Große Ernten – kleine Erträge
BayWa: Die Gewinne des Münchener Agrarkonzerns sind eingebrochen. Grund dafür sind die gefallenen Getreidepreise. Nach dem diesjährigen Kursabsturz der Aktie besteht zugleich wieder viel Luft nach oben.

BayWa: Die Gewinne des Münchener Agrarkonzerns sind eingebrochen. Grund dafür sind die gefallenen Getreidepreise. Nach dem diesjährigen Kursabsturz der Aktie besteht zugleich wieder viel Luft nach oben.
Große Landwirtschaftsbetriebe, die massenweise Getreide kaufen müssen, um ihre Vieh zu füttern, können sich freuen. Die Preise für Weizen und Mais sind in den vergangenen zwölf Monaten um 17 Prozent eingebrochen. Grund dafür sind Rekordernten. Entgegen der früheren Befürchtung, es könnte aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung zu einem Angebotsdefizit kommen, ist genau das Gegenteil eingetreten: Das Angebot ist derzeit größer als die Nachfrage.
Wo es Gewinner gibt, sind auch Verlierer: Die BayWa AG (bis Juli 1972: Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG) leidet unter dem Getreidepreis-Verfall.
Der Abwärtstrend bei den Preisen für Getreide und auch Obst schlägt voll ins Kontor des im SDAX notierten Agrarhandelskonzerns. In den ersten neun Monaten des Jahres sackte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um mehr als die Hälfte auf 74,5 Millionen Euro ab. Gute Geschäfte in den Segmenten Energie (Vertrieb fossiler Brennstoffe) und Bau (Vertrieb von Baustoffen) konnten die Schwäche im Agrarhandel nicht auffangen. Der Umsatz gab um sechs Prozent auf 11,4 Milliarden Euro nach.
Der deutliche Gewinnrückgang ist allerdings nicht allein auf die fallenden Agrarrohstoffpreise zurückzuführen, sondern auch auf Sondereffekte im Vorjahr, da der Buchgewinn aus dem Verkauf von Immobilienpaketen realisiert worden war. Das operative Ebit der Geschäftssegmente lag in diesem Jahr nach neun Monaten bei 111,4 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 133,8 Millionen Euro gewesen.
Agrarergebnisse aus 2013 werden nicht erreicht
Dennoch belastet die derzeitige Lage am Getreidemarkt erheblich das Geschäft, wie der Konzern mitteilte. „Geprägt von hohen Erntemengen sowohl bei Getreide als auch bei Obst sowie von kontinuierlich sinkenden Preisen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, reduzierte sich der Ergebnisbeitrag des Agrargeschäfts der BayWa spürbar“, sagte BayWa-Chef Klaus Josef Lutz. So sei es nicht realistisch, die Agrarergebnisse aus 2013zu erreichen.
Um die Marktchancen der BayWa im Agrarbereich zu erhöhen, sollen die Geschäfte nun international kontinuierlich ausgebaut werden, betont Lutz, der auf die geplante Neuorganisation des nationalen Obstgeschäfts zum Jahreswechsel verweist. Dadurch solle sich das nationale Obstgeschäft noch stärker an den internationalen Märkten orientieren und vor allem von einer Erschließung von Vertriebswegen nach Asien profitieren. „Auch die Eröffnung einer Niederlassung von Cefetra in Italien als erster Schritt zur Bearbeitung der südeuropäischen Märkte ist im Hinblick auf unsere Strategie von Bedeutung, das führende europäische Unternehmen im Bereich Agrarhandel, -distribution und -logistik mit globaler Ausrichtung zu sein“, so Lutz.
Aktienkurs auf Talfahrt
Im Segment Agrar, das den Handel mit Agrarbetriebsmitteln und -erzeugnissen sowie die Bereiche Obst und Technik umfasst, erzielte der Konzern in den ersten neun Monaten 2014 einen Umsatz von rund 7,7 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es 8,3 Milliarden Euro gewesen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei rund 69,8 Millionen Euro (Vorjahr: 103,3 Millionen Euro).
Die schleppende Geschäftsentwicklung spiegelt sich auch im Kurs der BayWa-Aktie (WKN: 519406). Der Titel stürzte in diesem Jahr um rund 20 Prozent ab, derzeit notiert das Papier bei knapp 30 Euro. Die entscheidenden Anlegerfragen sind: Wie geht es nun weiter? Gibt es nach den Kurseinbrüchen wieder Luft nach oben?
Analysten sind zuversichtlich
Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe jedenfalls hat sein Kursziel nach unten korrigiert: von 43 auf 38 Euro. Dennoch ist die Aktie für die Analysten nach wie vor ein „Kauf“. Die getreideproduzierenden Landwirte warten nach Meinung der Banker auf bessere Agrarpreise und zögerten mit dem Ernteverkauf. Im Hinblick auf eine Normalisierung der Margen im kommenden Geschäftsjahr betrachtet Lampe die schwächeren Kurse als Einstiegsgelegenheit. Die DZ Bank hat den fairen Wert für BayWa von 44,50 auf 36 Euro gesenkt, aber ebenfalls die Einstufung auf „Kaufen“ belassen. Zugleich sehen die Experten der Bank die Aktie als unterbewertet an, zudem die Marktstellung des Unternehmens herausragend sei. Die Deutsche Bank hat das Kursziel ebenfalls nach unten korrigiert: von 37 auf 33 Euro. Die Bank empfiehlt das Papier zu halten. Mit Ausnahme der Sparte Agrar seien die verschiedenen Unternehmensbereiche aber auf einem guten Weg, ihre Jahresziele zu erreichen.
Für die Analysten besteht offensichtlich durchaus noch Hoffnung, dass es mit dem Kurs der BaWa-Aktie wieder nach oben geht. Die Verlierer von heute können eben auch die Gewinner von morgen sein.