Aufbruchsstimmung in magenta
Seit dem 1. Januar ist Timotheus Höttges Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Mit einer flammenden Antrittsrede schwor er seine Mitarbeiter auf seinen 5-Jahres-Plan ein. Dieser beinhaltet unter anderem eine Revolution in der intereuropäischen Telekommunikation.
Seit dem 1. Januar ist Timotheus Höttges Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Mit einer flammenden Antrittsrede schwor er seine Mitarbeiter auf seinen 5-Jahres-Plan ein. Dieser beinhaltet unter anderem eine Revolution in der intereuropäischen Telekommunikation.
Das „Paneuropäische Netz“ soll die Zukunft des Bonner Konzerns werden. Dieses soll Mobilfunk und Festnetz unter einen Hut bringen und über die europäischen Binnengrenzen hinweg funktionieren. Dazu wurde kurzerhand ein neues „Executive Commitee“, kurz ExCom, installiert, das den Netzbau koordinieren und direkt mit dem Vorstand abstimmen soll. Höttges wisse, dass die Kunden nicht primär die Technik interessiere, vielmehr wollen sie überall den schnellsten Internetzugang haben. Das sind ambitionierte Ziele, die auch eine Veränderung der Beteiligungsstrukturen hervorrufen. Europaweit werden Telekommunikationspartner gesucht, um den Netzausbau zu unterstützen. Im November wurde Telekom bereits fündig und kaufte den osteuropäischen Telekommunikations-Anbieter GTS für fast 550 Millionen Euro.
Die Telekom profitiert aktuell ebenfalls von der Fusion der US-amerikanischen Tochtergesellschaft mit dem Mobilfunkanbieter Metro PCS. T-Mobile USA und Metro PCS sind zusammen ein starkes Bündnis gegen die übermächtigen AT&T aus Texas. Kürzlich konterte T-Mobile ein AT&T-Angebot, das Kunden einen Kredit von bis zu 250 US-Dollar gewährt, wenn sie von T-Mobile zu AT&T wechseln: T-Mobile US kündigte eine Prämie von bis zu 350 US-Dollar für jeden Neukunden an, der vom US-Konkurrenten zu T-Mobile wechselt. Derartige Aktionen scheinen in Übersee zu fruchten: Im Schlussquartal letzten Jahres gewann der zu 67 Prozent der Deutschen Telekom gehörende viertgrößte Handynetzbetreiber nach eigenen Angaben über 1,6 Millionen Neukunden hinzu.
Im vorherigen Quartal waren es rund eine Million neue Kunden. Trotz der guten Nachrichten hält die deutsche Führung daran fest, sich früher oder später aus dem schwierigen US-Markt zurückzuziehen. Gute Zahlen machen es natürlich auch einfacher, einen Investor zu finden. Vodafone hat sich bereits im vergangenen Jahr aus dem nordamerikanischen Markt verabschiedet.
In Deutschland steht das Wertpapier aktuell bei rund 12,30 Euro. Ende Dezember erreichte die Aktie den höchsten Stand seit 2008 - am 27. Dezember konnte man das Papier für 12,60 Euro kaufen. Der Start ins neue Jahr begann zunächst mit Kursverlusten, nun scheint sich die Lage wieder zu stabilisieren. Das sehen auch die meisten Analysten so und empfehlen „Halten“. Analyst Markus Glockenmeier von der National-Bank hat diese Woche das Kursziel von 11,30 auf 12 Euro angehoben. Der Frequenzerwerb sei positiv für die Position von T-Mobile USA zu bewerten, da das Tochter-Unternehmen Niedrigfrequenzen in den wichtigsten US-Märkten wie etwa New York oder Los Angeles erhalte. Der Preis dafür sei relativ hoch, doch sei die Transaktion für T-Mobile strategisch sehr wichtig gewesen, um gegenüber den amerikanischen Konkurrenten bestehen zu können.
Die T-Aktie ist wieder interessant
Viele Börsianer sehen für die T-Aktie eine magische Marke bei 11,38 Euro. Sollte diese Marke unterschritten werden, könnte die Wiederaufnahme der Rallye in weite Ferne rücken. Diese Entwicklung deutet sich aber aktuell nicht an. Mit einem für 2015 erwarteten KGV von 16,94 liegt die Deutsche Telekom deutlich höher als ihre internationalen Konkurrenten.
Es gibt, ganz im Gegenteil, gute Gründe, jetzt in die Deutsche Telekom zu investieren. Diese nennt das Unternehmen teilweise sogar selbst auf ihrer Website. Besonders beliebt ist die DTE-Aktie bekanntlich wegen ihrer großzügigen Dividenden. 0,70 Euro pro Aktie sind ein Spitzenwert in Sachen Dividendenrendite im Vergleich zu anderen DAX-Werten. 2013 entsprach das beispielsweise einer Rendite von acht Prozent. Würde die Dividende in dieser Woche ausgeschüttet werden, ergäbe das eine Rendite von 4,5 Prozent. Das die Telekom ein deutsches Vorzeigeunternehmen ist, dürfte dabei unumstritten sein. Mit einer Marktkapitalisierung von 54 Milliarden Euro gehört die Deutsche Telekom zu den zehn wertvollsten DAX-Unternehmen.
Doch ist der Wechsel in der Vorstandsebene auch etwas positives für Anleger?
Zumindest verbreitet Höttges Aufbruchsstimmung, in dem er klar proklamiert, dass er die Deutsche Telekom zur klaren Nummer 1 in Europa machen möchte. Ankündigungen wie diese treiben natürlich den Kurs. Vodafone und Telefonica haben im intrakontinentalen Vergleich derzeit noch die Nase vorne. Der Belegschaft signalisiert Höttges überdies, dass er nicht - wie erwartet - noch mehr am Personal sparen will. Den Ruf eines eiskalten Sanierers will er offensichtlich loswerden. Nichtsdestotrotz steckt die Deutsche Telekom in einem Transformationsprozess, der besonders die Konzentration auf den Stammmarkt Europa beinhaltet. Außerdem wurde T-Systems offensichtlich als unrentable Schwachstelle des Konzerns ausgemacht. Im Dezember hieß es in diversen Medien, dass Telekom unter Höttges 6.000 Stellen streichen werde. In seiner Antrittsrede versicherte er aber, dass an der Geschäftskundensparte T-Systems festgehalten werde. „Um die Netze auszulasten, müssen wir überall führend sein, im Privatkundengeschäft wie bei den Firmenkunden“, begründete er diesen Schritt.
Fazit
Der T-Aktienkurs scheint die Neujahrsflaute gut überstanden zu haben und gab gegen Ende der Woche wieder positive Signale. Timotheus Höttges ist ein Telekom-Urgestein und seit diesem Jahr Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Er gibt kein geringeres Ziel aus, als Europas „Nummer 1“ werden zu wollen. Der Kurs der T-Aktie hat - wie die Aktien vieler Telekommunikationsunternehmen - bereits in den letzten Monaten ordentlich Fahrt aufgenommen und scheint noch nicht am Ziel angekommen zu sein. Zudem schüttet der Bonner Konzern nach wie vor hohe Dividenden an seine Aktionäre aus. Die weitere Entwicklung des Unternehmens bleibt spannend - auch für Aktionäre.