Anheuser-Busch InBev: „Mit des Bieres Hochgenuss, wächst des Bauches Radius.“
Die in der Überschrift zitierte Redensart lässt sich wunderbar auf den Bierbrauer Anheuser-Busch InBev ummodeln. Je mehr Bier getrunken wird, umso besser laufen die Geschäfte. Schließlich ist er der weltweit Größte seiner Zunft, der rund um den Globus Gerstensaft produziert und absetzt. Im Auftaktquartal 2012 floss das Bier kräftig und sorgte für steigende Ergebnisse und auch steigende Kurse.
Die Geschäftsentwicklung des Bierbrauers schmeckt offenbar den Investoren. Seit dem Zwischentief im August 2011 zeigt sich eine starke Aufwärtstendenz bei der Aktie. Der Kurs kletterte seither um mehr als 60%. Und womöglich ist das Potenzial noch längst nicht ausgereizt. Charttechnisch betrachtet könnte aus längerfristiger Sicht zunächst Spielraum bis in die Region der Hürden bei 62,39 Euro (Zwischenhoch von März 2008) und 68,97 Euro (Allzeithoch von Oktober 2007) bestehen. Aber auch die fundamentalen Fakten könnten weitere Kaufanreize liefern.
Starke Top-Marken
Anheuser-Busch InBev berichtete jüngst über die Entwicklung im ersten Quartal 2012 und legte erneut überzeugende Zahlen vor. Das weltweit abgesetzte Volumen von Bier und Biergetränken erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,4% auf 80,7 Mio. Hektoliter. Gleichzeitig stieg der Verkauf von Nicht-Bier-Getränken, den sogenannten Softdrinks, um 6,3% auf 12,03 Mio. Hektoliter. Konzernweit resultierte daraus ein Umsatzplus von 6,2% auf 9,33 Mrd. US-Dollar. Dazu beigetragen haben die Zuwächse bei den Premium-Marken Budweiser (+7,3%) und Stella Artois (+1,3%), was trotz der Schwäche bei Beck’s (–4,2%) zu einem Plus bei den drei Top-Marken des Konzerns von 4,8% führte. Aber auch die übrigen Biere entwickelten sich prächtig. Zum Portfolio des 2008 durch die Fusion des belgisch-brasilianischen Braukonzerns InBev mit dem US-Wettbewerber Anheuser-Busch entstandenen Riesen gehören insgesamt mehr als 200 Marken in über 100 Ländern. Neben den globalen Premium-Bieren gibt es etliche starke überregionale und regionale länderspezifische Marken. In 19 seiner Schlüsselmärkte hat der Konzern dabei Spitzenpositionen inne, ist dort entweder die Nummer 1 oder 2. Führend ist er in den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, Belgien, Großbritannien und der Ukraine. Nummer 2 ist man in Deutschland und Russland. In China, dem weltweit größten Biermarkt, belegt er Rang 3.
Schwellenländer mit größten Zuwächsen
Regional im ersten Quartal besonders gut liefen die Geschäfte in den Schwellenländern Südamerikas und Asiens. Insbesondere Brasilien stach heraus. Hier kletterte der Bierabsatz um 4%. In der Sparte Lateinamerika Nord, zu der das Land gehört, wuchs das gesamte Absatzvolumen um 4,8% auf 30,52 Mio. Hektoliter. Zuwächse verzeichnete auch die Region Lateinamerika Süd (mit Argentinien), in der mit 9,84 Mio. Hektolitern 2,8% mehr verkauft wurden. Die zweitgrößte Wachstumsrate verzeichnete Anheuser-Busch InBev im ersten Quartal jedoch in der Region Asien/Pazifik mit 3,2% auf 10,91 Mio. Hektoliter. Das Unternehmen verkaufte dabei in China 3,2% mehr. Im Gegensatz zur Konkurrenz konnte der Konzern zudem in den USA zulegen, steigerte den Absatz dort um 1%. Gutes Wetter, frühe Anzeichen der Besserung auf dem US-Arbeitsmarkt und neue Produkte hätten den Absatz gestützt. Die Markteinführung der neuen „Bud Light Platinum“-Marke sei die erfolgreichste eines alkoholischen Getränks in den USA seit 2005, hieß es. Im zweiten Quartal rechnet der Bierbrauer in den USA jedoch mit Belastungen bei Absatz und Gewinn aufgrund der Umstellung in der Logistik. Die gesamte Sparte Nordamerika verzeichnete ein Plus von 1,2% auf 29,78 Mio. Hektoliter. In Europa ging der Bierabsatz im Zeitraum Januar bis März hingegen zurück. In Westeuropa verkaufte das Unternehmen 5,1% weniger, in Zentral- und Osteuropa schrumpfte das Volumen sogar um 9,7%.
