BASF: Allzeithoch im Visier
Mit 27% Plus seit Ende August hat die Aktie des Chemiekonzerns eine schöne Rallye verzeichnet. Bei den Investoren herrschte offenbar Zuversicht, dass BASF weiterhin gute Geschäfte macht. Die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Das Unternehmen steuert nach kräftigen Ergebniszuwächsen im dritten Quartal auf neue Rekorde im Gesamtjahr 2010 zu.
Der Vorstand erhöhte nach dem guten Abschneiden im dritten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr. Bislang lediglich angekündigt, beim Umsatz stärker zu wachsen als der Markt und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) vor Sondereinflüssen deutlich zu steigern, nannte er jetzt konkrete Ziele. BASF rechnet nun mit einem Umsatz von etwa 63 Mrd. Euro sowie einem EBIT vor Sondereinflüssen von mehr als 8 Mrd. Euro. Damit würde der Konzern die bisherigen Höchstwerte aus den Jahren 2007 und 2008 toppen. Bei den Erlösen liegt der bisherige Spitzenwert bei 62,3 Mrd. Euro und stammt von 2007. Beim EBIT vor Sondereinflüssen hatte die Gesellschaft ihren bisherigen Rekord im Jahr 2008 mit 7,32 Mrd. Euro markiert.
Deutliche Zuwächse erwartet
Sollten die Ziele für 2010 erreicht werden, würde der Konzern damit aber nicht nur neue Bestmarken setzen, sondern auch deutliche Zuwächse zum Vorjahr erzielen. Unter anderem weil er in dem rezessionsbedingt schwachen Jahr 2009 herbe Ergebniseinbrüche verzeichnet hatte und so die Ausgangsbasis relativ niedrig ist. Der Umsatz schrumpfte seinerzeit um gut 19% auf 50,7 Mrd. Euro. Das EBIT vor Sondereinflüssen sackte um 43% auf 3,68 Mrd. Euro ab. Unter dem Strich verdiente BASF mit 1,66 Mrd. Euro sogar die Hälfte weniger als 2008. Ausgehend von diesen Werten werden für 2010 somit Steigerungen von rund 24% beim Umsatz und mindestens eine Verdoppelung beim EBIT vor Sondereinflüssen erwartet.
Starke Zahlen
Bereits im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten verzeichnete der Chemieriese kräftige Zuwächse, wie die jüngst vorgelegten ersten Zahlen zeigen. Beim Umsatz verbuchte er ein Plus zum Vorjahreszeitraum von 23% auf 15,8 Mrd. Euro. Das EBIT vor Sondereinflüssen kletterte um 77% auf 2,2 Mrd. Euro. Die Gesellschaft konnte damit das hohe Umsatz- und Ergebnisniveau des zweiten Quartals halten. Und auch in den ersten neun Monaten insgesamt können sich die Ergebnisse mehr als sehen lassen. Hier stiegen die Erlöse um 27% auf 47,5 Mrd. Euro. Das EBIT vor Sondereinflüssen schnellte um 89% auf 6,4 Mrd. Euro nach oben. Angaben zum Nachsteuergewinn wurden noch nicht gemacht, aber auch hier dürfte es deutliche Steigerungen gegeben haben. Wie hoch genau, darüber dürfte der komplette 9-Monats-Bericht Aufschluss geben, den BASF am 28.Oktober 2010 vorlegen will.
