Anheuser-Busch InBev: Bierdurst der Schwellenländer treibt Geschäfte an!
Zunehmender Bierdurst in den Schwellenländern trieb im dritten Quartal die Geschäfte des weltweit größten Bierbrauers an. Die Investoren frohlockten bezüglich der jüngst vorgelegten Zahlen, sodass die Aktie nun über den Abwärtstrend seit dem Zwischenhoch von Ende Oktober 2010 kletterte. Dies könnte für weitere Zuwächse sprechen.
Nach der rasanten Rally vom Tief im November 2008 bis zum Hoch vor etwa einem Jahr bei 46,33 Euro brauchte die Aktie des Braukonzerns offenbar zunächst einmal eine Pause. Sie vollzog eine abwärtsgerichtete Bewegung und fiel in der Spitze auf unter 34,00 Euro im August dieses Jahres. Seither ist ein Aufwärtsimpuls auszumachen, der nun die seit Oktober 2010 gebildete Abwärtstrendlinie geknackt zu haben scheint, was weitere Zuwächse mit einem ersten Kursziel bei etwa 46,00 Euro impliziert. Sollte dann auch diese Marke überwunden werden, würde sich weiterer Kursspielraum eröffnen.
Wachstumstreiber Südamerika und Asien
Jüngst für Rückenwind sorgten die Ergebnisse zum dritten Quartal. Zwar war der weltweite Bierabsatz (ohne Zukäufe) um 0,6% auf 95,15 Mio. Hektoliter rückläufig, der Umsatz legte dennoch um 9,6% (organisch 3,6%) auf 10,22 Mrd. US-Dollar zu. Dazu beigetragen hat das Wachstum bei den Nicht-Bier-Getränken, von denen 6,4% mehr abgesetzt wurden. Anheuser-Busch InBev verkauft in Brasilien und Argentinien Limonade, beispielsweise Pepsi (unter Lizenz). Der Anteil der sogenannten Softdrinks am gesamten Getränkeabsatz lag im dritten Quartal bei immerhin 10,6%, sodass der Rückgang des gesamten Getränkeabsatzes (inklusive Bier) mit 0,2% minimal ausfiel. Beim Bier zeigt sich unterdessen ein differenziertes Bild. So lief es diesbezüglich insbesondere in Südamerika und China bestens. In der Sparte Lateinamerika Nord (mit Brasilien), nach Nordamerika zweitgrößter Absatzmarkt des Konzerns, stieg das Biervolumen organisch um 2%. In Lateinamerika Süd (mit Argentinien), ging es um 2,6% aufwärts. Das stärkste Wachstum verzeichnete Anheuser-Busch InBev jedoch im Gebiet Asien-Pazifik. Im drittgrößten Markt des Konzerns erhöhte sich das Absatzvolumen um 4,7%. Südamerika und Asien waren somit einmal mehr die Wachstumstreiber. Damit konnte der Konzern das schwächelnde Geschäft in Europa (West: –0,8%, Ost: –9,6%) und dem größten Absatzmarkt USA (–3,2%) auffangen. In den USA belastete die schlechte Konsumstimmung.
Solide Zahlen
Neben den steigenden Umsätzen legten die Margen zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um 12,2% auf 3,97 Mrd. US-Dollar. Organisch waren es +5,5%. Die EBITDA-Marge erhöhte sich von 37,9 auf 38,8%. Und auch der Nachsteuergewinn stieg von 1,86 auf 2,03 Mrd. US-Dollar. Mit den Zuwächsen im dritten Quartal knüpfte das Unternehmen an die positive Entwicklung aus dem ersten Halbjahr an, sodass auch die Zahlen für die ersten neun Monate sehr solide aussehen. Im Zeitraum Januar bis September stieg der Umsatz organisch um 4,2% auf 29,17 Mrd. US-Dollar. Das EBITDA nahm um 11,5% (organisch 6%) auf 11,12 Mrd. US-Dollar zu. Unter dem Strich blieben 5,42 Mrd. US-Dollar Profit übrig, was einem Anstieg zum Vorjahreswert von 28,9% entspricht.
