Bechtle: Auf Rekordkurs!
Das äußerst schwache Gesamtmarktumfeld mit kräftig eingebrochenen Aktienkursen gibt Schnäppchenkäufern die Gelegenheit, günstiger in ausgewählte Werte einzusteigen. Bei einigen Papieren führte dies in der vergangenen Woche bereits zu kräftigeren Gegenbewegungen. Im Fall des IT-Dienstleister Bechtle gab es zudem starke Halbjahreszahlen sowie einen optimistischen Ausblick, was ebenfalls Käufer anlockte.
Aufgrund der bereits starken Geschäftszahlen des Vorjahres in Verbindung mit einer nachlassenden konjunkturellen Dynamik dürften sich die Wachstumsraten im Jahresverlauf zwar verringern, dennoch erwartet Bechtle ein neues Rekordjahr. Firmenchef Dr. Thomas Olemotz geht davon aus, dass sich die positive wirtschaftliche Entwicklung fortsetzt. Für das Gesamtjahr erwartet er konkret ein Umsatzplus von mindestens 15% auf rund 2 Mrd. Euro. Gleichzeitig soll die Profitabilität 2011 im Vergleich zum Vorjahr verbessert werden. „Der unverändert gute Auftragseingang zu Beginn des dritten Quartals stimmt mich zuversichtlich, dass Bechtle erneut einen Umsatz- und Ergebnisrekord erzielen wird – immer vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickeln sich auch im zweiten Halbjahr positiv. Darüber hinaus beschäftigen wir uns intensiv mit der weiteren Expansion in Europa und dem Ausbau des IT-Lösungsgeschäfts. Wir wollen auch künftig profitabel über Marktniveau wachsen“, erklärte der Vorstand.
Plausibel und vielversprechend
Profitabel gewachsen ist der Konzern auch im zweiten Quartal. Basis dafür ist das Geschäftsmodell, mit dem er sich von der Konkurrenz abhebt. Der Konzern setzt auf die Kombination von Systemhaus-Dienstleistungen mit dem Direktvertrieb von IT-Produkten, bietet somit aus einer Hand ein lückenloses herstellerunabhängiges Angebot rund um die IT-Infrastruktur. Eine plausible und vielversprechende Strategie, sie seit Jahren fruchtet. Seit der Gründung 1983 ist die Gesellschaft kontinuierlich gewachsen. Heute ist sie mit rund 60 Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv und zählt europaweit zu den führenden E-Commerce-Anbietern im IT-Bereich. Mehr als 56.000 Kunden aus den verschiedensten Industrie- und Dienstleistungsbranchen sowie dem öffentlichen Sektor werden derzeit betreut. Im größten Segment (IT-Systemhaus & Managed Services), das im ersten Halbjahr knapp 65% zum Umsatz beisteuerte, bietet der Konzern seinen überwiegend mittelständischen Kunden IT-Strategieberatung, die Lieferung von Hard- und Software, Projektplanung und -durchführung, Systemintegration, Wartung und Schulung sowie den Teil- oder Komplettbetrieb der IT an.
Stark im Direktvertrieb
Höchste Transparenz bei Preis und Verfügbarkeit, dies ist das Credo im Bereich IT-E-Commerce. Bechtle bietet in diesem Segment über Internet, Katalog und Telefon mehr als 44.000 IT-Produkte im Direktvertrieb an. Aktiv ist man dabei mit eigenen Gesellschaften in 13 zentralen europäischen Märkten. Zudem gehört die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge zu den wenigen Anbietern, die in der Lage sind, tagesaktuell für das gesamte Sortiment Preise und Verfügbarkeiten bereitzustellen. Daneben zeichnet sich der Konzern durch schlanke Prozesse und eine leistungsstarke Logistik aus. Laut Vorstand ein wichtiger Wettbewerbsvorsprung. Mit bios® kann er seinen Kunden zudem ein maßgeschneidertes Online-Beschaffungssystem liefern, das durch unternehmensspezifische Warenkörbe und papierlose Versandabwicklung die Prozesskosten bei der Beschaffung von IT-Produkten erheblich reduziert.