Spitze in der Chemie
Firmenlenker Dr. Jürgen Hambrecht sagte mit Blick auf die ersten Eckdaten, dass die Spitzenwerte die hohe Dynamik, das verbesserte Portfolio und die operative Exzellenz von BASF widerspiegeln, die im derzeit günstigen konjunkturellen Umfeld ihre volle Wirkung entfalten. Seinen Worten zufolge ist dies die Konsequenz der Anstrengungen, mit denen in den zurückliegenden Jahren die Strategie für profitables Wachstum umgesetzt wurde. BASF bezeichnet sich selbst als das führende Chemieunternehmen der Welt. Das Portfolio reicht von Chemikalien, Kunststoffen und Veredlungsprodukten bis hin zu Pflanzenschutzmitteln, Feinchemikalien sowie Öl und Gas. Mit seinen Erzeugnissen bedient die Gesellschaft nahezu sämtliche Branchen und ist weltweit aktiv. Durch die Ausgewogenheit bei den Abnehmern ist sie relativ autark von der Entwicklung einzelner Sektoren. Allerdings ist BASF als Zykliker sehr stark abhängig von der weltweiten Wirtschaftsentwicklung, was sich nicht zuletzt an dem von der Wirtschaftskrise beeinträchtigten Geschäftsjahr 2009 und der globalen konjunkturellen Erholung im bisherigen Jahresverlauf 2010 zeigte.
Unsicherheiten und Risiken
Für das Schlussquartal 2010 ist der Vorstand, was die eigene Geschäftsentwicklung angeht, optimistisch und erwartet weiterhin ein gutes Abschneiden. Bei der längerfristigen Wirtschaftsentwicklung sieht er indes trotz der aktuellen guten Ergebnisse eine Reihe von Unsicherheiten, was die Konjunkturabhängigkeit untermauert, und dämpfte für das nächste Jahr die Erwartungen etwas. Demnach kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich die wirtschaftliche Dynamik der vergangenen Monate 2011 unverändert fortsetzen wird. Dies verwundert nicht, fällt dann doch der Basiseffekt weg, der 2010 zu den deutlichen Zuwächsen gegenüber 2009 führte. Zudem bestehen nach Aussage von BASF nach wie vor Risiken, die einen nachhaltigen Aufschwung gefährden können. Genannt wurde die hohe Verschuldung zahlreicher Länder, was die Stabilität der Finanz- und Bankensysteme bedroht. Zudem kann die nötige weltweite Konsolidierung der staatlichen Haushalte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ebenso belasten wie das Auslaufen der staatlichen Konjunkturprogramme. Nicht zuletzt ergeben sich Risiken aus volatilen Rohstoff- und Devisenmärkten, Überkapazitäten, wachsenden geopolitischen Spannungen sowie Protektionismus mit neuen Handelsbarrieren, hieß es weiter.
Fazit
Mit den ersten Eckdaten für das dritte Quartal und den deutlich angehobenen Prognosen für das Gesamtjahr hatte BASF eine schöne Überraschung im Gepäck. Völlig unerwartet kamen die guten Nachrichten aber wohl doch nicht. Der Anstieg in den vergangenen Wochen könnte ein Indiz dafür sein, dass die Anleger bereits auf eine gute Geschäftsentwicklung sowie weiterhin gute Aussichten gesetzt haben. Entsprechend stellt sich nun die Frage, inwieweit die positiven Erwartungen bereits im Kurs enthalten sind. Diese Frage stellt sich umso mehr, da das Papier nun an seinem bisherigen Allzeithoch von 52,87 Euro von Januar 2008 kratzte. Diese Marke stellt eine potenzielle Hürde dar, an der eine Konsolidierung oder Korrektur nicht ausgeschlossen werden kann, zumal auch die längerfristigen gedämpften Aussichten ein wenig die Freude über die starken Zahlen für das dritte Quartal mindern. Allerdings ist ein mögliches vorläufiges Scheitern am Allzeithoch nicht unbedingt ein Muss. Vielleicht reicht die Dynamik für einen nachhaltigen Sprung darüber. Sollte dies tatsächlich gelingen, könnte dies spekulative Käufe gemäß der Darvas-Strategie rechtfertigen. Bei diesem Handelsansatz werden getreu dem Motto „der Markt hat immer recht“ nur Aktien gekauft, deren Kurse sich auf Mehrjahres- oder Allzeithoch befinden. Zugrunde liegt dabei die Annahme, dass steigende Aktien dazu neigen, weiter zu steigen, da kaum noch Verkaufsdruck auftritt. Aber auch aus fundamentaler Sicht ist BASF angesichts einer gegenüber 2009 sicherlich angehoben Dividende sowie einer nicht zu teuren Bewertung attraktiv.