Airbus: Wie hoch kann die Aktie noch fliegen?
Die Papiere des weltgrößten Flugzeugbauers erreichten unter der Woche ein neues Rekordhoch. Geht es nach der Mehrheit der Analysten, ist das noch nicht das Ende des Höhenflugs. Dafür spricht auch ein gigantischer Auftragsbestand.
Die Papiere des weltgrößten Flugzeugbauers erreichten unter der Woche ein neues Rekordhoch. Geht es nach der Mehrheit der Analysten, ist das noch nicht das Ende des Höhenflugs. Dafür spricht auch ein gigantischer Auftragsbestand.
Die Nachfrage der Airlines nach neuen Maschinen ist enorm. Das Loch, das die Corona-Pandemie in die Flotten gerissen hat, ist noch immer nicht geschlossen. Ein Investitionsstau, der den Flugzeugbauer Airbus beflügelt. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres hat der Luft- und Raumfahrtkonzern 1241 Bestellungen für Passagier- und Frachtjets eingeholt. Das ergab nach neun Monaten einen Auftragsbestand von sage und schreibe 7992 Maschinen. Bei der aktuellen Jahresproduktion bräuchte Airbus zehn Jahre, um diesen abzuarbeiten. Und es kommen weiter Großaufträge hinzu. Zuletzt bestellte die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific sechs Frachtmaschinen des Typs A350, inklusive einer Option auf 20 weitere Flugzeuge dieser Art. Der Listenpreis des Auftrags: 2,5 Milliarden Euro. Eva Air aus Taiwan orderte jüngst 18 Langstreckenjets A350-1000 und 15 Mittelstreckenjets A321neo. Der Listenpreis: 9,4 Milliarden Euro. Emirates bestellte 15 A350-900-Maschinen und dann wartet da noch ein Großauftrag von Turkish Airlines. Einen finalen Deal gibt es noch nicht, aber es soll wohl um insgesamt 355 Jets der Typen A321 Neo und A350 gehen.
Es sieht also alles danach aus, als würde der Auftragsbestand noch weiter anwachsen. Wenig verwunderlich macht das Airbus an der Börse beliebt. Unter der Woche erreichte die Aktie des vor Boeing weltgrößten Flugzeugbauers bei 140,78 Euro ein neues Rekordhoch. Seit dem Corona-Tief aus dem Jahr 2020 bei rund 60 Euro hat sich der Kurs damit mehr als verdoppelt. Mit dem nun erfolgten Ausbruch ist schon allein charttechnisch der Weg zu weiteren Kursgewinnen frei. Die Aktie dürfte darüber hinaus gut in die aktuelle Gemengelage am Markt passen, denn Airbus verspricht durch den Auftragsbestand und sein Quasi-Duopol mit Boeing und der daraus resultierenden Marktmacht, eine gewisse Sicherheit. Vieles spricht für steigende Umsätze und Gewinne in den kommenden Jahren. Die schiere Größte des Konzerns und seine nicht zuletzt durch die Raumfahrt- und Rüstungssparte riesige Bedeutung für Europas Politik und Wirtschaft, macht Airbus zu einem Felsen in der Brandung. Zwar läuft sowohl in den USA als auch in Europa gerade eine Jahresendrally an den Märkten, doch die Unsicherheiten von geopolitscher Seite, wie auch von der Zins- und Inflationsseite, bleiben hoch. Aktien wie die von Airbus werben da mit einer gewissen Stabilität fürs Depot.
Gleichwohl ist auch Airbus nicht vor Kurseinbrüchen gefeit, das hat die Pandemie gezeigt. Doch wer diese an sich vorüberziehen lässt und nicht in Panik verfällt, könnte mit der Aktie für den Moment gut beraten sein. Deutsche Bank-Analyst Christophe Menard hob unter der Woche sein Kursziel von 130 auf 152 Euro an und machte aus einem „Hold-“ ein „Buy-Voting“. Die Lieferkettenprobleme besserten sich und der Wendepunkt bei den Auslieferungen sei erreicht, schrieb der Experte.
Bislang konnte Airbus den hohen Auftragsbestand nicht für ein deutliches Umsatz- und Gewinnwachstum nutzen, da man in der Produktion nicht hinterherkam. Wird Airbus hier nun schneller, dürfte das der Aktie noch einmal einen Schub geben. Und Vorstandschef Guillaume Faury macht Hoffnung. „Wir fahren die Produktion der A320neo und der A220 weiter hoch“, sagte er im Rahmen der Zahlenvorlage zum dritten Quartal. Für das laufende Jahr ist die Auslieferung von 720 Verkehrsflugzeugen geplant. 2024 sollen es „signifikant“ mehr werden, erklärte Faury. Bis 2026 soll zudem die Produktion der A320neo-Maschinen auf monatlich 75 Stück ansteigen. Die Modellreihe gehört zu den am stärksten nachgefragten bei Airbus.
Die Analysten sind mit Blick auf die Airbus-Papiere mehrheitlich positiv gestimmt. Goldman Sachs und JPMorgan setzen ihr Kursziel mit 160 Euro noch höher als die Deutsche Bank. Im Schnitt liegt es unter den 24 von Bloomberg befragten Experten bei 151 Euro.
Für Airbus zuletzt ein Problem waren die gestiegenen Kosten in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte. Im dritten Quartal drückten Ausgaben in Höhe von 300 Millionen Euro für die Satellitenentwicklung das Ergebnis. Dennoch erzielte Airbus einen bereinigten operativen Gewinn von über einer Milliarde Euro, ein Plus von 21 Prozent. Auch der Nettogewinn stieg um 21 Prozent auf 806 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um zwölf Prozent auf 14,9 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet CEO Faury mit einem bereinigten Ebit von sechs Milliarden Euro.
Fazit: Airbus ist keine Gewinnmaschine und auch kein Wachstumsgigant, steht dafür auf sehr gesunden fundamentalen Füßen. Dass die Produktion nun nächstes Jahr deutlich steigen soll, verleiht der Aktie auch kurzfristig ein Kaufargument. Mit einem KGV von 25,3 ist die Aktie aber alles andere als günstig. Mit dem Kursanstieg seit September 2022 von 88 auf 140 Euro könnte die Aktie bereits viel positives vorweggenommen haben.
OG
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