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Amgen: Profitable Biotechnologie

Der weltweit größte unabhängige Biotechnologiekonzern hat erneut ein starkes Quartal verzeichnet. Darüber hinaus hob Amgen abermals die Prognosen für das Gesamtjahr an. Und auch die mittel- bis langfristigen Perspektiven könnten Argumente für Käufe liefern.

BÖRSE am Sonntag

Der weltweit größte unabhängige Biotechnologiekonzern hat erneut ein starkes Quartal verzeichnet. Darüber hinaus hob Amgen abermals die Prognosen für das Gesamtjahr an. Und auch die mittel- bis langfristigen Perspektiven könnten Argumente für Käufe liefern.

Amgen gilt als Pionier und Wegbereiter der modernen Biotechnologie. Die Ursprünge reichen bis 1980 zurück, als eine Gruppe junger Wissenschaftler die Firma Applied Molecular GENetics gründete. Kurze Zeit später, 1985 – inzwischen in Amgen umfirmiert – verzeichnete sie ihren ersten wissenschaftlichen Meilenstein. Dank Gentechnik gelang es erstmals, ein menschliches Hormon herzustellen, das gezielt die Bildung roter Blutzellen anregt. Daraus entwickelte die Gesellschaft ein Medikament (Erythropoetin, kurz EPO), das eine Alternative zu Bluttransfusionen für die Behandlung von Anämien bietet. Es folgten weitere Meilensteine und Amgen baute sich bis heute ein diversifiziertes Portfolio an Wirkstoffen und Medikamenten auf und mauserte sich dabei zum weltweit größten unabhängigen Biotech-Konzern.

Blockbuster

Basis war und ist die hohe Priorität von Wissenschaft und Forschung. Das Unternehmen steckt jedes Jahr etwa 20% seines Umsatzes in die Erforschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe. Dabei konzentriert sich das Unternehmen neben Hämatologie und Onkologie auf die Bereiche Nephrologie, Rheumatologie, Immunologie, Endokrinologie und Zelltherapie. Zu den zehn umsatzstärksten Arzneien gehören einige Blockbuster, also Produkte, die mehr als 1 Mrd. US-Dollar jährlich erlösen. Das sind Neulasta und Neupogen, die beide zur Behandlung von Neutropenien bei Chemotherapie eingesetzt werden, Enbrel (Entzündungshemmer) sowie Aranesp und Epogen (beide zur Behandlung von Anämie).

Profitable Biotechnologie

Die meisten Produkte werden biotechnologisch produziert, was das Firmencredo unterstreicht. Amgen ist davon überzeugt, dass die Biotechnologie das Potenzial hat, bislang unbesiegbare Krankheiten behandeln zu können. Abgesehen von diesem hehren Ziel lässt sich damit sehr gut Geld verdienen. Im Geschäftsjahr 2011 erzielte der Konzern einen Umsatz von 15,58 Mrd. US-Dollar (+3,5%). Im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Vertrieb, Verwaltung, aber auch die Aufwendungen für einen rechtlichen Vergleich drückten jedoch die Erträge. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verringerte sich daher von 5,55 auf 4,31 Mrd. US-Dollar. Der Nachsteuergewinn schrumpfte von 4,63 auf 3,68 Mrd. US-Dollar. Das Ergebnis je Aktie (EPS) nahm von 4,79 auf 4,04 US-Dollar ab. Trotz der Rückgänge waren die Profite stattlich und mit einer Nettomarge von 23,6% war Amgen einmal mehr hoch profitabel. Bereinigt um Sondereffekte schrumpfte der Überschuss zudem weit weniger, und zwar nur von 5,02 auf 4,86 Mrd. US-Dollar, sodass auf dieser Basis sogar eine Nettomarge von 31,2% zu Buche schlägt. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) legte zudem von 5,21 auf 5,33 US-Dollar zu.

