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Amazon.com - einfach so einkaufen

Der Aktienkurs von Amazon ist in den vergangenen vier Jahren förmlich explodiert und hat um sage und schreibe 640% zugelegt. Markierte die Aktie Ende 2008 noch ein Mehrjahrestief bei 35 US-Dollar, notiert der Titel bei rund 260 US-Dollar heute so hoch wie noch nie zuvor und sogar 150% über den Verlaufshochs während der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Seit dem Start im Jahr 1995 hat sich Amazon zum weltweit größten Online-Einzelhändler entwickelt und ließ bereits mit dem Amazon Kindle, einem Lesegerät für elektronische Bücher, vor wenigen Jahren aufhorchen. Nun will der Konzern mit aller Macht den Markt der lukrativen Tablet PCs erobern.

BÖRSE am Sonntag

Der Aktienkurs von Amazon ist in den vergangenen vier Jahren förmlich explodiert und hat um sage und schreibe 640% zugelegt. Markierte die Aktie Ende 2008 noch ein Mehrjahrestief bei 35 US-Dollar, notiert der Titel bei rund 260 US-Dollar heute so hoch wie noch nie zuvor und sogar 150% über den Verlaufshochs während der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Seit dem Start im Jahr 1995 hat sich Amazon zum weltweit größten Online-Einzelhändler entwickelt und ließ bereits mit dem Amazon Kindle, einem Lesegerät für elektronische Bücher, vor wenigen Jahren aufhorchen. Nun will der Konzern mit aller Macht den Markt der lukrativen Tablet PCs erobern.

Schwierige Anfänge trotz schnellen Wachstums

Selbst das Internet steckte 1994 noch in den Kinderschuhen, als der Investmentbanker Jeff Bezos seine Zelte in New York abbrach, um in Seattle einen Online-Buchladen zu entwickeln. Ein Jahr später wurde die Webseite ins Netz gestellt, die zwar ohne größere Probleme funktionierte, zu den einzelnen Buchtiteln jedoch zum Teil nur mit wenigen Informationen aufwarten konnte. Bereits im ersten vollen Geschäftsjahr 1996 erzielte Amazon Umsätze in Höhe von 15,7 Mio. US-Dollar, ein Jahr später folgte der Börsengang. Jeff Bezos selbst stellte im Oktober 1997 die einmillionste Bestellung an eine Adresse in Japan zu. Schnell wurde das Produktsortiment um CDs und Videos erweitert, später folgten Elektronikartikel, Software oder Spielwaren. Ende 1999 hatten die jährlichen Umsätze die Marke von 1,6 Mrd. US-Dollar erreicht. Trotz des rasanten Wachstums fuhr Amazon zunächst massive Verluste ein. Im Jahr 2000 lag das Minus bei 1,4 Mrd. US-Dollar, an der Wall Street wurde Amazon als Pleite- und Übernahmekandidat gehandelt. Die folgende harte Restrukturierung kostete 1.500 Mitarbeitern den Job. Vergeben und vergessen.

Heute im Kreis der wertvollsten US-Unternehmen

Gemessen am Börsenwert von rund 115 Mrd. US-Dollar liegt Amazon heute auf Rang 21 der wertvollsten US-Unternehmen – noch vor Chip-Hersteller Intel oder dem Getränkeriesen Pepsico und auf Augenhöhe mit US-Großkonzernen wie Merck, Oracle oder Philip Morris. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Amazon seine Umsätze von 34,2 Mrd. US-Dollar auf 48,1 Mrd. US-Dollar steigern und dabei einen Gewinn von 631 Mio. US-Dollar ausweisen. Mit eigenen Produktneuheiten will Amazon Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren noch kräftig nach oben schrauben. Erst im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen Entwickler der US-Konzerne Apple, Palm und Motorola abgeworben, um sein Entwicklungszentrum deutlich auszubauen. Seither halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach Amazon an einem eigenen Smartphone auf Android-Basis arbeite. Zunächst liegt der Fokus jedoch klar auf dem Wachstumsmarkt der Tablet PCs, der sich in den kommenden fünf Jahren Experten zufolge mehr als vervierfachen soll. Allein im zweiten Quartal 2012 wurden weltweit rund 25 Mio. Tablets verkauft – ein Plus von 66% gegenüber dem Vorjahresquartal.

