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Adobe: die nächste Tech-Aktie geht steil

Der kalifornische Softwarekonzern hat starke Zahlen vorgelegt und die Prognose für das Gesamtjahr erhöht. Die Aktie klettert sich so weiter zielstrebig zurück zu alter Stärke. Sollten Anleger jetzt noch einsteigen?

(Foto: jejim / Shutterstock)

Der kalifornische Softwarekonzern hat starke Zahlen vorgelegt und die Prognose für das Gesamtjahr erhöht. Die Aktie klettert sich so weiter zielstrebig zurück zu alter Stärke. Sollten Anleger jetzt noch einsteigen?

Netflix, Meta, zuletzt Nvidia. Alle drei haben in den zurückliegenden Monaten ein regelrechtes Kursfeuerwerk abgebrannt und sich im Eiltempo aus den Tiefs befreit, die sie noch im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres erreicht hatten. Es sind die drei prominentesten Beispiele einer US-Tech-Rally auf Etappen, die seit Ende 2022 läuft. Die Rahmenbedingungen für Wachstumsaktien an der Börse haben sich seither deutlich aufgebessert. Sinkende Inflationsraten und deutlich langsamer ansteigende Leitzinsen haben Investoren beruhigt und wieder mutiger werden lassen. Hinzu kommt der Wachstumsphantasietreiber KI, der Anleger neu für den Tech-Sektor begeistert hat.

Beides führt dazu, dass ein paar positive Nachrichten inzwischen wieder ausreichen, damit die Aktienkurse im Sektor plötzlich in die Höhe schnellen. Und die Branche liefert, weshalb der technologielastige Nasdaq100 in den vergangenen sechs Monaten stolze 35 Prozent an Wert zulegen konnte. Auffällig sind dabei vor allem die rasanten Kurserholungen von zuvor scharf abgestraften Papieren. Von November 2021 bis November 2022 war die Nvidia-Aktie beispielsweise von rund 330 auf 130 US-Dollar gefallen. Nun, ein gutes halbes Jahr später, kosten die Papiere des Chipherstellers 426 US-Dollar – ein neues Rekordhoch.

Bei Adobe, bekannt vor allem für Acrobat und seine Grafikdesign-Software, darunter Photoshop, Lightroom oder InDesign, dümpelte der Kurs zuletzt vor sich hin. Die Rallys der Aktien von Nvidia, oder zuvor Netflix und Meta, haben die Kalifornier verpasst. Mitte Mai allerdings ist Bewegung in den Kurs gekommen und seit einigen Tagen geht es auch für Adobe an der Börse steil bergauf. Diese Entwicklung passt ins Bild der vergangenen Monate. Es scheint so, als würden Investoren eine tief gefallene Tech-Aktie nach der anderen zurück in den Rallymodus holen. Wer dabei die richtigen Einstiegszeitpunkte erwischt hat und womöglich nach den kräftigen Anstiegen abverkauft hat, der konnte in diesem Jahr schon saftige Gewinne erzielen.

Plus 44 Prozent in vier Wochen

Auch bei Adobe ist es nun eine Prognoseerhöhung für das Gesamtjahr, die Anleger zurück in die Aktie treibt. Von Mitte Mai bis Mitte Juni haben die Titel 44 Prozent an Wert zugelegt. Damit kosten die Papiere nun wieder fast 500 US-Dollar. Von November 2021 bis November 2022 hatten sie sich noch mehr als halbiert und waren auf 274 US-Dollar gefallen. Das Rekordhoch liegt bei knapp unter 700 US-Dollar.
Fällt es nun so schnell, wie zuletzt das von Nvidia? Fakt ist: Adobe ist an der Börse auch endlich zurück in der Spur. Mit Netflix, Meta oder Nvidia hat der Softwarehersteller zudem gemein: realwirtschaftlich war es nie wirklich schlecht gelaufen, die hohen Kursabschläge im vergangenen Jahr waren schlicht die Folge überhöhter Erwartungen in einem aufgrund schnell steigender Zinsen unsicheren Marktumfeld. Das Geschäftsmodell von Adobe steht auf sicheren Pfeilern. Dazu gehören wiederkehrende Einnahmen durch Abo-Modelle für die Softwareangebote und eine starke Marktposition der oben genannten Produkte.

Das zahlt sich über einen längeren Zeitraum betrachtet seit Jahren aus. Adobe hat in den vergangenen fünf Jahren nie die eigene Prognose verfehlt, sondern in den meisten Fällen sogar übertroffen. So auch im zweiten Quartal des laufenden Jahres. Von April bis Mai stiegen die Umsätze um zehn Prozent auf 4,8 Milliarden US-Dollar, der Nettogewinn kletterte ebenfalls um zehn Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar. Für das laufende dritte Quartal erwartet Adobe noch bessere Zahlen. Der Umsatz soll in einer Spanne von 4,83 bis 4,87 Milliarden US-Dollar liegen, der Gewinn je Aktie mindestens 3,95, vielleicht sogar vier US-Dollar erreichen. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern, der an der Börse aktuell über 235 Milliarden US-Dollar wert ist, mit einem Umsatz von 19,3 Milliarden und einem Gewinn je Aktie von 15,75 US-Dollar. Das ist deutlich mehr, als bislang erwartet. Beim Gewinn je Aktie wurden auch die Erwartungen der Analysten übertroffen.

RBC-Kursziel: 555 US-Dollar

Es scheint damit vieles angerichtet für eine Erholungsrally. Auch, da Adobe im Bereich KI mit GenAI und Firefly bereits Software auf dem Markt hat und in dem Feld intensiv forscht. Nicht zuletzt im Grafikdesign dürfte es großes Wachstumspotenzial durch KI-gestützte Software geben. Auch Adobe selbst äußerte sich diesbezüglich optimistisch und sprach von einer zunehmenden Wachstumsdynamik im Kreativbereich. RBC-Analyst Matthew Swanson schrieb, dass die Ausrichtung von Adobe seiner Einschätzung nach diesbezüglich noch nie besser war. In Verbindung mit den starken Zahlen hob Swanson sein Kursziel von 460 auf 555 US-Dollar an. Bei JPMorgan ist man etwas vorsichtiger und listet die Aktie nur auf „Neutral“, Analyst Mark Murphy hob das Kursziel in Folge der Quartalsergebnisse aber dennoch von 450 auf 490 US-Dollar an.

Die Wachstumsfantasie, die den Kurs der Nvidia-Aktie treibt, wird Adobe wohl kaum entfachen können, aber die Geschäfte entwickeln sich gut und die Umsätze steigen konstant. Das würde eine Rückkehr zu alter Stärke, sprich in Richtung des Rekordhochs von knapp 700 US-Dollar, zumindest einmal rechtfertigen.

OG

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