Steigende Ergebnisse
Beide Säulen trugen zur erfolgreichen Entwicklung im zweiten Quartal bei. Im Segment IT-Systemhaus & Managed Services kletterte der Umsatz um 20,9% auf 294,7 Mio. Euro. Bechtle profitierte in diesem Segment von der anhaltend hohen Investitionsbereitschaft seiner Kunden und der starken Wettbewerbsposition im IT-Markt. Zudem wirkten sich die im Vorjahr getätigten Akquisitionen positiv aus. Im Segment IT-E-Commerce setzte sich ferner die bereits in den Vorquartalen spürbar belebte Nachfrage nach Hardware und Standardsoftware fort, was zu einem Anstieg der Erlöse um 23,6% auf 162,3 Mio. Euro führte. Insgesamt erwirtschaftete Bechtle somit einen Umsatz von 457 Mio. Euro, ein Plus von 21,9%. Überproportional zu den Einnahmen verbesserten sich die Erträge. So erhöhte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 84,6 % auf 19,6 Mio. Euro. Die entsprechende EBIT-Marge legte von 2,8 auf 4,3% zu. Mit einem Vorsteuerergebnis (EBT) von 19,9 Mio. Euro übertraf der Konzern den Vorjahreswert um 80,9%, was zu einer von 2,9 auf 4,4% verbesserten EBT-Marge führte. Der Nachsteuergewinn kletterte von 8,3 auf 14,5 Mio. Euro.
Starkes Halbjahr
Mit der sehr positiven Entwicklung im Zeitraum April bis Juni setzte Bechtle seinen profitablen Wachstumskurs des Auftaktquartals fort, was sich auch in den Halbjahreszahlen widerspiegelt. Der Umsatz in den ersten sechs Monaten erhöhte sich demnach um 25,1% auf 913,1 Mio. Euro. Beim EBIT ging es um 82,6% auf 37,5 Mio. Euro aufwärts. Vor Steuern nahm der Profit um 78,9% auf 38 Mio. Euro und nach Steuern um 73,9% auf 27,7 Mio. Euro zu. „Bechtle verzeichnete ein außerordentlich starkes erstes Halbjahr. Wir konnten deutlich über Marktniveau wachsen und unsere Profitabilität weiter verbessern. Gleichzeitig kommen wir bei der strategischen Positionierung als IT-Lösungsanbieter sehr gut voran“, freute sich der Firmenchef.
Fazit
Der IT-Dienstleister setzte im zweiten Quartal seinen profitablen Wachstumskurs fort und dürfte auch künftig daran anknüpfen. Zwar haben sich die Wolken bezüglich der weltweiten konjunkturellen Entwicklung zuletzt etwas verdunkelt und angesichts der erwarteten nachlassenden Dynamik dürften sich die Wachstumsraten im Jahresverlauf verringern, dennoch erwartet Bechtle ein neues Rekordjahr. Und auch langfristig stehen die Chancen für weitere Steigerungen bei Umsatz und Profit gut. Bechtle zeichnet sich durch ein plausibles und aussichtsreich erscheinendes Geschäftsmodell aus, das Systemhaus-Dienstleistungen mit dem Direktvertrieb von IT-Produkten verknüpft und das sich in den vergangenen Jahren als tragfähig erwiesen hat. Dazu trägt auch die starke Marktposition des Konzerns bei. Abgesehen von den guten Zahlen zur Geschäftsentwicklung überzeugt Bechtle durch eine solide Finanzstruktur. Mit einem erwarteten KGV (2011e) von etwa 10 ist das Papier ferner nicht zu teuer. Angesichts des von uns äußerst vorsichtig prognostizierten Anstiegs des Ergebnisses je Aktie (EPS) von rund 18% könnte das Papier zudem noch günstiger sein, wenn man bedenkt, dass es im ersten Halbjahr eine kräftige Steigerung des EPS von 73,9% gab und das traditionell stärkste Quartal im Jahresverlauf, das vierte, noch aussteht.