Spitzenpositionen
Der Vorstand zeigte sich mit der Entwicklung im dritten Quartal zufrieden und hob das erneut solide Wachstum bei den Erträgen hervor. So ist die EBITDA-Marge beim Vorjahresvergleich nun bereits das zwölfte Quartal hintereinander gewachsen. Die Fusion 2008 des belgisch-brasilianischen Braukonzerns InBev mit dem US-Wettbewerber Anheuser-Busch, wodurch der weltweit größte Bierbrauer entstand, scheint sich somit auszuzahlen. Dies spiegelt sich neben Umsatz und Gewinn auch in einem starken operativen Cashflow wider. Basis für die guten Geschäfte ist eine glänzende Marktposition. Zum Portfolio gehören mehr als 200 Marken in über 100 Ländern. Global bekannte Premium-Marken sind Beck’s, Stella Artois und Budweiser. Daneben gibt es etliche starke überregionale und regionale länderspezifische Marken, beispielsweise in Deutschland neben Beck’s auch Hasseröder, Franziskaner, Haake-Beck, Löwenbräu, Spaten, Gilde und Diebels. In 19 seiner Schlüsselmärkte hat der Konzern dabei Spitzenpositionen inne, ist dort entweder die Nummer 1 oder 2. In den zehn wichtigsten eigenen Märkten ist er führend in den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, Belgien, Großbritannien und der Ukraine. Nummer 2 ist man in Deutschland und Russland. In China belegt er den vierten Platz. Kein anderer Bierbrauer kann bei dieser starken weltweiten Positionierung mithalten.
Schneller wachsen als der Markt
Der Konzern tut alles, diese Stellung zu halten und auszubauen. Dazu gehört auch die Expansion durch Zukäufe. Weil in der Bierindustrie lange Markenzyklen und sehr hohe Kundentreue vorherrschen, ist es sehr schwierig, neue Marken einzuführen, ja nahezu unmöglich oder nur mit immensen Kosten verbunden. Um in neuen Märkten Fuß zu fassen, sind daher Übernahmen oder Kooperationen unabdingbar, was auch der Kurs der vergangenen Jahrzehnte zeigt. Durch viele Zukäufe ist der Biergigant in seiner heutigen Form entstanden. Von der Größe sollen auch künftig die Geschäfte profitieren. Erklärtes Ziel ist es, beim Absatzvolumen schneller zu wachsen als der Gesamtmarkt. Dabei steht allerdings Umsatzwachstum vor Volumensteigerung. Daneben sollen die Gewinnspannen durch eine immer effizientere Produktion und Verwaltung weiter kontinuierlich ausgebaut werden. Regional dürfte künftig vor allem Südamerika, insbesondere mit dem riesigen Markt Brasilien, für weitere Zuwächse sorgen. Der Konzern rechnet in dem Land von 2010 bis 2015 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate beim Absatzvolumen von 3%. Als treibende Kräfte sieht er hier höhere Mindestlöhne und eine stärkere Industrie. Zudem will der Brauer in den nächsten Jahren von der Fußballweltmeisterschaft (2014) und den Olympischen Spielen (2020) profitieren. Bei solchen Sportveranstaltungen steigt die Nachfrage nach Bier traditionell deutlich. Als weiterer aussichtsreicher Markt gilt China. Das Reich der Mitte ist inzwischen der weltweit größte Biermarkt, beim Konsum je Einwohner liegt man aber gerade einmal auf Platz 81. Prognosen zufolge dürfte der Absatz in dem Land von 2010 bis 2015 um 21% von 450 auf mehr als 540 Mio. Hektoliter zulegen und bis 2020 um weitere 20% auf 656 Mio. Hektoliter steigen. Dies weckt natürlich Begehrlichkeiten.
Fazit
Anheuser-Busch InBev ist weltweit die unangefochtene Nummer 1 unter den Bierbrauern. Darauf lässt sich aufbauen. Wachstumspotenzial versprechen vor allem die Schwellenländer. Die jüngst vorgelegten Zahlen scheinen den Erfolg der Expansionsstrategie zu unterfüttern. Zusammen mit dem charttechnischen Bild könnte dies spekulative Käufe rechtfertigen.