Apple ist plötzlich wieder ein Kauf
Neues I-Phone kommt. Neuer Investor steigt ein. Die Börse feiert ein Comeback. Doch was steckt wirklich hinter Apples iCahn?<br /><br />Die Gerüchte kochen, ein Termin wurde festgelegt, die Apple-Welt ist mächtig aufgeregt: Das neue iPhone kommt am 10. September. Wie immer vor solchen Terminen tauchen im Netz die wildesten Fotos - angeblich direkt aus den chinesischen Werken - auf, die stark verändertes Design oder neue Eigenschaften in der Benutzung versprechen. Am Ende bestätigen sich die wenigsten Gerüchte, umso mehr stellen sich als Fälschungen heraus. Und doch liebt die Börse dieses Spiel mit der Fantasie.<br />Die Aktie ist jedenfalls wieder in Bewegung gekommen. Über Monate hinweg mußten Anleger mit Apple leiden, in den sauren Apfel beißen. Vor knapp einem Jahr kostete eine Apple Aktie 700 US-Dollar, heute wird sie für unter 500 US-Dollar gehandelt. Seit dem Tod von Steve Jobs glaubten immer mehr Anleger, dass die Apple-Wundergeschichte ein Ende finde. Die Konkurrenz holte auf, durchschlagende Produktinnovationen blieben aus. Im letzten Jahr fehlten schlicht die Wachstumsaussichten, das war der Grund für den Kursrückgang. Ein Analyst nach dem anderen senkte den Daumen.<br />Doch jetzt ist plötzlich alles anderes. Spekulanten erinnern sich daran, dass zur letztmaligen Vorstellung des damals neuen iPhones die Aktie sogar auf den historischen Höchstwert von 705 US-Dollar emporschnellte. Nun spekulieren einige auf eine Wiederholung.<br />Doch ein weiterer bedeutenden Faktor ist diese Woche hinzugekommen, den die Anleger beobachten sollten - der iCahn-Faktor. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Gerät oder Programm aus der i-Reihe, also iMac, iPad oder iTunes, sondern um einen amerikanischen Großinvestor. Carl Icahn gilt als aggressiver Typ, als kühler Rehcner, der schnell zuschlägt und hohe Gewinne mitnimmt. Laut „Forbes“ ist er auf der Liste der reichsten Menschen der Welt die Nummer 26. Schon in den 80er Jahren kaufte er Unternehmen auf und schlug sie mit Gewinn wieder los. Inzwischen ist er 77 und twitterte kürzlich, dass er Apples Börsenkurs für viel zu niedrig halte - prompt schoss APC in die Höhe. Icahn steigt nun mit geschätzten 1,5 Milliarden US-Dollar beim Technologie-Unternehmen ein und ließ die Chefetage bei Apple auch gleich wissen, dass es ihm um hohe Dividenden und einen höheren Aktienkurs gehe. Er könne sich wieder einen 700 US-Dollar-Kurs vorstellen.
Wende bei der iDividende
Hinter dem Kursgewinn von fast fünf Prozent als Folge dieser Nachricht steht die Hoffnung, dass das Unternehmen seine großen Finanzreserven von 147 Milliarden US-Dollar dafür aufwendet, Aktien zurückzukaufen. Diese gigantischen Summen an Barreserven kommen daher, dass Apple mehr Geld verdient, als der Konzern reinvestieren kann. Steve Jobs hatte sich zwar bis zu seinem Tod 2011 immer dagegen gewehrt Gewinne an die Aktionäre auszuzahlen, doch seit Tim Cook das Ruder übernommen hat, werden Dividenden gezahlt. Erstmals seit 1995. 2012 wurden 5,30 US-Dollar pro Aktie ausgezahlt, 2013 bisher sogar schon 8,75 US-Dollar. Für die kommenden Jahre werden noch höhere Dividenden erwartet. Cook hat bereits angekündigt bis 2015 rund 100 Milliarden US-Dollar über Dividenden und den Rückkauf von Aktien auszuschütten. Das Ausschütten von Dividenden deutet aber auch immer auf einen negativen Trend in Sachen Wachstum hin. Jahrelang wuchsen die amerikanischen Technologie-Unternehmen und zahlten keine Dividenden; seit kurzer Zeit
scheint sich das Prozedere umgekehrt zu haben. Plötzlich sind Apple und Co. spendabel.
Auch Analysten raten zum halten bzw. kaufen des Wertpapiers. Eine Morgan Stanley-Analyse beispielsweise gibt als Kursziel 540 US-Dollar an. Und tatsächlich lässt sich rein chartanalytisch eine Bodenbildung ausmachen. „Es könnte also mittel- bis langfristig wieder aufwärts mit der Aktie APC gehen“, heißt es unter Brokern in New York.
Doch sollte man nicht vergessen, warum es in den vergangenen Monaten mit Apple abwärts ging. Der Konzener hat nämlich zusehends Probleme in neuen Märkten. Denn gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern hat Samsung die Nase vorn. Zum einen, weil Samsung mehr Wert auf den Vertrieb setzt und zum anderen liegt das an den Preisen. EIn normales iPhone ist schlicht zu teuer für die Menschen in Entwicklungsländern. Abhilfe dafür soll am 10. September vorgestellt werden: Ein günstigeres iPhone auf Kunststoffbasis wird erwartet. Jedoch sprechen viele schon von einem „Billig-iPhone“. Apple könnte daher dort die Vorteile des Kunststoffes - wie etwa eine Vielzahl von Farbvarianten - in den Vordergrund stellen. Außerdem war bereits die dritte Generation des Apple-Smartphones aus Kunststoff. Und trotzdem sehr beliebt.
Die Haltbarkeit des iApfels
Zudem hat die scheinbar unantastbare Marke Apple insbesondere durch Android-Smartphones mutige Mitstreiter bekommen: Allen voran Samsung. Das Betriebssystem Android ist wohl auch ein Grund für Apples Rückgang sein. Denn während der Branchenprimus seine Nutzer geradezu in der Apple-Welt mit Programmen wie iTunes einsperrt, ist Android ein Open-Source-Projekt und damit kompatibel auf vielen Geräten. Android ist das Betriebsystem von 80 Prozent aller Smartphones, Apple (iOS) gehören nur 14 Prozent des Marktanteils. Zwar wird damit nur Apples iPhone attackiert, aber zusammen mit dem iPad macht der Verkauf dieser beiden Geräte zwei Drittel vom Gesamtumsatz Apples aus.
Fazit: Das durchgerüttelte Apple-Papier macht langsam wieder einen stabileren Eindruck. Der Einstieg von Icahn und die Präsentation der neuen I-Phone lösen spekulative Käufe aus. Kurzfristig sieht die Aktie auch charttechnisch gut aus. Für langfristig denkende Aktionäre aber bereiten die mangelnden Wachstumsaussichten Sorgen, die hohen Dividenden aber Freude. Apple gehört zu den wertvollsten Marken der Welt - die Marktkapitalisierung des Konzerns beträgt rund 340 Milliarden Euro. Außerdem gilt die altbekannte Weisheit: Der Apple fällt nicht weit vom Kursziel. Der Apfel - der iApfel! - mag nicht mehr so kräftig und saftig wie die Jahre zuvor. Doch alt und runzlig ist er lange noch nicht. WCW