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Allianz-Aktie: 4 Gründe für eine Jahresendrally

Europas größter Erstversicherer meldet für das dritte Quartal einen Ergebniseinbruch. Doch Anleger greifen nach der Zahlenvorlage zu. Vier Gründe, warum die Allianz-Titel in den letzten Wochen des Jahres an der Börse zu den Gewinnern gehören könnten.

(Foto: sylv1rob1 / Shutterstock)

Europas größter Erstversicherer meldet für das dritte Quartal einen Ergebniseinbruch. Doch Anleger greifen nach der Zahlenvorlage zu. Vier Gründe, warum die Allianz-Titel in den letzten Wochen des Jahres an der Börse zu den Gewinnern gehören könnten.

Schwere Unwetter und Überschwemmungen im Alpenraum haben im dritten Quartal den Gewinn der Allianz einbrechen lassen. Operativ verdiente der deutsche Versicherungsriese 14,6 Prozent weniger. Mit 1,3 Milliarden Euro lagen die Kosten für Naturkatastrophen von Juli bis September viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Die bei Versicherern viel beachtete Schaden-Kosten-Quote wurde hierdurch um 7,3 Prozentpunkte beeinflusst – der höchste Wert seit zehn Jahren.

Bei Anlegern sorgte diese Nachricht jedoch keineswegs für lange Gesichter. Ganz im Gegenteil: Am Freitagmorgen stand die Allianz-Aktie mit einem Plus von über drei Prozent an der Dax-Spitze. Es könnte der Auftakt in eine Jahresendrally sein, insofern der Gesamtmarkt nicht noch einmal kräftiger ins Straucheln gerät. Dafür sprechen vier Gründe.

1. Das Zahlenwerk

Der Gewinneinbruch fällt kräftig aus und doch weniger stark als von Analysten erwartet. Zudem führt er nicht dazu, dass Konzernchef Oliver Bäte die Jahresziele anpassen muss. Die Gewinnprognose sieht weiter ein operatives Ergebnis zwischen 13,2 und 15,2 Milliarden Euro vor. Die hohen Schadensummen mögen einen noch höheren Gewinn verhindert haben, doch sie legen keine strukturellen Probleme offen, wie die Gewinneinbrüche vieler anderer Dax-Konzerne zuletzt. Einzelne Quartale mit hohen Kosten aufgrund von schweren Naturkatastrophen gehören für Versicherer schlicht zum Geschäft. Eher spricht es sogar für die Allianz, dass der Konzern trotz dieser hohen außergewöhnlichen Belastungen immer noch einen operativen Gewinn von 3,5 Milliarden Euro erzielen konnte. Das Geschäftsvolumen stieg derweil um 4,5 Prozent auf 36,5 Milliarden Euro. Die Münchner konnte unter anderem höhere Preis in der Schaden- und Unfallversicherung durchsetzen. Mit Blick auf die ersten neun Monate des Jahres stehen Einnahmen von 122,1 Milliarden Euro zu Buche, ein Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Betriebsgewinn stieg um 3,6 Prozent auf elf Milliarden Euro. Zahlen die gemeinsam mit dem Ausblick die hohe Finanz- und Ertragskraft des Konzerns belegen. Das spricht für weiter steigende Dividenden und weitere Aktienrückkäufe. Schon bei der aktuellen Dividende in Höhe von 11,40 Euro liegt die Dividendenrendite bei 5,5 Prozent.

2. Die günstige Bewertung

Die hohe Dividendenrendite kommt auch durch einen niedrigstehenden Aktienkurs zustande. 227 Euro kostet die Allianz-Aktie aktuell und damit noch immer weniger als einst vor dem Corona-Crash. Das KGV liegt bei 9,6. Und vieles deutet daraufhin, dass die Allianz ihre Gewinne in den nächsten Jahren steigern wird, was die Aktie noch günstiger erscheinen lässt. Diese niedrige Bewertung begleitet den Versicherer allerdings schon länger. Zunächst waren da die Sorgen vor hohen Corona-Betriebsausfallzahlungen, lange belastete in der Folge der Anlageskandal um die Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) in den USA den Kurs. Und dann ist da wohl nach wie vor die Sorge vor schwindenden Erträgen in der Investmentsparte mit den Töchtern AGI und Pimco in einem schwierigen Börsen- und Wirtschaftsumfeld. Doch die Corona-Zahlungen konnten größtenteils abgewendet, der AGI-Streit per milliardenschwerem Vergleich beigelegt werden. Und mögliche negative Effekte im Investmentbereich dürften durch die deutlich steigenden Zinseinnahmen mehr als aufgefangen werden. Möglicherweise könnte es diesmal funktionieren und der Kurs überspringt nachhaltig das Vor-Corona-Niveau von etwas über 230 Euro. Das würde den Weg nach noch weiter oben in den letzten Monaten des Jahres frei machen.

3. Das Marktumfeld

Für die Allianz-Aktie spricht zudem das aktuelle Marktumfeld. Die gestiegenen Zinsen lassen die Einnahmen von Versicherern steigen, ohne dass es mehr Neugeschäft bräuchte. Und es sieht für den Moment nicht danach aus, als würden EZB und Fed ihren Leitzins so schnell wieder spürbar senken. Nullzinsen oder sehr niedrige Zinsen jedenfalls dürfte es auf absehbare Zeit nicht geben. Die Inflation macht es den Assekuranzen zudem leicht die Prämien zu erhöhen. Grundsätzlich sind vor dem Hintergrund des aktuellen Marktumfeldes defensive Werte gefragt. Aktien von Unternehmen also, die zwar nur langsam wachsen, dafür aber hohe wiederkehrende und sichere Erträge vorweisen können, eine starke Marktposition und hohe Preissetzungsmacht haben und deren Produktnachfrage wenig von der Konsumlaune der Menschen abhängt. Auf die Allianz trifft das zu, gerade auch letzteres: zumindest der Abschluss grundlegender Versicherungen orientiert sich nicht an Aufschwung und Rezession. Eher schon wird die Anschaffung einer neuen Küche oder eines neuen Fernsehers hinausgeschoben, wenn das Geld knapp wird.

4. Die Zuversicht der Analysten

Bei den Börsenexperten der Research-Institute und Banken ist die Allianz-Aktie beliebt. Schon seit längerem liegen die Kursziele im Schnitt deutlich über dem Aktienkurs. Aktuell liegt das durchschnittliche Kursziel aus Basis der Einschätzungen aus den letzten drei Monaten bei 291,80 Euro. Das entspricht einem Steigerungspotenzial von fast 30 Prozent. Einzelne Häuser trauen der Aktie noch mehr zu, die Privatbank Berenberg rechnet mit 309 Euro. Die jüngsten Quartalszahlen wurden durchweg positiv aufgenommen. Jefferies-Analyst Philip Kett sieht die Konsensschätzungen in allen Bereichen übertroffen. Vor allem der operative Gewinn, der Überschuss und die Solvency-II-Kapitalquote seien eine positive Überraschung, schrieb er.

OG

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