der hohen Risiken durch die Finanzkrise stellte Wincor Nixdorf kein weiteres Wachstum in Aussicht. Firmenlenker Eckard Heidloff geht jedoch davon aus, an das sehr gute Vorjahr anknüpfen und das erreichte Geschäftsniveau in etwa halten zu können. Er schränkte allerdings ein, dass das Ausmaß und die Dauer der durch die Finanzkrise hervorgerufenen konjunkturellen Schwäche nur schwer absehbar sind und nannte daher keine konkreten Prognosen. Demnach sei nicht auszuschließen, dass die Investitionsbudgets bei den Retailbanken gekürzt würden oder Handelsunternehmen Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Investitionen hätten. Insgesamt blieb er jedoch verhalten optimistisch und geht davon aus, dass sein Unternehmen von der Krise nicht zu stark getroffen und das Jahr 2008/09 noch ganz gut überstehen dürfte. Grund sei das stabile Geschäftsmodell und die breite Aufstellung des Konzerns. Demnach könne die Verschiebung von Aufträgen etwa in den USA oder Großbritannien durch Bestellungen aus anderen Ländern ausgeglichen werden, hieß es.

Spitzenpositionen

Der Konzern optimiert mit seinen ITProdukten und -Dienstleistungen die Geschäftsprozesse in Filialen von Banken und Handelsunternehmen. Damit können einerseits Kosten und Komplexität reduziert und andererseits der Service für den Endkunden verbessert werden. In ihrem Kerngeschäftsfeld (Banking) bietet die Gesellschaft eine umfassende Palette von Automatisierungs- und Selbstbedienungssystemen wie Geldautomaten, Informations- und Transaktionsterminals oder Belegdrucker an. Im Bereich Geldautomaten für Banken belegt sie dabei in Europa und weltweit Rang zwei. Zweite Säule sind Kassensysteme sowie die dazugehörige Software für den Einzelhandel. Bei programmierbaren elektronischen Kassensystemen (EPOS) ist der Konzern dabei in Europa führend und nimmt weltweit den dritten Platz ein. Zu dem Segment gehören außerdem Informationssysteme sowie Lösungen zur Filialautomatisierung wie elektronische Regalauszeichnungs- und Leergutrücknahmesysteme. Abgerundet wird das Angebot durch Lösungen zur Verwaltung und Steuerung der Logistikkette, Kiosksysteme und elektronische Werbeanzeigen. Das Know-how aus dem Kerngeschäft mit Banken und Handelsunternehmen nutzt Wincor Nixdorf außerdem zur Expansion in verwandte Branchen, wie Post- und Lotteriegesellschaften oder Gastronomie- und Tankstellenfilialisten.

Gestärkt aus Krise hervorgehen

Zur Begründung für den positiven mittelfristigen Ausblick führte Wincor Nixdorf die erreichten Verbesserungen der Geschäftsbasis sowie die fortschreitende globale Expansion an. Demnach wird durch die zunehmende weltweite Aufstellung die Abhängigkeit von Einzelkunden oder einzelnen Volkswirtschaften reduziert. Wachstumstreiber sind den Angaben zufolge außerdem die Bereiche Beratung und Dienstleistungen, die teilweise durch Akquisitionen gestärkt wurden. Daneben spielt die Innovationsführerschaft des Unternehmens eine ganz entscheidende Rolle. Der Vorstand erläuterte ferner, dass die Gesellschaft mittelfristig vom Trend der Banken zum weniger schwankungsanfälligen Privatkundengeschäft als stabilem Ertragsbringer klar profitieren wird. Im Handel sind zudem Rationalisierungsmöglichkeiten gefragt. Der Firmenchef erwartet daher, dass Wincor Nixdorf auf jeden Fall gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. „Die entscheidende Frage ist nur: Wie lange dauert die Krise?“, so der Vorstand.

Gesteigerte Flexibilität

Auf die aktuellen Herausforderungen und Unsicherheiten will der Konzern mit gesteigerter Flexibilität reagieren. Demnach trifft er auf den Gebieten Produktion, Vertrieb und Service Vorkehrungen, um sich wetterfest zu machen. Laut Finanzchef gibt es beispielsweise im weltweiten Produktionsverbund noch sehr viel Luft zum Atmen. Zudem ist im Vertrieb und in der Verwaltung eine weitere Verschlankung der Prozesse möglich, hieß es. Als Vorteil hob Wincor Nixdorf ferner die solide Finanzierung hervor, weshalb von dieser Seite aus keine Gefahr durch die Finanzkrise drohe.

Rekordergebnisse

Das vergangene Geschäftsjahr 2007/08 hatte Wincor Nixdorf mit Rekordzahlen abgeschlossen. Der Umsatz kletterte nach vorläufigen Zahlen um 8% auf 2,32 Mrd. Euro. Bereinigt um negative Währungseffekte lag das Plus bei 11%. Maßgeblich hat zu der Steigerung das Segment Banking, in dem die Erlöse um 14% auf 1,55 Mrd. Euro anzogen, beigetragen. Leicht rückläufig war dagegen das Geschäft mit Handelsunternehmen, in dieser Sparte sanken die Einnahmen um 2% auf 772 Mio. Euro. Der operative Konzerngewinn (EBITA) verbesserte sich um 11% auf 206 Mio. Euro und Wincor Nixdorf konnte damit trotz des verschlechterten Marktumfeldes seine eigenen Ziele erreichen. Nach Steuern verdiente das Unternehmen 127 Mio. Euro und damit 17% mehr als im Vorjahr. Von den Steigerungen sollen auch die Aktionäre profitieren. Nach 1,88 Euro plus 0,90 Euro Bonus für das Geschäftsjahr 2006/07 will die Gesellschaft nun eine Dividende von 2,13 Euro je Aktie ausschütten.

Fazit:

Kurzfristig zwar auch von Finanzkrise und Konjunkturschwäche belastet, ist das Geschäftsmodell von Wincor Nixdorf unserer Meinung nach auf mittel- bis langfristige Sicht tragfähig. Entsprechend gehen wir davon aus, dass der Konzern seinen profitablen Wachstumskurs künftig fortsetzt. Nachdem die Aktie seit ihrem Allzeithoch im Mai 2007 von 75,00 Euro deutlich zurückgekommen ist, könnte sich daher auf dem aktuellen Niveau eine gute Einstiegsgelegenheit bieten. Aufgrund der nach wie vor vorhandenen Risiken ist ein eventueller Kauf aber spekulativer Natur. Charttechnisch betrachtet deutet unterdessen die Entwicklung des Aktienkurses in den vergangenen sechs Wochen auf eine mögliche Bodenbildung hin, sodass in Erwartung einer solchen auch diesbezüglich Long-Investments infrage kommen könnten. Die nächsten Kursziele liegen bei 38,35 Euro (Zwischenhoch von Anfang November 2008) und 41,35 Euro (Zwischentief Juli 2008). Eine Absicherung mittels Stop-Loss sollte bei 25,50 Euro erfolgen.

OPTIONSSCHEIN-TRADING

Investoren, die sich der Risiken bewusst sind, können versuchen, mögliche Kurssteigerungen mit Derivaten zu hebeln. Auf den Basiswert Wincor Nixdorf gibt es dazu auch einige Hebelzertifikate. Interessant ist beispielsweise der WAVE XXL Call der Deutschen Bank. Ausgestattet mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit liegt die Knock-out-Schwelle aktuell bei 22,15 Euro und damit unter unserem bevorzugten Stop-Loss auf Aktienkursbasis von 25,50 Euro. Der Hebel beträgt aktuell etwa drei.