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Applemania reloaded?

Kürzlich präsentierte Apple in glamouröser, symbolträchtiger Atmosphäre seine voller Spannung erwarteten neuen Produkte. Viele Experten sind wenig überrascht von den Neuerungen und sehen Apples Innovationskraft schwinden. Für den Aktienkurs ging es erstmal bergab – verebbt die Apple-Hysterie der letzten Jahre?

BÖRSE am Sonntag

Kürzlich präsentierte Apple in glamouröser, symbolträchtiger Atmosphäre seine voller Spannung erwarteten neuen Produkte. Viele Experten sind wenig überrascht von den Neuerungen und sehen Apples Innovationskraft schwinden. Für den Aktienkurs ging es erstmal bergab – verebbt die Apple-Hysterie der letzten Jahre?

Der Ort war wohlüberlegt und reichlich symbolträchtig. Es sollte ein Ereignis sein, das weltweit wahrgenommen würde, denn für Apple war es offenkundig ein besonders wichtiger Tag. Diesmal sollte die große Produktankündigung nicht in den üblicherweise gewählten imposanten Kongress- und Ausstellungszentren in San Francisco stattfinden. Auch der eigene Campus, auf dem sich in der Vergangenheit ähnliche Veranstaltungen ereigneten, hatte das Nachsehen. Und so blickte die Welt gebannt auf das Flint Center im kalifornischen Cupertino. Apple-Fans verbinden mit diesem Ort etwas Magisches. Hier stellte Steve Jobs 1984 den ersten Mac und 1998 sowie 1999 jeweils neue iMacs vor. Ganz in dessen Manier kündigte Jobs' Nachfolger Tim Cook mit den Worten „one more thing" das innovativste Produkt auf seiner Präsentation an – die Apple Watch.

Es sei das persönlichste elektronische Gerät, das Apple je entwickelt habe, sagte Cook voller Stolz. Neben ihrer herausragenden Technik und einer neuartigen Bedienung soll die Uhr durch ihr Design zum beliebten modischen Accessoire werden. Unter anderem kann die Apple Watch Gesundheitsdaten sammeln und Kurznachrichten anzeigen. Die Bedienung erfolgt über Sprachsteuerung, über einen Touchscreen, der Druckstärke registrieren kann, sowie über eine digitale Krone, die zum Scrollen und Zoomen verwendet werden kann. Der Verkauf startet Anfang 2015. Analysten von Morgan Stanley rechnen damit, dass Apple im ersten Jahr bereits 30 Millionen Stück verkaufen könnte. Bei einem Stückpreis von 300 Dollar könnte der Konzern also rund 9 Milliarden Dollar erlösen. „Die Apple Watch hat die Kraft, ähnlich wie alle anderen Apple-Geräte zum Statussymbol zu werden“, erklärt Jean-Claude Biver, Chef des Uhrenherstellers Hublot.

Aus kurz- und mittelfristiger Sicht dürfte die wirtschaftliche Priorität dennoch auf dem Verkauf des neuen iPhone 6 liegen, das es auch in einer größeren Variante mit 5,5-Zoll-Display und Full-HD-Auflösung namens iPhone 6 Plus geben wird. Da das Smartphone von Apple die Hälfte des Konzerngeschäfts ausmacht, muss sich das 1976 gegründete Unternehmen am Erfolg dieser Produktkategorie messen lassen. Tim Cook ist jedenfalls überzeugt von der Qualität der neuen iPhones und behauptet: „iPhone 6 und iPhone 6 Plus sind die bedeutendsten Weiterentwicklungen in der Geschichte des iPhones“.

Die Apple-Kunden scheinen dem CEO zuzustimmen, und so gab es innerhalb der ersten 24 Stunden bereits mehr als vier Millionen Vorbestellungen für das neue Smartphone mit dem Apfel-Logo. Nüchtern betrachtet gibt es bei den neuen Smartphones allerdings keine großen Überraschungen. Wie von Experten erwartet, ist das iPhone 6 mit einer besseren Akkulaufzeit, einer optimierten Kamera sowie einer gesteigerten Übertragungsgeschwindigkeit ausgestattet. Zuletzt war Apples Anteil am weltweiten Gesamtmarkt für Smartphones auf zwölf Prozent abgerutscht. Insider gehen nun davon aus, dass Apple mit den neuen Modellen im Weihnachtsgeschäft zum weltweiten Marktführer Samsung signifikant aufholen dürfte.

Durch das Zahlungssystem Apple Pay wird es iPhone- bzw. Apple-Watch-Kunden in Zukunft möglich sein, per Smartphone zu bezahlen. Statt mit Bargeld oder der Kreditkarte zu zahlen, reicht bei Apple Pay ein Druck auf den Fingerabdrucksensor, der ein Zeichen an das herkömmliche Kreditkartenkonto des Kunden sendet. Dies ebnet den Weg von der analogen in die digitale Bezahlwelt. Allerdings ist die Funkchip-Technik, auch als Near Field Communication (NFC) bekannt, die das Bezahlen mit hinterlegten Kreditkartendaten ermöglicht, keine Revolution.

Apple beeinflusst diese Entwicklung durch sein neues Bezahlsystem jedoch und vergrößert den Anwendungsraum. Das komplette Bezahlsystem könnte in wenigen Jahren völlig verändert sein. „Die technischen Möglichkeiten entwickeln sich rasant. Auf Basis der aktuellen Technologien und Trends bin ich überzeugt, dass das kontaktlose Bezahlen Münzen und Scheine in 15 bis 20 Jahren weitgehend abgelöst haben wird", sagt Dietz von GFT Technologies. Allen Skeptikern und Datenschützern versichert Apple, dass beim Hinzufügen einer Kredit- oder Bankkarte zu Apple Pay die aktuellen Kartennummern weder auf dem Gerät noch auf Apple-Servern gespeichert werden.

„Wir glauben, dass Apple Pay die wichtigste Verlautbarung der Veranstaltung war“, kommentierte Gene Munster, Analyst der Investmentbank Piper Jaffray. Munster hatte sein Kursziel für die Apple-Aktien schon vorher von 105 Dollar auf 120 Dollar erhöht. Auch die Analysten von Independent Research blicken optimistisch in die Zukunft von Apple und bestätigen die Kaufempfehlung für die Aktien. Das Kursziel wird von 110,00 Dollar auf 118,00 Dollar angehoben. Das Unternehmen hat neue Produkte vorgestellt. Dazu zählen das iPhone 6 und die iWatch. Für beide Produkte sehen die Experten eine hohe Nachfrage voraus.

Auch die neue Zahlungsmethode Apple Pay kann zum Erfolgsmodell werden. All dies sollte dem Kurs noch Impulse geben. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten die Analysten einen Gewinn je Aktie von 6,41 Dollar, im kommenden Geschäftsjahr soll das Plus bei 7,12 Dollar liegen. Andy Hargreaves, Analyst des Wertpapierhauses Pacific Crest Securities, ist hingegen etwas skeptischer. Er hatte schon im Vorfeld eine Abstufung für den Fall angekündigt, dass die neuen Produkte nicht „Milliarden von Dollar an zusätzlichen Gewinnen“ einbringen könnten. Hargreaves machte seine Drohung nun wahr. Er zog seine Kaufempfehlung zurück und prognostiziert den Apple-Aktien eine marktneutrale Entwicklung. „Wir sind vom neuen iPhone 6 und 6 Plus beeindruckt, glauben aber, dass das Potenzial dieser Geräte auf dem aktuellen Niveau weitgehend im Kurs von Apple abgebildet ist.“