Eroberung des Tablet-PC-Marktes

Aus dem Stand heraus konnte Amazon mit seinen Tablet PCs der Kindle-Fire-Serie bereits einen Marktanteil von 5% erreichen, die Eigenentwicklung ist laut dem Unternehmen schon jetzt das meistverkaufte Produkt der Unternehmensgeschichte. Nun will der Konzern mit der neuen Generation eine Offensive starten und die bisherigen Rekordmarken weit übertreffen. Für Ende November ist der Marktstart des Flaggschiffs der neuen Kindle-Generation in den USA geplant, das neben allerlei technischen Neuerungen vor allem auch mit der Geschwindigkeit punkten soll. So ist der Kindle Fire HD 8.9 Unternehmensangaben zufolge rund 41% schneller als das aktuelle iPad von Branchenprimus Apple. In Deutschland wird Amazon am 25. Oktober mit dem Verkauf seiner Tablet PCs starten und mit den im Vorfeld avisierten Preisen zwischen 199 Euro und 249 Euro deutlich günstigere Geräte anbieten als der schärfste Rivale Apple. Für das dritte Quartal, über dessen Ergebnis das Management am 22. Oktober berichten wird, rechnet Amazon mit einem operativen Verlust zwischen 50 Mio. US-Dollar und 350 Mio. US-Dollar. Szenekennern zufolge legt der weltweit größte Online-Händler mit jedem verkauften Tablet PC derzeit zwar rund 40 US-Dollar oben drauf, mittelfristig dürften sich diese Investitionen zur Eroberung von Marktanteilen aber auszahlen, denn: Das eigentliche Geschäft wird im Anschluss an den Verkauf mit Filmen, Spielen, Musik, Online-Büchern und Apps gemacht, die sich Kindle-Käufer vom Amazon-Store kostenpflichtig herunterladen können. So erwarten die Analysten denn auch erst für die kommenden Jahre die Optimierung der Gewinne, die dann umso spektakulärer ausfallen könnten.

Analysten rechnen mit starkem Gewinnanstieg

Im Schnitt kalkulieren die Analystenhäuser, die derzeit eine Einschätzung zum Unternehmen abgeben,  zwischen 2012 und 2016 mit einer Gewinnexplosion um mehr als 1.500%. Allein in den kommenden beiden Geschäftsjahren erwarten die Experten gegenüber den für 2012 geschätzten Ergebnissen einen Umsatzanstieg von 62,8 Mrd. US-Dollar auf 101,6 Mrd. US-Dollar sowie eine Vervielfachung des Nettogewinns von 337,9 Mio. US-Dollar auf 2,2 Mrd. US-Dollar. Da an der Börse stets die Zukunft gehandelt wird, konnte die Aktie seit Jahresbeginn bereits um 45% zulegen und erst im zurückliegenden Monat bei 264 US-Dollar ein neues Allzeithoch markieren. Von 44 Research-Häusern empfehlen 30 die Aktie derzeit zum Kauf, während 13 Experten eine Halteempfehlung aussprechen. Lediglich ein einziger Analyst rät Anlegern, sich von bestehenden Positionen zu trennen. Dabei liegen die Kursziele im Schnitt bei knapp 275 US-Dollar und reichen in der Spitze gar bis 400 US-Dollar.

Fazit

Sicher, ein Börsenwert von 115 Mrd. US-Dollar ist für ein Unternehmen, das im zuletzt abgelaufenen Quartal einen zwei- bis dreistelligen Millionenverlust auf operativer Ebene eingefahren haben dürfte, eine wahrhaft ambitionierte Bewertung. Amazon hat in den vergangenen Jahren jedoch bereits bewiesen, dass das Geschäftsmodell profitabel betrieben werden kann. Glaubt man den Analysten, ist Amazon gerade dabei, den Gewinnturbo für die kommenden Geschäftsjahre zu zünden, der das optisch hohe KGV deutlich relativieren würde. Charttechnisch überzeugt die Aktie mit einem nunmehr vierjährigen intakten Aufwärtstrend. Auf Allzeithoch notierend liegen dem Titel keinerlei charttechnische Widerstände im Weg. Für spekulativ orientierte Anleger, die ein Investment via Stop-Loss absichern, dürfte die Aktie ein spannendes Chancen/Risiko-Profil bieten.