Ziele erneut angehoben

Im laufenden Geschäftsjahr 2012 will Amgen nun noch mehr verdienen als im Vorjahr und hob jüngst die Prognosen erneut an. Beim bereinigten EPS sollen nun 6,50 bis 6,60 US-Dollar herausspringen, was einer Steigerung von mindestens 22% entspräche. Hier wurden bislang 6,20 bis 6,35 US-Dollar erwartet. Darüber hinaus soll der Umsatz nun 17,2 bis 17,3 Mrd. US-Dollar erreichen und somit mindestens 10,4% höher sein als 2011. Bisher hatte der Vorstand 16,9 bis 17,2 Mrd. US-Dollar angepeilt. Basis für die Anhebung der Ziele war das starke dritte Quartal. Amgen verzeichnete einen Umsatzanstieg um 9,5% auf 4,32 Mrd. US-Dollar und sprach von einer starken Performance im gesamten Portfolio. Gleichzeitig schnellte das EBIT von 0,53 auf 1,42 Mrd. US-Dollar, weil die Sondereffekte (insbesondere wegen des Wegfalls des rechtlichen Vergleichs) nun deutlich geringer waren. Dies schlägt sich auch im Nachsteuerprofit nieder, der von 0,45 auf 1,11 Mrd. US-Dollar zulegte. Um Sondereffekte bereinigt erhöhte sich der Überschuss von 1,28 auf 1,31 Mrd. US-Dollar. Auf dieser Basis nahm das EPS von 1,40 auf 1,67 US-Dollar zu. Zuwächse gab es auch in den ersten neun Monaten. Der Umsatz erhöhte sich von 11,61 auf 12,84 Mrd. US-Dollar. Das EBIT legte von 3,15 auf 4,49 Mrd. US-Dollar zu. Nach Steuern verdiente der Konzern 3,56 Mrd. US-Dollar, nach 2,75 Mrd. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Um Sondereffekte bereinigt verbesserte sich der Profit von 3,82 auf 4,03 Mrd. US-Dollar. Die Nettomarge lag somit bei 31,4%. Das bereinigte EPS stieg von 4,11 auf 5,11 US-Dollar. Sollte nun das vierte Quartal ähnlich gut verlaufen wie das dritte, scheint das ausgegebene EPS-Ziel für das Gesamtjahr sehr gut erreichbar.

Prall gefüllte Pipeline

Aber nicht nur der kurzfristige Blick nach vorn stimmt zuversichtlich, auch die mittel- bis langfristigen Geschäftsaussichten sind vielversprechend. Zwar laufen auch bei Amgen in den nächsten Jahren einige Patente aus, die aktuelle Produkt-Pipeline ist jedoch prall gefüllt. An mehr als 40 Projekten wird derzeit geforscht. Diesbezüglich erläuterte Firmenlenker Robert A. Bradway jüngst bei Vorlage der Quartalsbilanz noch einmal, dass das Unternehmen bei den Schlüsselprodukten weiter Fortschritte macht. Neue Produkte könnten somit die möglichen Einbußen im Zusammenhang mit Patentabläufen und der daraus entstehenden Konkurrenz von Nachahmerprodukten, sogenannten Biosimilars, auffangen. Darüber hinaus will Amgen selbst in die Entwicklung von Biosimilars einsteigen. Das dafür nötige Kleingeld sowie die Expertise bei der Entwicklung und Herstellung von Medikamenten mittels Biotechnologie sind vorhanden. Ohnehin ist Amgen mit einem starken operativen Cashflow sowie reichlich finanziellen Mitteln sehr potent, was einerseits eine gute Basis ist, die eigene kostenintensive Forschung und Entwicklung weiter voranzutreiben. Andererseits ergibt sich daraus auch Spielraum, sich eventuell durch ergänzende Zukäufe weiter zu verstärken, wie die Übernahme der Firma Micromet zu Jahresbeginn verdeutlicht.

Fazit

Der hoch profitable Pionier in der modernen Biotechnologie hat erneut starke Ergebnisse vorgelegt. Zusammen mit den angehobenen Prognosen 2012 sowie den vielversprechenden mittel- bis langfristigen Perspektiven bleibt die Aktie damit ein interessantes Investment. Zwar kletterte der Aktienkurs im bisherigen Jahresverlauf 2012 bereits kräftig und markierte zuletzt sogar neue Rekorde, die Bewertung anhand des KGV (2012e) von etwa 13 ist jedoch nicht zu teuer. Sollte sich daher nun ein nachhaltiger Sprung über die Hürde bei 86,92 US-Dollar, die aus dem bisherigen Allzeithoch von 2005 resultiert, abzeichnen, scheinen spekulative Käufe erwägenswert.