Steigender Gewinn
Abgesehen von den konzernweit steigenden Umsätzen wuchsen auch die Erträge. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um 7,4% auf 3,55 Mrd. US-Dollar. Trotz deutlich höherer Ausgaben für Marketing konnte das Unternehmen auch die EBITDA-Marge von 37,9% auf 38,1% verbessern. Nach Steuern kletterte der Gewinn von 1,47 auf 2,22 Mrd. US-Dollar. Bereinigt legte er von 1,16 auf 1,67 Mrd. US-Dollar zu. Neben der starken operativen Performance wirkten gesunkene Finanzierungskosten und eine niedrige Steuerrate positiv.
Ausblick bekräftigt
Bei Vorlage der Quartalszahlen bekräftigte Anheuser-Busch InBev den Ausblick für das Gesamtjahr. In den USA will der Konzern mit neuen Getränken und höheren Preisen wachsen. Zudem soll sich das Geschäft in Brasilien weiter stark entwickeln. Der Bierbrauer profitierte dort zuletzt von der Erhöhung des Mindestlohns und erwartet diesbezüglich weitere positive Impulse. Der Vorstand geht zudem davon aus, dass der Umsatz pro verkauften Hektoliter auf Konzernebene stärker steigt als die Inflation. Neben organischem Wachstum dürfte Anheuser-Busch InBev die in den vergangenen Jahren umgesetzte Strategie selektiver Zukäufe und Kooperationen fortsetzen, um die weltweite Expansion weiter voranzutreiben. Gerade erst Mitte April hatte der Konzern angekündigt, die Kontrolle am dominikanischen Brauer CND für rund 1,2 Mrd. US-Dollar übernehmen zu wollen und mit dem bisherigen Hauptanteilseigner eine strategische Allianz einzugehen, um die führende Getränkefirma (Bier, Malz- und Soft-Getränke) in der Karibik zu bilden.
Fazit
Anheuser-Busch InBev knüpfte im ersten Quartal 2012 an die steigenden Ergebnisse im Geschäftsjahr 2011 an. Einmal mehr waren die Schwellenländer eine treibende Kraft. Aber auch im wichtigen Absatzmarkt USA lief es gut. Der Konzern bleibt damit in der Wachstumsspur. Angesichts einer auf starken Marken und den wichtigsten Märkten fokussierten Strategie, der weltweit regional breiten Diversifizierung sowie strenger Kostendisziplin, was ihn gemessen an der EBITDA-Marge zum profitabelsten Unternehmen im Sektor macht, dürfte er daran wohl auch weiterhin anknüpfen. Das sollte für eine weiterhin solide Geschäftsentwicklung sorgen. Weitere ergänzende Zukäufe dürften zudem zum Wachstum beitragen. Dank eines starken operativen Cashflows stehen der Gesellschaft die dazu nötigen Mittel zur Verfügung. In den vergangenen Jahren hat sie zudem die starken Rückflüsse genutzt, um die Verschuldung abzubauen. Alles in allem ist Anheuser-Busch InBev daher nicht nur etwas für Biertrinker, sondern auch für Investoren. Für anhaltende Kursfantasie könnten außerdem die diesjährigen Sportereignisse wie die Fußball-EM und Olympia sorgen, sodass spekulative Käufe erwägenswert sind. Und vielleicht heißt es ja bald: „Mit des Bieres Hochgenuss, wächst des Portfolios Radius.“