Asian Bamboo: Sturm überstanden?
„Bambus wiegt sich im Sturm, aber er bricht nicht.“ Das fernöstliche Sprichwort passt wunderbar zu Asian Bamboo. Die in der Bambusindustrie tätige chinesische Gesellschaft hatte es in den vergangenen Monaten nicht leicht. Spekulationen über Betrügereien bei Börsengängen chinesischer Firmen, ausgelöst durch den Forstkonzern Sino Forest, schickten auch ihre Aktie auf Talfahrt. Mit den in der Vorwoche vorgelegten Zahlen konnte die Firma Skeptiker aber offenbar überzeugen. Der Kurs meldete sich mit einem rasanten Anstieg zurück. Weiteres Erholungspotenzial scheint gegeben.
„Bambus lacht”, sagen die Chinesen und er wird daher als Glücksbringer sehr geschätzt. Vor allem ist er aber ein bedeutender Rohstoff. Bereits seit Jahrhunderten gilt das verholzende Riesengras, von dem einige Arten zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen der Erde gehören, in asiatischen Kulturen als verlässliches Baumaterial, da leicht, stabil und reißfest. Noch heute wird Bambus als Baustoff und für Einrüstungen sowie zur Herstellung von Spanplatten, Bodenbelägen, Furnieren und Möbeln genutzt. Bambus ist ferner ein Lebensmittel (Sprossen) oder wird für Gebrauchsgegenstände (Körbe, Fächer, Essstäbchen usw.), als Brennmaterial (Holzkohle, Pellets) sowie zur Herstellung von Fasern (Viskose) verwendet. Außerdem lassen sich chemische Stoffe gewinnen, die in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten eingesetzt werden. Kurzum: Bambus ist ein äußerst vielseitig verwendbarer nachwachsender Rohstoff, der selbst in unserer modernen Welt seinen Platz hat und diesen auch künftig behalten, ja sogar ausbauen dürfte. So ist Bambus eine vergleichsweise günstige Alternative zu anderen Holzarten, was vor dem Hintergrund einer weltweit wachsenden Bevölkerung und dem vielerorts zunehmenden Wohlstand angesichts der damit einhergehenden steigenden Nachfrage nach Rohstoffen wie Holz, Perspektiven bietet. Ähnliches gilt für die Produktion von Bambussprossen als Lebensmittel. Hinzu kommt die steigende Nachfrage nach nachhaltig produzierten Materialien.
Stämme und Sprossen
Auf diese Wachstumstreiber setzt auch Asian Bamboo. Der in Hamburg ansässige und in China tätige Konzern bezeichnet sich selbst als eines der führenden integrierten Unternehmen in der Bambusindustrie. Angefangen 1992 als Bambushändler wurde die Tätigkeit sukzessive ausgebaut und erweitert. Dazu gehörte auch die kontinuierliche Ausweitung der gepachteten Plantagenfläche. In den ersten neun Monaten 2011 kamen 6.700 Hektar hinzu, sodass Asian Bamboo nun über eine Gesamtanbaufläche von 54.511 Hektar verfügt. Mittelfristiges Ziel sind 100.000 Hektar. Laut Firmenangaben werden die Plantagen zu 100% ökologisch und ohne chemischen Dünger bewirtschaftet. Die Gesellschaft produziert darauf zwei margenstarke Schlüsselprodukte: Bambusstämme (Umsatzanteil: etwa 20%) und frische Bambussprossen (Umsatzanteil: etwa 49%). Die Stämme werden in erster Linie über inländische Zwischenhändler vertrieben. Bambussprossen, wozu neben den frischen auch getrocknete und verarbeitete gehören, werden über mehrere Vertriebswege (Großhandel, Supermärkte, Industriekunden) in ganz China abgesetzt. Beide Bereiche werden sukzessive verstärkt. So sind beispielsweise neue Verarbeitungsstätten für Bambussprossen im Bau, die voraussichtlich im zweiten Quartal 2012 und damit rechtzeitig zur Hauptverarbeitungszeit die Produktion aufnehmen sollen.
