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Aktien > Konzernumbau geht zügig voran

Analysten empfehlen Fresenius-Aktien

(Foto: picture alliance / SZ Photo / Rainer Unkel)

Michael Sen hat den Medizin-Konzern nach Jahren des Gewinnrückgangs zurück in die Erfolgsspur gemanagt. An der Börse geht es wieder aufwärts. Experten raten reihenweise zum Kauf.

Hinter Fresenius-Aktionären liegen verlustreiche Jahre. Zuletzt strich der Gesundheits-Konzern mit Sitz im hessischen Bad Homburg sogar die Dividende. Nach mehr als 25 Jahren ununterbrochener Ausschüttungen zwang die Inanspruchnahme staatlicher Leistungen im Rahmen des Entlastungspakets „Energiehilfen“ den Medikamentenhersteller und Klinikbetreiber 2024 zu einer Nullrunde. Andernfalls hätten die Hilfen zurückgezahlt werden müssen. Der Kurs war schon vorher am Boden, nun war auch noch der Ruf des zuverlässigen Dividendenzahlers futsch. Um die 23 Euro pendelte der Kurs damals, im Dezember des vergangenen Jahres. Ein Minus von über 70 Prozent gegenüber 2017, als Fresenius-Anteile in der Spitze noch etwas über 80 Euro gekostet hatten. Für diesen Absturz gab es eine Vielzahl an Gründen. Die Corona-Pandemie lastete schwer auf der Klinik-Tochter Helios, die Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) rutschte in die roten Zahlen, die Übernahme des Gesundheitsdienstleisters Vamed geriet überdies zu einem großen Missverständnis. Fresenius hatte an zu vielen Fronten gleichzeitig zu kämpfen, es fehlte ein klares Kerngeschäft mit Aussichten auf profitables Wachstum. Als dann die Notenbanken aufgrund der hohen Inflation die Zinsen erhöhten, wurde Fresenius zudem die hohe Schuldenlast, die sich über die Jahre aufgetürmt hatte, zum Verhängnis.

Fresenius-Aktie

Schnell war klar: ein großangelegter Konzernumbau muss her. Eingeleitet wurde er mit dem Wechsel an der Konzernspitze. Michael Sen, zuvor Vorstandsmitglied bei Siemens, übernahm im Oktober 2022 den CEO-Posten von Stephan Sturm. Damals hatte der Aktienkurs bei 19,70 Euro den tiefsten Stand seit 2010 erreicht. Sen legte von Anfang an den Fokus auf das Arzneimittelgeschäft Fresenius Kabi und die Klinikkette Helios. Vamed sollte verkauft werden, FMC, bereits an der Börse, sollte gänzlich von Mutterkonzern losgelöst werden.

Zwei Jahre später ist die Umstrukturierung in vollem Gange und trägt mehr als erste Früchte. Das damit einhergehende Sparprogramm kommt sogar besser voran, als erwartet. Schon in diesem Jahr nun soll es gelingen 400 Millionen Euro einzusparen. Ursprünglich hatte Fresenius dieses Ziel für 2025 ausgegeben. „Das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2024 waren für Fresenius hervorragend“, hatte sich Michael Sen im Rahmen der Zahlenvorlage zum zweiten Quartal selbst gelobt. Der Umsatz war um acht Prozent auf 5,4 Milliarden Euro gestiegen, das Ebit – ohne Währungseffekte – um 15 Prozent auf 660 Millionen Euro. Mit beiden Kennzahlen übertraf Fresenius die Analystenschätzungen.

„Das erste Halbjahr ist für Fresenius hervorragend gelaufen, bei einem Umsatzplus konnte der Konzern ein noch stärkeres Ergebniswachstum und höhere Margen erzielen“, heißt es in einer Analyse des Online-Brokers XTB. Dies werde dazu beitragen, den Verschuldungsgrad schneller als geplant zu reduzieren, schlussfolgern die Experten. Ende Juni lagen die Finanzverbindlichkeiten bereits um 14 Prozent niedriger als zum Jahreswechsel.

All das hat auch Investoren wieder optimistischer gestimmt. Seit dem Tief aus dem April bei knapp 24 Euro hat der Kurs über 40 Prozent zugelegt. Das allein spricht nicht für einen Kauf. Schließlich kletterte die Aktie in einem günstigen Marktumfeld nach oben, die Zinssenkungen der Notenbanken lassen zudem die Schuldenlast des Konzerns weniger schwer wiegen, womit eine höhere Bewertung als im April angemessen erscheint. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres rechtfertigen ebenso eine Erholung.

Doch Fresenius scheint auch auf einen längerfristigen Wachstumspfad zurückzukehren, was vor allem an Fresenius Kabi liegt, dessen organisches Umsatzwachstum im zweiten Quartal bei elf Prozent lag. Das Ebit stieg sogar um 17 Prozent, was in einer Ebit-Marge von 15,9 Prozent mündete. Setzt sich dieses Wachstum gepaart mit dem bislang offenbar erfolgreichen Umstrukturierungskurs fort, wären die Aktien nach Jahren kräftiger Kursverluste immer noch günstig bewertet. Das sehen auch immer mehr Analysten so. Jüngst hob Richard Felton von Goldman Sachs sein Kursziel von 30 auf 38 Euro an und lobte die Geschäftsdynamik des Medizinkonzerns. JPMorgan-Analyst David Adlington stufte die Fresenius-Papiere sogar von „Neutral“ auf „Overweight“ hoch und erhöhte sein Kursziel auf 40,10 Euro. Der Konzern haben im zweiten Quartal zum viertel Mal in Folge die Erwartungen getoppt, der Gewinnrückgang sei gestoppt worden und bei den Einsparungen liege man über Plan, begründete Adlington seine Kaufempfehlung. Er rechne mit einem weiter überdurchschnittlichen Lauf. „Die Medizin beginnt zu wirken“, schrieb er.

Mit 42 Euro noch einmal etwas höher, liegt das Kursziel von DZ-Bank Analyst Sven Kürten. Kürten lobte ebenfalls den Fokus auf die zwei sich gut entwickelnden Geschäftsbereiche Kabi und Helios. Zudem käme die Entschuldung gut voran, so der Experte. Insgesamt empfehlen aktuell acht Analysten die Fresenius-Aktie zum Kauf, zwei raten zum Halten der Papiere, zum Verkauf rät niemand.

2025 könnte zudem die Dividende zurückkehren. Die besser als erwartet laufenden Geschäfte lassen darauf hoffen. Zudem würde ein erneuter Ausfall Zweifel schüren, ob man damals tatsächlich ausschließlich aufgrund des staatlichen Drucks auf die Dividenden verzichtet hatte, oder es schon damals darum ging, Kosten zu sparen. Würde Fresenius wie 2023 eine Dividende von 0,92 Euro zahlen, entspräche das beim aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von rund 2,8 Prozent. Auch das könnte dem Aktienkurs nochmal einen Schub geben.

Übernahmen erteilte CEO Sen derweil im Gespräch mit der FAZ eine Absage. Er schloss sie zwar nicht gänzlich aus, doch der Fokus bleibt auf dem organischen Wachstum. Das lässt sich insofern als positives Signal werten, da man bei Fresenius von der eigenen Stärke im Kerngeschäft überzeugt ist. Dass man sich nach den fehlgeschlagenen Übernahmen aus der Vergangenheit nicht gleich wieder in unvorhersehbare Abenteuer stürzen möchte, dürfte Aktionären ebenfalls Sicherheit geben.

Vieles deutet somit darauf hin, dass die verlustreichen Jahre für Fresenius an der Börse vorbei sein könnten. Die Aktie könnte als defensiver Pharma-Titel wieder attraktiv werden.

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