Ausbau der Wertschöpfungskette
Neben den beiden Kernprodukten wird seit Mitte 2009 der Bereich Bambusfasern aufgebaut. Hier gibt es eine strategische Partnerschaft mit dem Papier- und Zellstoffhersteller Shaowu Zhongzhu Pulp and Paper. Asian Bamboo liefert an diesen Bambus und bekommt dann nach eigenen Anforderungen hergestellte Fasern (Viskose) zurück. Das Segment erwirtschaftet inzwischen erste nennenswerte Umsätze, wenngleich der Anteil an den gesamten Einnahmen mit 5,5% noch vergleichsweise gering ist. Künftig will man sich hier nun auf die Verbesserung der Qualität der Bambusfasern und auf die Erweiterung des Vertriebsnetzes konzentrieren, wobei laut Vorstand erste Gespräche mit multinationalen Industrieunternehmen aufgenommen wurden. Erklärtes Ziel ist es, einmal jährlich 100.000 Tonnen Bambusfasern abzusetzen. Die Strategie klingt sinnvoll, wird so doch die Wertschöpfungskette erweitert. Damit setzt das Unternehmen die konsequente Umsetzung des integrierten Geschäftsmodells fort, das in den vergangenen Jahren dank der daraus resultierenden Skaleneffekte und somit maximierten Plantagenerträgen mit zum kontinuierlichen und profitablen Wachstum beigetragen hat.
Solide Zahlen
Daran knüpfte Asian Bamboo auch in den ersten neun Monaten 2011 an. Allerdings bremste das verschlechterte konjunkturelle Umfeld im Hauptabsatzmarkt China, in dem mehr als 85% der Umsätze realisiert werden, die Entwicklung im dritten Quartal. Daher wurde auch die bisherige Umsatzprognose für das Gesamtjahr von 125 auf 95 Mio. Euro recht deutlich nach unten geschraubt. Die Zahlen im Zeitraum Juli bis September können sich dennoch sehen lassen. Der Umsatz kletterte um 55% auf 22,2 Mio. Euro. Der Nachsteuergewinn nahm um 28% auf 9,1 Mio. Euro zu. Und auch in den ersten neun Monaten gab es ordentliche Zuwächse. Der Umsatz erhöhte sich um 28% auf 71,4 Mio. Euro. Der Überschuss stieg um 23% auf 27,6 Mio. Euro und das Ergebnis je Aktie (EPS) legte von 1,56 auf 1,80 Euro zu.
Langfristige Wachstumschancen
Bei Vorlage der insgesamt sehr soliden Zahlen äußerte sich Firmenlenker Lin Zuojun bezüglich der weiteren Entwicklung gemischt. Kurz- bis mittelfristig geht er wegen des von Unsicherheiten geprägten aktuellen Umfelds von einer schwächeren Entwicklung aus. So erwartet er in den nächsten Monaten wie im dritten Quartal eine anhaltende Nachfrageschwäche nach Bambusstämmen. Die Nachfrage nach Sprossen soll dagegen weitgehend stabil bleiben. Auch wären die nun angepeilten Ziele, wenn erreicht, nicht zu verachten. Neben dem Umsatzziel von 95 Mio. Euro, was einem Zuwachs zum Vorjahr von 25% entspräche, stellte der Vorstand eine Nettomarge von 40% in Aussicht. Dies lässt einen Profit von 38 Mio. Euro (+13%) sowie ein EPS von etwa 2,48 Euro erwarten. Dank der in den Vorjahren gepachteten Plantagen und den dadurch signifikanten Anstieg erntereifer Anbauflächen will Asian Bamboo zudem auch 2012 bei Umsatz und Profit zulegen. Darüber hinaus erwartet der Konzern 2012 erstmals einen positiven Netto-Cashflow. Zudem herrscht beim längerfristigen Blick nach vorn weiterhin große Zuversicht angesichts der positiven Aussichten für die chinesische Wirtschaft und den damit verbundenen eigenen Wachstumschancen.
Fazit
Die Aktie von Asian Bamboo legte zuletzt kräftig zu. Offenbar ist wieder Vertrauen zurückgekehrt, nachdem der Wert wegen des Skandals um Sino Forest in Sippenhaft genommen wurde. Die 9-Monats-Bilanz dürfte Kaufanreize geliefert haben. Zwar lief es im dritten Quartal nicht ganz so gut wie erhofft, sodass auch die Umsatzprognose für das Gesamtjahr deutlich gekürzt wurde, werden die prognostizierten Ziele erreicht, können die Investoren aber sehr zufrieden sein. Darüber hinaus stimmen die langfristigen Aussichten, sodass die niedrigeren Kurse wohl als gute Einstiegsmöglichkeit wahrgenommen wurden. Schließlich ist die Aktie nach dem Kurssturz attraktiv bewertet. Das KGV für 2011 liegt aktuell bei unter 7. Investoren, die daran glauben, dass Asian Bamboo auch künftig an eventuellen Stürmen nicht zerbricht, können spekulative Käufe in Erwägung ziehen.